Zum Sonntag Septuagesima
Seyssel, 06. Februar 1594 (OEA VII,119-129; DASal 9,35-41)
Jesus trug seinen Jüngern folgendes Gleichnis vor: Das Himmelreich ist einem Hausvater gleich, der am frühen Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg zu dingen. Als er sich mit den Arbeitern auf einen Denar Tageslohn geeinigt hatte, schickte er sie in seinen Weinberg. (Mt 20,1f)
Das Volk Israel im Alten Bund zeigte sich den Geboten Gottes gegenüber stets hartherzig. Besonders widerspenstig aber verhielt es sich, als es sich nach dem günstigen Bericht Josuas und Kalebs über die Fruchtbarkeit des Gelobten Landes und nach der Aufforderung, die sie ermutigen sollte, dorthin zu ziehen, beschlossen, dies nicht zu tun (Num 14,1-4). Und als dann Gott die Israeliten warnte, nicht weiterzuziehen, da drängten sie mit aller Gewalt vorwärts und zogen alle zum Gebirge, wo sie dann das Unheil ereilte (14,40-45). Ihr ganzes Unglück kam daher, daß sie gar zu leicht falschen Berichten der Kundschafter ihr Ohr liehen, die in das Land der Verheißung gezogen waren; nicht Kaleb und Josua wollten sie glauben, die ihnen einen heiligen Rat gaben.
Ebenso kommt ein großer Teil des Unheils bei den Christen heute daher, daß sie denen glauben, denen sie nicht glauben dürfen, und daß sie jenen nicht glauben, denen sie glauben müssen: Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht (Joh 3,19). Deshalb sehen wir im Evangelium ein untrügliches Kennzeichen derjenigen, denen wir glauben sollen, ebenso auch derjenigen, denen wir nicht glauben dürfen; derjenigen, die echte Arbeiter sind, und jener, die eher Zerstörer sind. Da ich für diesen Tag als Arbeiter im Weinberg Gottes zu euch gesandt bin, möchte ich euch nun zeigen, wie man gewisse Leute fliehen muß, die behaupten, das Land der Heiligen Schrift erkundet zu haben, und wie man der Stimme jener Gehorsam leisten muß, die sich durch gesunde Lehren auszeichnen.
Herr, besprenge deinen Weinberg mit dem milden Regen deiner Gnade, damit Hacke und Spaten gut eindringen können; mache ihn aufnahmefähig und gib deinem unwürdigen Winzer die Kraft und das Geschick, die Dornen und die Unzahl falscher Auffassungen auszureißen, welche die Zeit treiben ließ, damit dir der Weinberg zur rechten Zeit Frucht bringe (Ps 1,3) und der Winzer den versprochenen Denar erhalte, den ewigen Tag. Dazu wollen wir die Hilfe der heiligen Jungfrau erbitten: Ave Maria.
Mose, der Führer von großer Rechtschaffenheit, wurde von Gott gerufen, als er die Schafe seines Schwiegervaters Jitro am Berg Horeb weidete. Er erhielt den Auftrag, die Führung und oberste Leitung Israels zu übernehmen, um es aus den Händen Pharaos zu befreien. Als die Majestät Gottes ihm in einem brennenden Dornbusch erschien, wandte er alle geeigneten Mittel an und erbat von Gott alle erforderlichen Eigenschaften, Kennzeichen und Voraussetzungen, mit denen er es wagen konnte, im Namen Gottes zum Volk zu sprechen und es zu leiten.
1. bekennt er seine Unwürdigkeit: Wer bin ich, daß ich zu Pharao gehen und Israel aus Ägypten führen soll? (Ex 3,11).-2. fragt er nach dem Namen dessen, der ihn sendet: Wenn sie mich fragen: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen dann sagen? (3,13). – 3. erbittet er ein Zeichen: Sie werden mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sagen: Der Herr ist dir nicht erschienen (4,1).
Heiliger Prophet, großer Hirte Israels, weiser Mose, würdiger Gesandter Gottes, geeigneter Botschafter Gottes, wie gut kanntest du die vor allem erforderlichen Voraussetzungen für einen solchen Auftrag! Er hält sich für unwürdig, er fragt nach dem Namen, er bittet um ein Zeichen. Sagt mir, wie anders konnte er würdig werden, als daß er sich für unwürdig hielt? Ebenso machte sich Maria bereit, Mutter Gottes zu sein, indem sie sich als seine niedere Magd (Lk 1,38) bekannte. Und wäre er würdig gewesen, wie hätte man ihn angenommen, wenn er den Namen des Herrn nicht nennen konnte, der ihn gesandt hat? Wäre er würdig gewesen und hätte den Namen seines Herrn nennen können, wie hätte man ihm geglaubt, wenn er nicht klare Kennzeichen für seine Sendung vorwies?
