Vögel
Erwäge, wie glücklich sie sind, Gott zu besitzen. Immer dürfen sie seinen Anblick genießen, der Liebe weckt und in ihre Herzen einen Abgrund von Wonne senkt. Welche Freude, immer mit seinem Schöpfer verbunden zu sein! Gleich unbeschwerten Vögeln, die munter singend sich durch die Lüfte schwingen, schweben sie jubilierend in der Seligkeit Gottes, die sie dem Äther gleich überall umgibt und mit unerhörten Wonnen erfüllt. Ohne Neid wetteifern alle, das Lob des Schöpfers zu singen: "Sei gepriesen ohne Ende, gütiger, erhabener Schöpfer und Erlöser! Du bist so gütig gegen uns, Du teilst uns so freigebig Deine Herrlichkeit mit!" Und Gott segnet alle seine Heiligen mit ewigem Segen: Seid gesegnet ohne Ende, meine geliebten Geschöpfe! Ihr habt mir voll Liebe und Mut gedient; ihr sollt mir nun mit gleicher Liebe und Hingabe ewig Lob singen." (DASal 1, Seite 56)
Kommentiert: Das Ziel vor Augen: Heilig werden.
So kannst du es auch machen ... bei ähnlichen Betrachtungen, bei denen es um Sichtbares und Sinnenfälliges geht. ... Durch die Vorstellung wird dein Geist in das Geheimnis eingeschlossen, das du betrachten willst, damit er nicht hin- und herflattere, so wie man einen Vogel in den Käfig sperrt oder den Sperber an die Leine legt, damit er auf der Faust sitzen bleibe. (DASal 1, Seite 76)
Kommentiert: Sich den Betrachtungsgegenstand vorstellen erleichtert die Sammlung
Die Vögel haben ihre Nester auf den Bäumen, um sich dorthin zurückzuziehen, wenn sie dessen bedürfen; der Hirsch hat sein Gebüsch und sein Dickicht, in dem er sich verbirgt und vergräbt und im Sommer der Kühle des Schattens erfreut. So muss auch unser Herz sich jeden Tag irgendeinen Platz suchen, den Kalvarienberg, die Wunden des Herrn oder einen Ort nahe bei ihm, um sich dorthin inmitten der äußeren Arbeiten bei jeder Gelegenheit zurückzuziehen, sich dort zu stärken und zu erholen und sich wie in einer Festung gegen die Versuchung zu verteidigen. Glücklich eine Seele, die in Wahrheit zum Herrn sagen kann: "Du bist meine Zuflucht, mein Schutzwall, mein Dach gegen den Regen, mein Schatten gegen die Hitze" (Ps 31,3; Sir 34,19). (DASal 1, Seite 84)
Kommentiert: Bei Dir finde ich Ruhe und Sicherheit
Die Unruhe entspringt dem ungeordneten Wunsch nach Befreiung von einem schmerzlich empfundenen Übel oder nach Erlangung von heißersehnten Gütern. Dabei verschlimmert nichts so sehr das Übel, rückt nichts so sehr das ersehnte Gut in die Ferne wie Unruhe und Hast. Die Vögel verstricken sich in den Netzen, weil sie hin- und herflattern, um zu entkommen, unruhig um sich schlagen und sich dadurch nur noch mehr verfangen. (DASal 1, Seite 226)
Kommentiert: In der Ruhe liegt die Kraft
Vor allem gilt es, die Wichtigkeit dieser Erneuerung zu erkennen. Die menschliche Natur sinkt infolge der Schwäche und der schlechten Neigungen des Fleisches leicht von der Höhe ihrer guten Empfindungen herab; das Fleisch beschwert die Seele und zieht nach unten, wenn sie sich nicht immer wieder durch kräftige Vorsätze aufschwingt. So fallen auch die Vögel zu Boden, wenn sie nicht ständig die Schwingen bewegen. Deshalb musst du oft deinen Entschluss erneuern, Gott zu dienen, sonst fällst du in den früheren Zustand zurück oder noch tiefer (vgl. Lk 11,26). Das ist ja das Eigenartige im geistlichen Leben: wenn wir abzugleiten beginnen, fallen wir gewöhnlich tiefer als bis zu dem Zustand, von dem wir zur Frömmigkeit aufgestiegen sind. (DASal 1, Seite 245)
Kommentiert: Jeden Tag neu beginnen
Wie die Fische die Ozeane nicht ausschwimmen und die Vögel nicht die ganze Luft durchfliegen, so bewegen sich die Seligen im unendlichen Ozean Gottes; es ist aber ihre ewige Freude, zu wissen, dass dieser noch unendlich größer ist als sie ihn genießen können. (DASal 3, Seite 21)
Kommentiert: Wer könnte Dich erfassen, Gott?
