Zum Montag der 2. Fastenwoche
(Entwurf:) Dijon, 15. März 1604 (OEA VIII,6-8; DASal 9,124-125)
Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden; und ihr werdet in euren Sünden sterben (Joh 7,34; 8,21).
Eine harte Drohung, ein schrecklicher Ausspruch! Aber wie kann das von einem so gütigen Vater stammen? Die wörtliche Deutung ist meines Erachtens die: ihr vernachlässigt den wahren Messias; ihr sucht mich in etwas anderem. Da aber auch von ihrem Tod in der Sünde gesprochen wird, wollen wir überlegen:
1. Welches Unglück es bedeutet, in der Sünde zu sterben.
Ez 18,23.30-32: Will ich etwa den Tod des Sünders, nicht vielmehr, daß er sich bekehre und lebe? Bekehret euch von all euren Missetaten und tut Buße, dann gereicht euch die Sünde nicht zum Unheil. Warum wollt ihr sterben, Haus Israel? Denn ich will nicht den Tod des Sterbenden, spricht der Herr; bekehrt euch und lebt.
In seinem Zorn hält er seine Erbarmungen zurück. In seinem Zorn, wie am Tage des Gerichtes. Wird Gott vergessen, Erbarmen zu üben (Ps77,10)? Er vergilt über das Verdienst hinaus: Seine Erbarmungen erstrecken sich auf alle seine Werke (Ps 145,9). Erbarmen und Gericht (Ps 38,5). Gleichwohl wird die Strafe ewig sein.
1. Grund: weil Gott beleidigt wurde. Den Herrn, deinen Gott, hast du vergessen (Jer 2,17). Mich, den Quell lebendigen Wassers, haben sie verlassen (2,13). Gegen dich allein habe ich gesündigt ... daß du gerechtfertigt wirst (Ps 51,6). – 2. Grund: weil der Sünder sich selbst in einen Zustand bringt, in dem er nach der Natur des Aktes ewig bleiben muß. So wird er darin bleiben. – 3. Grund: weil der Sünder ewig den Willen hat zu sündigen; denn wenn er sündigt, obwohl er weiß, daß er sterben muß, was würde er tun, wenn er wüßte, daß er nicht sterben wird? Er hat sie verstoßen, entsprechend den Gelüsten ihres Herzens (Ps 81,13).
2. Was läßt uns in der Sünde sterben?
(Der erste Grund ist) eine falsche Buße. Die falsche ist der echten ähnlich. Schierling und Petersilie. Damit ihr sie vermeidet, will ich euch zwei Kennzeichen nennen: a) Sie muß vollständig sein: Bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen (Ps 119,10). Von ganzem Herzen habe ich (zu dir) gerufen (Ps 119,145). Dieser Bedingung entspricht nicht: 1) Michal (1 Sam 19); 2) ebenso nicht jene, die (an der Sünde) festhalten. Zefanja (1,5): Die bei Gott schwören und bei Milkom. Dagon und die Bundeslade (1 Sam 5,2). Der Wasseradler (Plinius). – b) Sie muß von Dauer sein, ohne Rückfall: Ich habe es geschworen und gehalten (Ps 119,106). Ich werde Gott allezeit preisen (Ps 33,1). Meine Sünde steht mir immer vor Augen; wasche mich noch reiner (Ps 50,5.4). Lots Frau (Gen 19,26).
Der zweite Grund ist die falsche Furcht vor der Härte der Buße; falsch, denn der Sünder freut sich und ist traurig, wie der Affe über die Nuß. Die Bienen holen den Honig vor allem aus dem Thymian. Sieh, ich muß sterben; was nützt mir das Erstgeburtsrecht? (Gen 25,32). Nach der Zahl der Schmerzen in meinem Herzen erfreuen deine Tröstungen meine Seele (Ps 94,19). Mild und gerecht ist der Herr (Ps 25,8). Wie gut (ist er) Israel (Ps 73,1). Wie süß für meinen Gaumen (Ps 119,103).
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