Statue
Ich bin niemandem böse, wenn er beim Beten einschläft, wenn man sich nur Mühe gibt, wach zu bleiben. Man muss das in aller Demut ertragen, wie eine Statue vor Gott bleiben und alles annehmen, was er uns schickt. Dem Heiland gefällt es zuweilen, uns während des ganzen Gebetes, mit dem Schlafe kämpfen zu sehen, ohne uns davon befreien zu wollen; wir müssen es dann geduldig leiden und die Demütigung liebevoll hinnehmen. (DASal 2, Seite 339)
Kommentiert: Treu beim Gebet bleiben und die Müdigkeit annehmen.
Thema: Gebet, Trockenheit, Wille Gottes
Ja, man bleibt in der Gegenwart Gottes nicht nur, indem man ihm zuhört, ihn anschaut oder mit ihm spricht, sondern auch, indem man wartet, ob es ihm gefallen wird, uns anzuschauen, mit uns zu reden oder uns mit ihm reden zu lassen. Oder auch, indem man nichts von alledem tut, sondern einfach dort bleibt, wo es ihm gefällt, dass wir seien, und weil es ihm gefällt, dass wir dort seien. Wenn es Gott gefällt, dieser einfachen Art, vor ihm zu bleiben, ein auch nur schwaches Fühlen hinzufügen, dass wir ganz sein und er ganz unser ist, o Gott, welch wünschenswerte, kostbare Gnade für uns! Um dies, mein lieber Theotimus, besser verstehen zu können, erlauben wir uns eine phantasievolle Annahme. Wir stellen uns also vor, eine Statue, die ein Bildhauer in der Galerie eines großen Fürsten in einer Nische aufgestellt hat, sei mit Verstand begabt, man könne mit ihr reden und sie fragen: "Sag mir, schöne Statue, warum stehst du in dieser Nische?" Sie würde wohl antworten: "Weil mein Herr mich hierher gestellt hat." Und würde man ihr erwidern: "Aber warum bleibst du hier, ohne etwas zu tun?", so würde sie sagen: "Weil mein Herr mich nicht hierher gestellt hat, damit ich etwas tue, sondern nur, damit ich hier unbeweglich stehe." Wollte man nun in sie dringen und zu ihr sagen: "Aber, arme Statue, was nützt es dir, so hier zu sein?", würde sie wohl antworten: "Gott, ich bin nicht da, um etwas davon zu haben oder weil es mir nützt, sondern um den Willen meines Herrn und Bildhauers zu erfüllen und ihm zu nützen; das genügt mir." Führe man nun fort, weiter zu fragen: "Aber, sage mir doch, ich bitte dich, Statue, du siehst doch deinen Herrn nicht, wie kannst du eine Befriedigung darin finden, ihn zufrieden zu stellen?", so würde sie bekennen: "Gewiss, ich sehe ihn nicht, denn ich habe nicht Augen, um zu sehen, so wie ich nicht Füße habe, um zu gehen; aber ich bin überglücklich zu wissen, dass mein geliebter Herr mich hier sieht und seine Freude daran findet, mich hier zu sehen." Wollte man aber die Unterredung mit der Statue noch weiter fortsetzen und zu ihr sagen: "Aber möchtest du dich nicht gerne bewegen, wünschest du dich nicht näher beim Meister, der dich gemacht hat, um ihm besser dienen zu können?", so würde sie es zweifellos verneinen und bekennen, dass sie nichts tun wolle, außer der Meister wolle es. Und würde man ihr schließlich sagen: "Also du wünschest dir wirklich nichts anderes, als eine unbewegliche Statue in dieser gewölbten Nische zu sein?", so würde sicher das letzte Wort der weisen Statue sein: "Nein, sicherlich nicht; nein, ich will nichts anderes als eine Statue sein und immer in dieser Nische bleiben, solange mein Bildner es will, und bin es zufrieden, hier zu sein und so zu sein, weil es die Befriedigung dessen ist, dem ich gehöre und durch den ich das bin, was ich bin." (DASal 3, Seite 302)
Kommentiert: Weil Gott es so will, aushalten ohne eigene Befriedigung.
