Pflanzen
Glaube mir, die Frömmigkeit ist das Schönste, was es gibt. Sie ist die Königin der Tugenden, die Vollendung der Liebe. Ist die Liebe eine Pflanze, dann ist die Frömmigkeit ihre Blüte; ist sie ein Edelstein, dann ist die Frömmigkeit sein Glanz; ist sie ein kostbarer Balsam, dann ist die Frömmigkeit dessen Duft, ein lieblicher Duft, der die Menschen erquickt und die Engel erfreut. (DASal 1, Seite 37)
Kommentiert: Frömmigkeit, die Königin der Tugenden und Vollendung der Liebe.
Bei der Schöpfung befahl Gott den Pflanzen, Frucht zu tragen, jede nach ihrer Art (Gen 1,11). So gibt er auch den Gläubigen den Auftrag, Früchte der Frömmigkeit zu tragen; jeder nach seiner Art und seinem Beruf. Die Frömmigkeit muss anders geübt werden vom Edelmann, anders vom Handwerker, Knecht oder Fürsten, anders von der Witwe, dem Mädchen, der Verheirateten. Mehr noch: die Übung der Frömmigkeit muss auch noch der Kraft, der Beschäftigung und den Pflichten eines jeden angepasst sein.1 (DASal 1, Seite 37)
Kommentiert: Die Frömmigkeit trägt Früchte verschiedener Art.
Hast du die Früchte der geistlichen Freuden treu bewahrt, dann wirst du neue dazubekommen, denn wer hat, dem wird noch gegeben, wer aber nicht hat, was man ihm gab, sondern durch eigene Schuld verlor, dem wird man sogar das nehmen, was er hat (vgl. Mt 25,29) Der Regen belebt wohl die Pflanzen, solang sie grün sind, den verdorrten aber nimmt er sogar die Möglichkeit, wieder aufzuleben, sie verfaulen ganz und gar. (DASal 1, Seite 236)
Kommentiert: Bewahren und Pflegen des geistlichen Lebens lässt wachsen.
Seelen, die auf der Suche nach Vollkommenheit so geschäftig tun, scheinen nicht zu wissen oder vergessen zu haben, was ihnen der Prophet Jeremias zuruft: "Du armer Mensch, du rühmst dich deiner Arbeit und deines Fleißes. Weißt du nicht, dass du wohl den Acker bestellen, pflügen und die Saat ausstreuen sollst, dass aber Gott den Pflanzen das Wachstum gibt, dass ihm der befruchtende Regen und die reiche Ernte zu verdanken ist? Du magst wohl die Pflanzen begießen, es wird dir aber nichts nützen, wenn Gott nicht deiner Arbeit seinen Segen gibt. So verdankst du die Ernte nicht deinem Schweiße, sondern seiner Güte; von ihr musst du dich also ganz abhängig fühlen" (Jer 5,24; 9,23; 12,13).
Kommentiert: Gott lässt wachsen.
Allerdings, Theotimus, gibt es gewisse Leidenschaften im Menschen, die sich auf der Liebe einnisten gleich Schmarotzerpflanzen auf Bäumen. Sie entstehen inmitten der Liebe und um die Liebe herum, sind aber weder Liebe, noch gehören sie zur Liebe; sie sind vielmehr Auswüchse und wilde Schösslinge an ihr, die sowohl zur Bewahrung wie auch zur Vervollkommnung der Liebe unnütz sind, aber sie im Gegenteil sehr schädigen, schwächen und sogar, wenn sie nicht rechtzeitig ausgetilgt werden, gänzlich zugrunde richten. (DASal 3, Seite 74)
Kommentiert: Höre in dein Herz und prüfe, wovon es bewegt wird.
