Mücken
Thema: Sünde, Anhänglichkeit a. d. Sünde
„Tote Mücken“, sagt der Weise (Koh 10,1), „zerstören und verderben den Wohlgeruch der Salben.“ Er will sagen: Mücken, die nicht auf der Salbe sitzen bleiben, sondern nur im Vorübergeben davon naschen, verderben nur das, was sie nehmen; bleiben sie aber an der Salbe hängen, so dass sie zugrunde gehen, dann wird diese verdorben und unbrauchbar. So schaden auch lässliche Sünden einem frommen Menschen wenig, wenn er nicht an ihnen hängt; schlagen sie aber in der Seele Wurzeln, indem man sie lieb gewinnt, dann verderben sie die heilige Frömmigkeit. (DASal 1, Seite 65)
Kommentiert: Liebgewonnene Sünden verderben mehr als die einzelne Sünde
Wie die Stiche der Bienen mehr schmerzen als Mückenstiche, so schmerzt auch das Leid mehr, das gute Menschen zufügen, und ihre Gegnerschaft ist viel schwerer zu ertragen als jede andere; und doch geschieht es oft, dass gute Menschen, beide guten Willens, durch die Verschiedenheit ihrer Ansichten einander große Schwierigkeiten und viel Leid bereiten. (DASal 1, Seite 113)
Kommentiert: Streit unter Freunden tut meist mehr weh
Wölfe und Bären sind gewiss gefährlicher als Mücken, sie plagen, ärgern und reizen uns aber bestimmt nicht so zur Ungeduld. Es ist nicht schwer, sich eines Mordes zu enthalten, wohl aber, alle kleinen Zornausbrüche zu unterdrücken, wozu fast jeden Augenblick Gelegenheit ist. Es ist leicht, keinen Ehebruch zu begehen, nicht immer aber so leicht, jedes Liebäugeln zu meiden, zu verhindern, dass man Liebesäußerungen und Gunstbezeigungen empfängt oder gibt, Schmeichelworte unterdrückt oder zurückweist. Es ist leicht, den Diebstahl zu meiden, schwerer dagegen, fremdes Gut nicht zu begehren; leicht, keinen Meineid zu schwören, aber schwer, in Gesellschaft immer ganz bei der Wahrheit zu bleiben; leicht, dem Nächsten nicht den Tod zu wünschen, schwer, ihm einen Nachteil nicht zu gönnen; leicht, ihn nicht zu verleumden, schwer, ihm keine Geringschätzung zu zeigen. (DASal 1, Seite 222)
Kommentiert: Auf die kleinen Dinge achten
Thema: Versuchung, Hinwendung zu Gott
Die kleinen Versuchungen zu Eitelkeit, Argwohn und Ärger, zu Eifersucht, Liebeleien und ähnlichen Torheiten tanzen wie Mücken und Fliegen vor unseren Augen herum, stechen uns bald auf die Wange, bald auf die Nase; es ist unmöglich, von dieser Belästigung ganz verschont zu bleiben. Wir leisten ihnen den wirksamsten Widerstand, wenn wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie sind wohl unangenehm, können uns aber nicht schaden, wenn wir entschlossen sind, Gott zu dienen. Verachte also diese kleinen Angriffe! Lass dich nicht einmal dazu herab, an das zu denken, was sie von dir wollen. Lass sie um dich herumsummen und brummen, soviel sie wollen. Lass sie dich umschwärmen wie die Mücken. Wenn sie herankommen, um dich zu stechen und sich in deinem Herzen festzusetzen, dann wische sie einfach weg, ohne dich in einen Kampf einzulassen und dich weiter mit ihnen abzugeben. Tu irgendetwas, was ihnen entgegengesetzt ist; erwecke besonders Akte der Gottesliebe. Versteife dich nicht einmal auf die jeder Versuchung entgegengesetzte Tugend; das hieße ja, mit der Versuchung streiten. Setze einen Tugendakt, der einer bestimmten Versuchung widerspricht, wenn du Zeit hattest, die Art der Versuchung zu erkennen. Dann wende dein Herz dem gekreuzigten Heiland zu und küsse liebevoll seine heiligen Fußwunden; das ist das beste Mittel, den Feind zu besiegen, bei großen wie bei kleinen Versuchungen. (DASal 1, Seite 223)