Die natürliche Neigung unserer Herzen, Gott über alles zu lieben, ist also nicht sinnlos. Gott bedient sich ihrer, um sich unser umso liebevoller zu bemächtigen und uns an sich zu ziehen. Wie man kleine Vögel an zarten Banden hält, so hält auch er unsere Herzen gleichsam am zarten Bande dieser Neigung, durch das er uns anziehen kann, wenn es seiner Barmherzigkeit gefällt, sich unser zu erbarmen. Uns aber ist diese Neigung ein Zeichen und eine Erinnerung an unseren ersten Ursprung und unseren Schöpfer. Sie eifert uns an, ihn zu lieben, indem sie uns leise darauf aufmerksam macht, dass wir seiner göttlichen Güte angehören. (DASal 3, Seite 95)
Kommentiert: „Meine Seele hängt an Dir, mein Gott“
Thema: Eingebungen, Wille, Hinwendung zum Guten
Der Wind, der die Apoden emporhebt, erfasst zuerst ihre Federn; durch ihr geringes Gewicht sind sie für sein Einwirken empfänglicher. Damit bewegt er auch die Fittiche, dass sie sich weiten und entfalten; nun kann er den ganzen Vogel erfassen und in die Luft erheben. Verbindet dieser nun, wenn er so gehoben wurde, seine eigenen Bewegungen mit denen des Windes, so wird der gleiche Wind, der ihm den Auftrieb gegeben, ihm immer mehr helfen, weiterzufliegen. Mein lieber Theotimus, wenn also die Eingebung gleich einem heiligen Wehen uns in die Höhen göttlicher Liebe erheben will, so beginnt sie bei unserem Willen; sie rüttelt ihn wach, weitet und entfaltet durch himmlische Lust seine natürlichen Neigungen zum Guten so sehr, dass diese Neigungen ihr die Möglichkeit bieten, unseren Geist zu erfassen; dies geschieht, wie schon erwähnt, "in uns" aber "ohne uns", denn die göttliche Güte ist es, die uns zuvorkommt. (DASal 3, Seite 132)
Kommentiert: Von der Liebe Gottes erfasst – zur Höhe getragen
Den Fischen gehören die unbegrenzten Weiten des Ozeans und doch hat kein Fisch und haben nicht einmal alle Fische zusammen jeden Strand gesehen und ihre Schuppen in allen Wassern der Meere gebadet. Die Vögel tummeln sich nach Herzenslust in den Weiten der Luft und doch hat kein Vogel und haben nicht einmal alle Vögel zusammen das gesamte Luftmeer mit ihrem Flügelschlag durchquert und sind in seine höchsten Schichten gedrungen. Theotimus, so werden sich unsere Seelen nach Herzenslust in Erfüllung all ihrer Sehnsucht in den Tiefen des göttlichen Ozeans, in den Höhen göttlicher Weiten bewegen und es wird ewig unsere Freude sein, zu sehen, wie diese Höhen so unendlich weit und diese Ozeane so unendlich groß sind, dass wir sie nie in ihrer ganzen Unendlichkeit genießen können. Es wird uns freuen, dass bei allem restlosen und vorbehaltlosen seligen Besitz des unendlichen Abgrunds der Gottheit doch niemals die Seligkeit dieser Unendlichkeit gleich sein wird, da diese immer über unsere Fassungskraft unendlich erhaben bleiben wird. (DASal 3, Seite 198)
Kommentiert: Die Größe Gottes ist nicht fassbar.
Bemühen Sie sich, Ihrem armen Herzen behutsam Erleichterung zu verschaffen; hüten Sie sich davor, ihm böse zu sein ob der ärgerlichen Gedanken, die es umgaben. Nein, meine Tochter, denn das arme Ding kann doch nichts dafür und Gott selbst ist ihm darob nicht gram; im Gegenteil, seiner göttlichen Majestät gefällt es, zuzusehen, wie dieses arme, kleine Herz vor dem Schatten des Bösen erzittert, wie ein Vogeljunges vor dem Schatten des Falken, der über ihm kreist; denn das ist ein Zeichen dafür, dass es gut ist, dieses Herz, und die schlechten Vorstellungen verabscheut. (DASal 5, Seite 216)
Kommentiert: Behutsam mit dem eigenen Herzen umgehen.
Thema: Krankheit, Geduld, Ruhe, Wille Gottes
Lieben und bewahren Sie sorgfältig die Ruhe des Geistes und Körpers wie eine Statue in der Nische, in die sie ihr Herr gestellt hat, wie ein kleiner Vogel in seinem Nest, der weder Kräfte noch Beine hat, zu gehen, noch Federn, zu fliegen; denn Ihr Krankenlager ist ein Nest, an dem unser Herr Ihr Vertrauen sehen wird. Und gehorchen Sie ihm gut in all Ihren Nöten, denn das sind Boten des Willens Gottes. (DASal 5, Seite 393)
Kommentiert: Gott vertrauen – auch in Krankheit
Es ist wahr, dass große Sünder viele Schwierigkeiten haben zu beten. Sie gleichen den jungen Vögeln. Sobald diese Federn bekommen, können sie selbst mit Hilfe ihrer Flügel fliegen; sobald sie sich aber auf den Leim setzen, den man bereitet hat, um sie zu fangen, muss man sehen, wie dieser klebrige Saft ihnen die Flügel verklebt, so dass sie dann nicht mehr fliegen können. So ergeht es auch den Sündern, die sich auf das Laster einlassen und sich auf seinem schlüpfrigen Boden niederlassen; sie lassen sich so sehr von der Sünde fesseln, dass sie sich nicht mehr durch das Gebet zum Himmel erheben können. Soweit sie jedoch für die Gnade empfänglich sind, können sie dennoch beten. Nur der Teufel kann es nicht, denn nur er allein ist unfähig zu lieben. (DASal 9, Seite 224)
Kommentiert: Gefangen durch die Sünde – befreit durch die Gnade.
