Spiegel
Thema: Unvollkommenheit, Gewissen, Umkehr
Je heller es wird, desto deutlicher sehen wir im Spiegel Flecken und Unsauberkeiten an unserem Gesicht. Ebenso sehen wir in dem Maße, als das innere Licht des Heiligen Geistes unser Gewissen erleuchtet, an ihm deutlicher und klarer Sünden, Neigungen und Unvollkommenheiten, die uns daran hindern können, die wahre Frömmigkeit zu erlangen; und dasselbe Licht, das uns diese Mängel und Schwächen zeigt, erwärmt unser Herz, dass es seine Reinigung und Läuterung anstrebe. (DASal 1, Seite 64)
Kommentiert: Gott zeigt uns unsere Schwächen und lockt uns zur Umkehr.
Kinder lernen sprechen, indem sie der Mutter zuhören und alles nachzusprechen versuchen; so werden auch wir, wenn wir durch die Betrachtung beim Heiland weilen, seine Worte und Handlungen, sein Denken und Fühlen beobachten, bald durch seine Gnade reden, handeln und wollen lernen wie er selbst. Glaube mir, wir können zu Gott dem Vater nur durch diese Pforte (Joh 14,6) gehen; denn wie der Spiegel unser Bild nicht auffinge, hätte er nicht eine Schicht Zinn oder Blei auf seiner Rückseite, so können auch wir auf Erden nicht die Gottheit betrachten, wäre sie nicht mit der heiligen Menschheit des Heilands verbunden, dessen Leben und Sterben der geeignetste, schönste und nützlichste Gegenstand für unsere gewöhnliche Betrachtung ist. (DASal 1, Seite 71)
Kommentiert: „Im Schauen auf dein Antlitz, da werden wir verwandelt.“
Thema: Maria, Ausstrahlung, Weitergabe des Glaubens
Ein Spiegel, der direkt von der Sonne beschienen ist, fängt ihre Strahlen vollkommen deutlich auf. Stellt man diesem sonnenbeschienenen Spiegel einen zweiten gegenüber, so wirft dieser die Sonnenstrahlen ebenso scharf zurück, obwohl er sie nur durch Widerstrahlung empfängt, und man kann nur schwer unterscheiden, welcher Spiegel nun die Sonnenstrahlen direkt und welcher sie durch Widerstrahlung aufnimmt. Unsere Liebe Frau stand als fleckenloser Spiegel der Sonne der Gerechtigkeit gegenüber (Mal 4,2), deren Strahlen unendlich viele Tugenden in herrlicher Vollendung in ihre Seele hineinsenkten - Tugenden, die sich dann im heiligen Josef so rein wiederspiegelten, dass es fast schien, als wäre er ebenso vollkommen wie die glorreiche Jungfrau, als hätten seine Tugenden die gleiche Größe wie die ihrigen. (DASal 2, Seite 293)
Kommentiert: Durchlässig sein für Gott heißt, andere Menschen mit Seinem Licht beschenken.
Ebenso wenig ist es verwunderlich, dass die Kraft der Liebe in der Reue geboren wird, noch ehe die Liebe selbst in ihr gebildet ist. Wenn Sonnenstrahlen auf ein Spiegelglas fallen, wird die Hitze, die eine Kraft und natürliche Eigenschaft des Feuers ist, allmählich so stark, dass sie zu verbrennen beginnt, bevor sie Feuer hervorgebracht hat, bzw. bevor man solches wahrnehmen konnte. Ähnlich verhält es sich mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Er wirft in unseren Verstand die Erkenntnis von der Größe der Sünde, die doch eine Beleidigung dieser erhabenen Güte ist. Diese Erkenntnis spiegelt sich in unserem Willen wieder, womit ein allmähliches, aber kraftvolles Wachstum der Reue gegeben ist, verbunden mit einer gewissen Erwärmung des Herzens und einer starken Sehnsucht, wieder in Gnade bei Gott zu sein. Diese innerlichen Regungen entwickeln sich dermaßen, dass sie die Seelen entflammen und mit Gott vereinigen, sogar bevor die eigentliche Liebe ganz durchgebildet ist. (DASal 3, Seite 154)
Kommentiert: Das Wirken des Geistes lockt uns zur Umkehr
Je aufmerksamer wir unser Bild in einem Spiegel betrachten, desto aufmerksamer schaut dasselbe auch uns an, und je liebevoller Gott unsere Seele, sein Ebenbild und Gleichnis, anblickt, desto aufmerksamer und inniger blickt auch unsere Seele ihn an und entspricht so nach dem Maß ihrer geringen Kraft jedem Mehr an göttlicher Liebe, die diese unendliche Güte ihr schenkte. (DASal 3, Seite 166)
Kommentiert: Der liebevolle Blick Gottes ruht auf uns und bewirkt in uns Liebe
Thema: Mensch, Begrenztheit, Ebenbild Gottes
Das Wohlgefallen zieht also die einzelnen Züge der göttlichen Vollkommenheiten in unsere Seelen hinein, soweit wir fähig sind, sie aufzunehmen. Es ist so wie mit dem Spiegel, der das Bild der Sonne nicht entsprechend der Herrlichkeit und Größe dieser gewaltigen und wunderbaren Leuchte auffängt, sondern entsprechend der Aufnahmefähigkeit und dem Ausmaß seiner Fläche. Auf diese Weise werden auch wir Gott gleichförmig. (DASal 4, Seite 80)
Kommentiert: Bei all unserer Begrenztheit – Gott befähigt uns sein Ebenbild zu werden.
Ich gebe zu, dass es nicht leicht ist, lange und mit Vergnügen die Schönheit eines Spiegels anzuschauen, ohne sich selbst darin zu betrachten, ja ohne Freude daran zu haben, sich selbst anzuschauen. Aber es ist doch ein Unterschied zwischen der Freude, die man hat, einen Spiegel anzuschauen, weil er schön ist, und der Befriedigung, die man daran hat, in einen Spiegel zu schauen, weil man sich selbst darin sieht. Es ist zweifellos auch schwierig, Gott zu lieben, ohne zugleich die Freude zu lieben, die man an seiner Liebe findet. Aber es ist doch ein Unterschied zwischen der Befriedigung, die man darin findet, Gott zu lieben, weil er schön ist, und derjenigen, die man daran hat, ihn zu lieben, weil seine Liebe uns angenehm ist. (DASal 4, Seite 146)
Kommentiert: Mehr den Gott des Trostes lieben als die Tröstungen Gottes.
Man schaut in den Spiegel, ehe man ausgeht; sein Gewissen prüft man nicht. Wir sorgen uns um die Kleidung des Leibes, um die der Seele nicht. (DASal 9, Seite 150)
Kommentiert: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“