''Kommentiert: Sich Gott zuwenden in der Versuchung
Wofür hältst du dich vor Gott? Wohl für ein Nichts? Nun, es ist keine große Demut für eine Mücke, neben einem Berg sich als Nichts einzuschätzen, auch nicht für den Wassertropfen, sich für nichts zu halten im Vergleich zum Meer, und nicht für einen Funken, sich für nichts zu halten neben der Sonne. Die Demut besteht aber darin, dass man auch von anderen nicht höher eingeschätzt werden will. Wie steht es in dieser Hinsicht? (DASal 1, Seite 251)
Kommentiert: Demut vor Gott und den Menschen
Thema: Zerstreuung, Menschsein
Zwei Dinge gehören dazu: Sterben und in den Himmel kommen. Dann erst können wir nie mehr von Gott getrennt werden, dann erst werden wir unlöslich ihm anhangen und ganz eins mit ihm geworden sein. - Aber auch das war es nicht, was ihr eigentlich wissen wollt, sondern ihr wünscht euch ein Mittel, dass keine Fliege, d. h. auch nicht die geringste Zerstreuung euren Geist von Gott abziehe. - Erlaubt einmal, meine Töchter, nur die Sünde trennt euch von Gott, nicht aber eine Mücke, eine Zerstreutheit, wie ihr meint. (DASal 2, Seite 131)
Kommentiert: Geduld mit sich haben in der Zerstreuung
Thema: Betrachtung, Fruchtbringen
Jedes Betrachten ist ein Nachdenken, aber nicht jedes Nachdenken ist ein Betrachten. Häufig gehen wir Gedanken nach, ohne Ziel und Absicht, einfach zum Zeitvertreib, und gleichen Mücken, die da und dort auf Blumen herumfliegen, ohne etwas aus ihnen herauszuholen. Dieses Denken, so aufmerksam es auch sein mag, kann nicht als Betrachtung gewertet werden; es ist nichts anderes als ein einfaches "Denken". Manchmal denken wir aufmerksam über etwas nach, um dessen Ursachen, Wirkungen und Eigenschaften kennen zu lernen. Solches Nachdenken nennt man Studieren; wir gleichen dann Maikäfern, die unterschiedslos auf Blätter und Blüten fliegen, um sie zu benagen und sich davon zu nähren. Denken wir aber über göttliche Dinge nach, nicht um unsere Kenntnisse zu vermehren, sondern um sie noch mehr zu lieben. so heißt das betrachten, und die Übung Betrachtung. Da suchen wir die Blüten der heiligen Mysterien nicht auf, um wie Mücken nur herumzufliegen; auch nicht, um wie Maikäfer uns davon zu nähren und damit zu sättigen, sondern wie Bienen, voll heiligen Eifers, um daraus den Honig göttlicher Liebe zu gewinnen. Es gibt Menschen, die immer grübeln und ständig mit unnützen Gedanken beschäftigt sind, fast ohne zu wissen, woran sie denken. Das Merkwürdige ist, daß sie sich aus Gedankenlosigkeit in Gedanken ergehen, die sie eigentlich nicht haben wollen. Das bezeugt auch jener, der sagte: "Meine Gedanken haben sich zerstreut und quälen mein Herz" (Job 17,11). Andere studieren aus Neugierde und füllen ihren Kopf in mühsamer Arbeit mit eitlem Wissen; doch nur wenige gibt es, die sich der Betrachtung hingeben, um ihr Herz zu heiliger, himmlischer Liebe zu entflammen. (DASal 3, Seite 275)
Kommentiert: Betrachtung will Fruchtbarkeit hervorbringen
Thema: Bußsakrament, Gelübde, Skrupel
Es ist nicht notwendig, in der Beichte von solch kleinen Gedanken zu reden, die wie Mücken vor unseren Augen hin- und herschwirren; auch nicht davon, dass die fühlbare Freude über Ihre Gelübde nachließ, denn all das sind keine Sünden, sondern nur Verdrießlichkeiten und Unannehmlichkeiten. (DASal 5, Seite 99)
Kommentiert: Fühlbare Freude können wir nicht machen.