David sagt, dass sein ganzes Gesicht betete (Ps 26,8), dass seine Augen so aufmerksam auf Gott gerichtet waren, so dass sein Augenlicht ganz geschwächt war (Ps 68,4) und sein Mund geöffnet wie der Schnabel eines Vögelchens, wenn es merkt, dass seine Mutter kommt, es zu atzen. In jedem Fall aber ist jene Haltung die beste, die uns die größte Aufmerksamkeit ermöglicht. Ja selbst das Liegen ist gut und scheint selbst zu beten. (DASal 9, Seite 235)
Kommentiert: Jene Haltung ist die beste, die die größte Aufmerksamkeit ermöglicht.
Thema: Berufung, Ordensleben, Priester
Man muss wohl sagen, dass die menschliche Klugheit sich anmaßt, alles zu beurteilen, und das auch bei jenen will, die das beschauliche Leben gewählt haben. Sie tun nichts, sagen sie. Gott, die armen Leute! Sie sind blind in ihren Ansichten. Sie wissen nicht, dass Unser Herr Gefallen hat an diesen Klöstern und Stätten der Zurückgezogenheit. Der Gesang der Ordensleute ist nicht so laut wie jener der anderen, aber er ist melodischer; sie gleichen den Vögeln, die in Käfigen gehalten werden, um ihren Herrn durch ihr Gezwitscher zu erfreuen. In den Häusern der Großen gibt es zwei Arten von Vögeln: solche, die nicht singen, und solche, die singen. Die nicht singen, das sind die Sperber, die immer auf die Suche gehen, um ihrem Herrn irgendetwas zum Essen zu bringen. Sie versinnbilden die Bischöfe und Seelsorger, die über ihre Herde wachen. Sie sind unablässig tätig, um irgendeine Seele für Gott zu gewinnen; wie Wachsoldaten vollbringen sie nützliche Werke in der Kirche. Es gibt auch andere, die nur singen, aber so wohlklingend, dass Unser Herr daran seine Freude hat. Man muss wohl sagen, dass die menschliche Klugheit sich anmaßt, alles zu beurteilen, und das auch bei jenen will, die das beschauliche Leben gewählt haben. Sie tun nichts, sagen sie. Gott, die armen Leute! Sie sind blind in ihren Ansichten. Sie wissen nicht, dass Unser Herr Gefallen hat an diesen Klöstern und Stätten der Zurückgezogenheit. Der Gesang der Ordensleute ist nicht so laut wie jener der anderen, aber er ist melodischer; sie gleichen den Vögeln, die in Käfigen gehalten werden, um ihren Herrn durch ihr Gezwitscher zu erfreuen. In den Häusern der Großen gibt es zwei Arten von Vögeln: solche, die nicht singen, und solche, die singen. Die nicht singen, das sind die Sperber, die immer auf die Suche gehen, um ihrem Herrn irgendetwas zum Essen zu bringen. Sie versinnbilden die Bischöfe und Seelsorger, die über ihre Herde wachen. Sie sind unablässig tätig, um irgendeine Seele für Gott zu gewinnen; wie Wachsoldaten vollbringen sie nützliche Werke in der Kirche. Es gibt auch andere, die nur singen, aber so wohlklingend, dass Unser Herr daran seine Freude hat. (DASal 9, Seite 359)
Kommentiert: Verschiedene Aufgaben – verschiedene Berufungen
Thema: Unruhe, Befreiung, Geduld
Die Unruhe entspringt dem hitzigen und ungeordneten Wunsch, von dem Übel befreit zu werden, das man im Geist oder im Körper fühlt. Und so sehr diese Unruhe nach Befreiung strebt, führt sie im Gegenteil dazu, diese zu verzögern. Was führt denn dazu, dass die Vögel und andere Tiere im Netz gefangen bleiben, als dass sie, sobald sie hineingeraten sind, kämpfen und sinnlos um sich schlagen, um schnell daraus freizukommen, und sich dadurch um so mehr verfangen und behindern. Jene, die sich in Sträuchern und Büschen befinden und sich beeilen wollen, um rasch zu laufen, stechen und zerkratzen sich; wenn sie aber ganz sachte vorgehen und die Dornen einzeln beiseite biegen, werden sie schneller und ohne Stiche davonkommen. (DASal 12, Seite 186)
Kommentiert: In der Ruhe liegt die Kraft