Zum Fest der Beschneidung des Herrn
Annecy, 01. Januar 1594 (Entwurf) (OEA VII,114-116; DASal 9,32-33)
... Das alles sind also Mittel, um in den Himmel zu kommen. Dennoch bleibt immer die Gnade, immer das Erbarmen.
1. Aufgrund der Erbschaft. Wenn Kinder, dann auch Erben (Röm 8,17). Er gab ihnen die Macht, Kinder Gottes zu werden (Joh 1,12). Den Geist der Kindschaft, in dem wir rufen: Abba, Vater (Röm 8,15). Ebenso Kinder ... (Hebr 2,13 f). Das hat nichts mit unseren Werken zu tun.
2. Durch den Anspruch des Verdienstes. Die Seelen der Gerechten ... Gott hat sie geprüft und sie seiner würdig befunden (Weish 3,1.5). Der Apostel dankt (2 Thess 1,4f) für die Ausdauer der Thessalonicher und sagt, das führe dazu, daß ihr würdig befunden werdet des Reiches Gottes, für das ihr auch leidet. Offb (3,4): Sie werden in weißen Kleidern mit mir wandeln, denn sie sind würdig. „Die Ausdauer bewirkt die ewige Fülle der Herrlichkeit.“ Beachte das. In dieser zweiten Sicht kommt alles von der Barmherzigkeit, denn alle guten Werke sind von Gott. Niemand kann zu mir kommen ... (Joh6,4). Wer gibt dir einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn aber ... (1 Kor 4,7). Zieh mich an dich, wir werden dem Wohlgeruch nacheilen (Hld 1,3). Und wer hat uns diese Barmherzigkeit verdient? Unser Herr; denn ohne ihn haben wir nichts. Beispiele vom Baum, vom Edelmut, vom Weinstock, vom Haupt. Aber über all das hinaus hat Unser Herr uns noch die Herrlichkeit verdient. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel (Mt 5,12). Ein gutes, gehäuftes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man euch in den Schoß schütten (Lk 6,38). O Blut, kostbares Blut! Wer will sich also noch auf die Unkenntnis der Absicht der Kirche berufen? Sie bekennt, daß alles von Gott kommt. Wenn wir an Kindes statt angenommen sind, ist es das Verdienst Unseres Herrn; wenn wir den Glauben haben, kommt es von Unserem Herrn; die Hoffnung: von Unserem Herrn; die Liebe: von Unserem Herrn; die Sakramente: von Unserem Herrn; gute Werke: von Unserem Herrn. Man weiß ja sehr wohl: Wir sind nicht fähig, aus eigener Kraft etwas zu denken, als käme es von uns (2 Kor 3,5). Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen (Joh 1,16). Wer sich rühmt, rühme sich im Herrn (1 Kor 1,31). „Ohne Gnade gelangt man nicht zur Gnade“ (Prosper v. A.). „Wenn Gott uns den Himmel schenkt, krönt er in uns seine eigenen Gaben“ (Aug.). Sieh, wie ihm der Name Jesus gegeben wurde, als er den ersten Tropfen Blut vergoß (Lk 2,21), weil er uns durch sein Blut, gleichsam durch das Rote Meer, erretten sollte. Wie ausgegossenes Öl ist also Dein Name (Hld 1,2). O heilbringender Name, Name der Hoffnung. Er gab ihm einen Namen, der über alle Namen erhaben ist, damit im Namen Jesu jedes Knie sich beuge ... (Phil 2,9f). O Herr! Herr, du mein Gott, wir beugen das Knie vor deinem heiligen Namen; wir bekennen, daß wir in keinem anderen Namen Heil finden können (Apg 4,12). Er ist das Losungswort, um in das Paradies eingelassen zu werden. Das Blut Unseres Herrn ruft nach Barmherzigkeit (Hebr 12,24), anders als das Blut Abels.
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