Thema: Ertragen, Toleranz, das Gute sehen
Sich erinnern, dass die Stiche der Bienen schmerzlicher sind als die der Mücken, dass man aber wegen ihres Honigs nicht aufhört, sie zu lieben, auch wenn sie stechen ... (DASal 8, Seite 317)
Kommentiert: Der Blick auf die guten Seiten erleichtert, Schwierigkeiten zu ertragen
Thema: Denken, Betrachtung, Kontemplation
Beachtet folgende Akte: Denken, Studium, Meditation, Kontemplation. Das Denken gleicht den Mücken, das Studium den Maikäfern, die Meditation den Bienen, die Kontemplation der Bienenkönigin. (DASal 9, Seite 164)
Kommentiert: Gedanken schweifen lassen, Nutzen daraus ziehen und Fruchtbringen.
Thema: Denken, Gebet, Betrachtung
Das einfache Denken besteht darin, dass wir uns flüchtig mit einer Vielfalt von Dingen beschäftigen, ohne irgendeine Absicht, wie es die Mücken machen; sie setzen sich auf die Blumen, ohne die Absicht, irgendeinen Saft aus ihnen zu gewinnen; sie lassen sich auf ihnen nur nieder, weil sie ihnen gerade begegnen. Wenn unser Verstand auf diese Weise von einem Gedanken zum anderen wandert, selbst wenn diese Gedanken Gott betreffen, wenn sie aber kein Ziel haben, dann sind sie weit davon entfernt, gut zu sein, sondern sie sind unnütz, abträglich und bilden ein großes Hindernis für das Gebet. (DASal 9, Seite 220)
Kommentiert: Sich Verlieren in ziellosen Gedanken führt weg vom Beten
Thema: Aktion, Kontemplation, Liebe
Die Kaninchen werfen alle drei Wochen Junge; es gibt eine Menge von Häschen, abertausende von Fliegen, unzählige Mücken, aber nur sehr wenige Adler. Der Elefant bekommt nur ein Kalb, ein Elefantenjunges; die Löwin wirft immer nur einen jungen Löwen. Ebenso besteht die Übung der Martha aus einer Vielzahl von Akten, aber jene der Maria, nämlich die Liebe, nur aus einem einzigen, nämlich in der Verbindung und Vereinigung, wie wir gesagt haben. (DASal 9, Seite 289)
Kommentiert: Die Liebe gibt allem den Wert
Thema: Größe Gottes, Erkenntnis
Wie bist du unbegreiflich und wie froh bin ich darüber, dass du es bist! Nein, ich möchte dich nicht begreifen können, denn du wärest zu klein, wenn eine so kleine und winzige Fassungsgabe dich begreifen könnte. Dann muss man sich an den eigenen Verstand wenden: Was denn, du kleine Mücke, genährt im Moder meines Fleisches, willst du dir die Flügel verbrennen in dem unermesslichen Feuer der göttlichen Allmacht, das die Seraphim verzehren und verschlingen würde, wenn sie sich auf solche Neugierde einlassen wollten? Nein, du kleiner Schmetterling, dir steht es nur zu, diesen Abgrund anzubeten, nicht ihn zu ergründen. (DASal 12, Seite 217)
Kommentiert: Die Größe Gottes ist nicht fassbar.
Die heilige und echte Demut bewirkt, dass sich die Seele für sehr gering vor Gott erachtet; aber nicht nur vor Gott (für eine Mücke ist es leicht, sich im Vergleich mit einem Elefanten für nichts zu halten), sondern auch vor den Geschöpfen. Sie hält sich für das geringste und unvollkommenste von allen, sie demütigt und erniedrigt sich, hält sich für gering, verächtlich und bar alles Guten. (DASal 12, Seite 322)
Kommentiert: Demut vor Gott und den Menschen
Thema: Kleine Tugenden, Einbildung
Haben Sie stets große Güte und Freundlichkeit. Sie wissen, dass die Freundlichkeit die Blüte der Liebe ist. Bemühen Sie sich, die kleinen Gelegenheiten zu meistern, die Gott Ihnen bereitet; wenden Sie dabei Ihre Tugend an, und nicht um große Werke zu wünschen; denn oft lässt man sich von einer Mücke erschlagen, während man in der Einbildung gegen Ungeheuer kämpft. (DASal 12, Seite 387)
Kommentiert: Kleine Schritte sind effektiver als große Gedanken