Ein anderer Vergleich: Die Pflanze Dodecatheos, die nach einem Bericht des Plinius (H.n. 25,4) alle Krankheiten heilt, ist weder Rhabarber noch Sennesblatt, weder Rose noch Betonie noch Ochsenzungenkraut, sondern nur eine einfache Pflanze, die in der ihr eigenen einzigen Einfachheit so viel Heilkraft enthält, wie alle übrigen Arzneipflanzen zusammen. (DASal 3, Seite 99)
Kommentiert: In der Einfachheit liegt viel Heilkraft.
Auch die Ziegenhaare, die man im Alten Bund im Tempel darbrachte, wurden als ein Gott wohlgefälliges Opfer aufgenommen (2.Mos 35,26). So sind auch kleine Handlungen, wenn sie aus der Liebe hervorgehen, Gott angenehm und gereichen uns zum Verdienst. So wie im fruchtbaren Arabien nicht nur die aromatischen Gewächse, sondern auch alle anderen Pflanzen Wohlgerüche verbreiten, weil sie diesem gesegneten Boden entsprießen (Plin.H.n. 1,12), so strömen auch in einer liebenden Seele nicht nur die großartigen, sondern auch die geringfügigen Werke den Duft heiliger Liebe aus, lassen ihn gleichsam vor Gottes Majestät verströmen, der deshalb die Liebe noch vermehrt. (DASal 3, Seite 164)
Kommentiert: Kleine Handlungen, die aus der Liebe hervorgehen, bringen mehr Heil als die großartigen.
Thema: Vereinigung mit Gott, Entflammt
Die Pflanze Aproxis hat eine so starke Eignung für Feuer, dass sie selbst von der Ferne die Flamme an sich zieht, sobald sie ihrer gewahr wird, und dann zu brennen anfängt. Nicht die Hitze des Feuers, sondern der Feuerschein bringt sie zum Brennen (Plin. Hist. nat. 24,17). So kann auch unser Herz, wenn es sich die göttliche Güte vergegenwärtigt und deren Vollkommenheiten durch das Wohlgefallen an sich gezogen hat, in Wahrheit sagen: Die Güte Gottes ist ganz mein, da ich mich ihrer Herrlichkeit erfreue; und ich gehöre ganz ihr, da ihre Freuden mich ganz in Besitz nehmen. (DASAl 3, Seite 241)
Kommentiert: Wärme und Licht entzünden ein Feuer der Liebe.
Thema: Hinwendung zu Gott, Lichtquelle
Fast alle Pflanzen, die gelbe Blüten haben, und selbst die wilde Zichorie, die blaue Blüten trägt, wenden diese immer gegen die Sonne und folgen so ihrem Lauf. Aber die Sonnenblume dreht nicht nur ihre Blüten, sondern auch alle ihre Blätter dieser großen Leuchte zu. So wenden auch alle Auserwählten die Blume ihres Herzens, die der Gehorsam gegen die Gebote ist, dem göttlichen Willen zu. Doch die von der heiligen Liebe mächtig erfassten Seelen schauen auf die göttliche Güte nicht nur durch den Gehorsam gegen die Gebote, sondern auch durch die Gesamtheit ihrer Empfindungen. Sie folgen so dem Lauf dieser göttlichen Sonne in allem, was sie ihnen befiehlt, anrät und eingibt, ohne Vorbehalt und Ausnahme. Sie können mit dem Psalmisten sagen: "Herr, du hast meine rechte Hand ergriffen, hast mich nach Deinem Willen geleitet und in Herrlichkeit entrückt" (Ps 72,24). (DASal 4, Seite 115)
Kommentiert: Setze dich Gottes liebendem Blick aus.
