Weg

Thema: Geistliche Freundschaft

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Für solche aber, die mitten unter Weltmenschen die wahre Tugend anstreben, ist es notwendig, sich untereinander durch eine heilige Freundschaft zu verbinden; dadurch ermuntern sie sich gegenseitig, helfen einander und tragen sich gleichsam gegenseitig zum guten Ziel. Die auf ebenem Weg gehen, brauchen einander nicht an der Hand zu halten; die aber steinige und abschüssige Wege betreten, müssen sich gegenseitig stützen, um sicher zu gehen. So brauchen zwar die Ordensleute keine Sonderfreundschaften, wohl aber die Menschen in der Welt, um auf den rauhen Wegen, die sie gehen müssen, sich gegenseitig zu sichern und einander zu helfen. (DASal 1, Seite 156)

Kommentiert: Einander beistehen auf dem Weg der Frömmigkeit


Thema: Unannehmlichkeiten, Versuchung

Unser Leben gleicht einem solchen Gehen über vereistes Land. Alles, was uns da in den Weg kommt, kann uns Anstoß sein, das Gleichgewicht zu verlieren und hinzufallen: bald ist es ein Ärger, bald ein Gerede, bald schlechte Laune, in der uns kein Mensch etwas recht machen kann. Dann wieder ekelt uns der Beruf an, weil wir in einem Anfall von Schwermut glauben, dass wir doch nichts leisten. Kurz, alles Mögliche kommt da in unserer seelischen Kleinwelt vor. (DASal 2, Seite 56)

Kommentiert: Nicht zu Fall kommen durch die kleinen Unannehmlichkeiten des Lebens


Thema: Tugendstreben, Vollkommenheit, Vereinigung mit Gott, Einfachheit

Nun, ich sage euch darauf: Ihr müßt Gott lieben wollen. Statt lange zu fragen und zu grübeln, wie ihr euren Geist an Gott binden könnt, beschäftigt euch immerwährend mit ihm. Glaubt mir, das ist von allen Wegen der kürzeste zum Ziel. Je ausgegossener wir sind, desto zerfahrener und desto unfähiger sind wir, uns in ihn zu versenken, uns mit ihm zu vereinigen, der uns ganz und ungeteilt besitzen will. Es gibt Seelen, die vor lauter Überlegen, wie sie es machen sollen, überhaupt zu nichts kommen. Die Vollkommenheit unserer Seele besteht in der Vereinigung mit Gott, die wir nicht erreichen mit Viel-Wissen, wohl aber mit Viel-Tun. Gehen wir daher mit recht großer Einfachheit an diese heilige Aufgabe heran. Wer sich nämlich fortwährend nach dem kürzesten Weg in die Stadt erkundigt, dem kann es widerfahren, dass er später hinkommt als andere, die auf der Straße geblieben sind, weil der eine sagt: Sie gehen falsch, Sie machen einen Umweg; der andere: Sie müssen zurückgehen und dann in den und den Weg einbiegen. Man kehrt dann um und geht daher wieder zurück, und so kommt man nicht vorwärts, wenn man viel fragt. Wer nach dem Weg zum Himmel gefragt wird, hat eigentlich ganz recht, wenn er so antwortet wie jener, der gesagt hat: Wenn Sie dahin gehen wollen, dann müssen Sie immer geradeaus gehen, immer einen Fuß vor den andern setzen, dann kommen Sie schon hin, wohin Sie wollen." So sagt man also den vollkommenheitsdurstigen Seelen: Bleibt einfach immer auf der Straße eures Berufes. Kümmert euch mehr darum, eure Pflicht zu tun, als immer nach dem kürzesten Weg zu fragen. (DASal 2, Seite 133)

Kommentiert: Nicht lange fragen und zögern, sondern Schritt für Schritt gehen


Thema: Lebensform, Beständigkeit, kleine Tugenden

Zweifeln Sie nie daran, meine liebe Tochter, das echte Licht des Himmels hat Sie Ihren Weg schauen lassen; es wird Sie auch auf ihm glücklich weiterführen. Es gibt zweifellos bessere Wege, aber nicht für Sie. Die Güte des Weges macht nicht die Reisenden vortrefflich, sondern bewirkt ihre Schnelligkeit und Beweglichkeit. Halten Sie alles, was Sie von diesem Weg abbringen wollte, für eine umso gefährlichere Versuchung, als sie sich vielleicht einen schöneren Anschein gibt. Nichts ist der göttlichen Majestät wohlgefälliger als die Beharrlichkeit, und die kleinsten Tugenden, wie etwa die Gastfreundschaft, machen jene, die darin bis zum Ende beharren, vollkommener als die größten Tugenden, die man erwirbt, weil man eine Abwechslung anstrebt, weil man einmal etwas anderes tun will. (DASal 6, Seite 383)

Kommentiert: Geh deinen Weg Schritt für Schritt


Thema: Einfachheit, Stetigkeit

Die Konstitutionen sagen, dass man geradewegs und „weise“ vorangehen muß. Man muß es machen wie jene, die einen schönen Weg voll schöner Blumen gehen; sie halten sich nicht damit auf, diese schönen Blumen zu pflücken, noch an ihnen zu riechen, sie gehen ihren Weg geradeaus. So muß man es machen: geradewegs zu Gott gehen, ihn immer vor Augen haben, ohne sich bei etwas aufzuhalten. (DASal 12, Seite 367)

Kommentiert: Das Ziel vor Augen gehen.


Thema: Trockenheit, Tröstungen

Meine teuerste Tochter, Sie müssen wissen, dass man bei bedecktem Himmel eine größere Wegstrecke zurücklegt als bei großer Hitze; ebenso macht man in der reinen Gottesliebe größere Fortschritte, wenn man sich in großer Trockenheit befindet, vorausgesetzt, dass man treu und nicht mutlos ist. Die Eigenliebe ist dabei nicht so befriedigt, denn wir möchten gern immer Geschmack, Befriedigung und Tröstungen haben, sonst ist alles verloren. Wir möchten gern Tugenden haben, ohne dass es uns etwas kostet. O, man muß mutiger sein. Man muß Unseren Herrn auf dem Kalvarienberg ebenso, und wenn es möglich ist, noch mehr lieben als auf dem Berg Tabor. (DASal 12, Seite 370)

Kommentiert: Wir müssen innere Trockenheiten nicht fürchten.