Thema: Gegenwart Gottes, Wille Gottes, Trockenheit
Sich in der Gegenwart Gottes halten und sich in die Gegenwart Gottes versetzen, sind meiner Meinung nach zweierlei Dinge; denn um sich in sie zu versetzen, muss man seine Seele von jedem anderen Gegenstand zurückrufen und sie auf diese ständige Gegenwart aufmerksam machen, wie ich in dem Buch sage (Anl. 2,11). Nachdem man sich aber in diese Gegenwart versetzt hat, hält man sich immer darin durch Akte des Verstandes oder des Willens, indem man auf ihn oder auf etwas anderes aus Liebe zu ihm schaut; oder indem man auf nichts schaut, sondern mit ihm spricht; oder aber weder auf ihn schaut, noch mit ihm spricht, sondern einfach dort bleibt, wohin er uns gestellt hat, wie eine Statue in ihrer Nische. Und wenn sich zu diesem einfachen Da-Sein irgendein Gefühl gesellt, dass wir Gott gehören und dass er unser Alles ist, müssen wir dafür seiner Güte wohl Dank sagen. Wenn eine Statue, die man in der Mitte eines Saales in eine Nische gestellt hat, sprechen könnte und man sie fragte: "Warum stehst du da?" würde sie antworten: "Weil der Bildhauer, mein Herr, mich hierher gestellt hat." "Warum bewegst du dich nicht?" "Weil er will, dass ich unbeweglich bleibe." "Wozu dienst du da, welchen Nutzen hast du davon, so zu sein?" "Ich bin ja nicht hier, weil es mir zu etwas dient, sondern um dem Willen meines Herrn zu dienen und zu gehorchen." "Aber du siehst ihn ja nicht!" "Nein", würde sie sagen, "aber er sieht mich und es freut ihn, dass ich da bin, wohin er mich gestellt hat." „Aber möchtest du dich nicht bewegen können, um näher zu ihm hingehen zu können?" "Nein, außer er befiehlt es mir." "Wünschest du also nichts?" "Nein, denn ich bin da, wohin mein Herr mich gestellt hat, und sein Wohlgefallen ist das einzige. was mich erfreut." Mein Gott, meine liebe Tochter, welch gutes Gebet und welch gute Art und Weise, sich in der Gegenwart Gottes zu halten, ist es doch, sich in seinem Willen und seinem Wohlgefallen zu halten! Ich meine, dass Magdalena eine Statue in ihrer Nische war, wenn sie, ohne ein Wort zu sagen, ohne sich zu bewegen, und vielleicht sogar ohne ihn zu betrachten, zu den Füßen des Herrn sitzend, seinen Worten lauschte (Lk 10,39). Wenn er sprach, lauschte sie; wenn er abließ zu sprechen, ließ auch sie ab, ihm zuzuhören, und all die Zeit über war sie da. Ein kleines Kind, das auf dem Schoß seiner schlafenden Mutter liegt, ist wahrlich an seinem guten und begehrenswerten Platz, auch wenn die Mutter nicht zu ihm spricht, noch es zu ihr. (DASal 5, Seite 198)
Kommentiert: In der Gegenwart Gottes verbleiben ohne auf die eigene Befriedigung zu achten.
Lieben und bewahren Sie sorgfältig die Ruhe des Geistes und Körpers wie eine Statue in der Nische, in die sie ihr Herr gestellt hat, wie ein kleiner Vogel in seinem Nest, der weder Kräfte noch Beine hat, zu gehen, noch Federn, zu fliegen; denn Ihr Krankenlager ist ein Nest, an dem unser Herr Ihr Vertrauen sehen wird. Und gehorchen Sie ihm gut in all Ihren Nöten, denn das sind Boten des Willens Gottes. (DASal 5, Seite 393)
Kommentiert: Auf Gott vertrauen – auch in Krankheit
Halten Sie Ihr Herz nahe bei Gott. Das ist das Mittel, einfältig zu sein, weil Gott ein vereinfachender Geist ist. Besonders beim Gebet, will ich, sollen Sie wie eine Statue in der Nische sein, ohne etwas zu wollen, als Ihrem Bräutigam zu gefallen. - Warum bleibst du in dieser Nische, Statue? - Weil mich mein Bräutigam in sie gestellt hat; ich will nichts als das. (DASal 12, Seite 359)
Kommentiert: Einfach in Gottes Nähe sein
Thema: Wille Gottes, Genügsamkeit
Arbeiten Sie mutig daran, Tugenden zu erwerben, ohne sich irremachen zu lassen; lassen Sie sich zu Gott führen, dienen Sie ihm nach seinem Belieben, nicht nach dem Ihren; bedenken Sie, dass er Sie an den Platz gestellt hat, wo Sie sind. Verhalten Sie sich daher wie eine Statue in ihrer Nische; Sie sind da, um ihm zu gefallen, das soll Ihnen genügen. Unser göttlicher Meister wird von Zeit zu Zeit auf Sie schauen und einen Blick auf Sie werfen. Wünschen Sie nichts anderes zu sein, als Sie sind, denn wenn Ihre Sonne zu verschwinden scheint, wird sie bald wiederkehren und Sie von neuem erleuchten. (DASal 12, Seite 383)
Kommentiert: Blühe, wo du gepflanzt bist.