Thema: Sünde, Buße, Bußsakrament
Ein strenger Winter ertötet alle Pflanzen der Fluren; würde er immer andauern, so würden auch sie immer in diesem Zustand des Todes bleiben. Die Sünde, dieser traurige und ganz furchtbare Winter der Seele, ertötet alle heiligen Werke, die er in ihr vorfindet; würde sie immer andauern, so könnte nichts mehr Leben und Kraft wiedererhalten. Beim Einzug des lieblichen Frühlings keimen und treiben dank dieser schönen fruchtbaren Jahreszeit nicht bloß die neuen Samen, die in die Erde gestreut wurden, je nach ihrer Art, - nein, auch die alten Pflanzen, die die Strenge des Winters verwelkte, ausdörrte und ertötete, ergrünen neu, erstarken und gewinnen Kraft und Leben zurück. So werden auch, wenn die Sünde getilgt ist und die Gnade der göttlichen Liebe in die Seele zurückkehrt, nicht nur die neuen Regungen, welche die Rückkehr dieses heiligen Frühlings mit sich bringt, viele Verdienste und Segnungen hervorbringen, sondern die Werke, die durch die Strenge des Winters der früheren Sünde ihre Schönheit und ihr Leben eingebüßt haben, werden auch, wie von ihrem Todfeind befreit, neue Kraft gewinnen, erstarken und gleichsam auferstehen, aufs neue erblühen und für das ewige Leben an Verdiensten fruchtbar werden. (DASal 4, Seite 261)
Kommentiert: Versöhnung schenkt neues Leben.
Wir sehen manche Pflanzen, bei denen alles zu irgendetwas zu gebrauchen ist: die Blätter, die Blüten und die Früchte. Um mich kurz zu fassen, will ich nur von einer sprechen. Betrachtet den Weinstock. Seine Blüten sind nicht nur schön anzusehen, sie sind auch geeignet als Mittel gegen das Gift der Schlange; seine Frucht dient auch, solange sie noch nicht reif ist, zum Gebrauch des Menschen (denn aus ihr bereitet man einen Saft, der für die Gesundheit sehr nützlich ist). Sie wächst aber stets weiter, bis sie ihre Reife erreicht hat; dann liefert sie uns einen sehr bekömmlichen und köstlichen Wein. Es gibt andere Pflanzen, die wahrhaft gute und liebliche Früchte tragen, die aber keine Blüten haben. Von dieser Art sind die Feigenbäume. Ihr Stamm ist rau und hat nichts Angenehmes; ihre unreifen Früchte sind gewiss sehr herb; sie haben keinen Geschmack, schmecken im Gegenteil fad. Sind sie aber reif, so gibt es nichts so Süßes und Liebliches wie die Feige, die um so angenehmer im Geschmack ist, als sie am Anfang unschmackhaft war. Von dieser zweiten Art sind die Heiligen, zu denen der hl. Augustinus gehörte. So ist es nicht ohne geheimnisvolle Bedeutung, dass er sich ausgerechnet im Schatten eines Feigenbaumes bekehrte. Das sollte zeigen, dass die Früchte seines reifen Lebens, obwohl sein Anfang roh und schlecht war, doch sehr kostbar wurden. (DASal 9, Seite 391)
Kommentiert: Kostbarkeiten brauchen Zeit.
Thema: Verwurzelt, Kirche, Papst
Wenn der Gärtner die glühenden Sonnenstrahlen ständig auf einer jungen Pflanze liegen sieht, gießt er nicht auf jeden Zweig Wasser, um sie vor dem drohenden Austrocknen zu bewahren; er glaubt vielmehr, dass alles andere in Sicherheit ist, wenn er die Wurzel gut begossen hat, weil die Wurzel die Feuchtigkeit über die ganze übrige Pflanze verbreitet. So hat Unser Herr, nachdem er die heilige Gemeinschaft der Jünger gepflanzt hatte, für das Haupt und die Wurzel gebetet, damit das Wasser des Glaubens dem nicht mangle, der damit alles übrige versorgen musste, und damit durch Vermittlung des Oberhauptes der Glaube stets in der Kirche erhalten bleibe. Er betete deshalb für den hl. Petrus im besonderen, aber zum allgemeinen Vorteil und Nutzen der ganzen Kirche. (DASal 10, Seite 191)
Kommentiert: Eingewurzelt sein in Gott schenkt dem Leben Kraft und Festigkeit.