Dies, meine Brüder, ist der Prüfstein, an dem ihr erkennt, ob jene, die sich des Wortes Gottes rühmen, echte oder falsche Propheten sind. Es gab wohl nie eine Sekte, die nicht behauptet hätte, daß sie im Auftrag Gottes spreche, daß ihre Predigten das wahre Wort Gottes seien, und die sich nicht auf die Heilige Schrift berufen hätte. So machten es Luther, Calvin und alle anderen nach dem Beispiel des Teufels, der Jesus Christus versuchen wollte, indem er sich auf die Schrift berief: Er hat seinen Engeln deinetwegen befohlen (Ps 91,11; Mt 4,6). Sie alle behaupten, daß sie gesendet seien; sie nennen den Namen dessen, der sie gesandt habe. Wenn Gott es ist, so kann er es mittelbar oder unmittelbar sein: Wenn mittelbar, dann sollen sie die Nachfolge nachweisen; wenn unmittelbar und in außergewöhnlicher Weise, dann sollen sie dafür Beweise erbringen und Wunder wirken. Die Katholiken, die durch rechtmäßige Nachfolge gesandt sind, können sagen: Wie er zu unseren Vätern gesprochen hat (Lk 1,55), und auf den Ursprung ihrer Sendung hinweisen: Jesus hat Petrus gesandt, Petrus ... usw. Wir können sagen: Gott, wir haben es gehört mit unseren Ohren; unsere Väter haben es uns verkündet (Ps 44,1).
Der Herr warnt durch Jeremia (23,16): Hört nicht auf die Worte jener Propheten, die euch prophezeien und euch täuschen. Sie verkünden Trugbilder des eigenen Herzens, nicht die Worte, die aus dem Mund des Herrn kommen; und dann (23,21): Ich habe diese Propheten nicht gesandt, sie gingen selbst; ich habe nicht zu ihnen gesprochen, sie prophezeien von sich aus. Als David einmal in bestimmten Irrtümern befangen war, sagte er in Psalm 12 (1-4): Rette mich, Gott, es gibt keinen Heiligen mehr, denn die Wahrheit ist von den Menschen gewichen. Jeder sagt Falsches zu seinem Nächsten; ihre heuchlerischen Lippen reden doppelsinnig. Gott möge alle heuchlerischen Lippen vertilgen. Sie haben gesagt: wir machen die Macht unserer Sprache offenbar; unsere Lippen sind uns zu eigen; wer ist unser Herr? Und bei Jeremia (14,14) heißt es: Ich komme über die Propheten, spricht der Herr, die nach ihrer eigenen Zunge reden. Den Willen des Herrn aber können wir daran erkennen: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch; und nach seiner Auferstehung fügte er hinzu: Empfangt den Heiligen Geist (Joh 20,21f). Vor der Himmelfahrt schließlich sagte er: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden; ferner: Geht hin und lehrt alle Völker (Mt 28,18f).
Meine Brüder, betrachtet dieses Kennzeichen als wesentlich und fragt jene, die euch vom Schoß der Kirche fernhalten wollen: Wer hat dich gesandt? (Ex 2,14). Johannes der Täufer war ein großer Reformator und in außergewöhnlicher Weise von Gott gesandt. Wenn er auch nichts sagte, was im Gegensatz zur jüdischen Kirche stand, da er mit einem großen Auftrag kam, so seht ihr doch, daß er die Kennzeichen hatte, um sich auszuweisen. Sein wundervolles Leben, seine Geburt veranlaßten die Frage: Was meint ihr, was aus diesem Kind werden soll? (Lk 1,66). Der hl.Paulus, der in besonderer Weise gesandt war, wünschte zudem ein sichtbares Zeichen durch die Auflegung der Hände des Hananias (Apg 9,17): Damit du sehend und vom Heiligen Geist erfüllt wirst, sagte Hananias. Was soll ich euch noch sagen? Obwohl die Sendung. Unseres Herrn mit allen Umständen vorhergesagt war, wollte er sie noch deutlicher machen; er berief sich ständig auf sie und sagte wiederholt: Wie mich der Vater gesandt hat (Joh 20,21; 6,58). Meine Lehre stammt nicht von mir, vielmehr von dem, der mich gesandt hat (Joh 7,16). Dann rief er aus: Ihr kennt mich und wißt, woher ich bin. Ich bin nicht aus mir selbst gekommen (Joh 7,28). Ihr seht also, wie er sich auf seine Sendung beruft, obwohl er keines anderen Beweises bedurft hätte als der Heiligen Schrift. Er war ja so ausdrücklich vorhergesagt, daß man ihn klar erkennen konnte: Forscht in den Schriften; sie legen Zeugnis von mir ab (Joh 5,39). Trotz all dem begnügte er sich nicht damit zu sagen, daß er gesandt ist, und war er nicht damit zufrieden, daß seine Sendung durch die Heilige Schrift verbürgt wurde: er wollte ein sichtbares und klares Zeugnis seines Vaters bei der Taufe (Mt 3,17) und bei der Verklärung (Mt 17,5; Lk 9,35): Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe; ihn sollt ihr hören; und wiederum beim hl.Johannes (12,28): Ich habe ihn verherrlicht und will ihn weiter verherrlichen. Er beglaubigt seine Sendung durch Wunder und versichert, daß ohne Wunder seine Sendung dem Volk nicht hinreichend bewiesen wäre. So heißt es beim hl. Johannes (14,10): Die Worte, die ich zu euch spreche, sage ich nicht aus mir selbst; und weiter (14,12): Glaubt wenigstens aufgrund der Werke; und (15,24): Hätte ich nicht unter ihnen Werke getan, die kein anderer getan hat, so wären sie ohne Sünde.
Ziehen wir daraus folgende ganz sichere Schlüsse: 1. Die Sendung ist notwendig, wie der hl. Paulus (Röm 10,14f) sagt: Wie können sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie können sie an den glauben, von dem sie noch nichts gehört haben? Wie können sie von ihm hören, wenn niemand predigt? Wie können sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind?
2. Es genügt nicht zu sagen, daß man gesandt ist, sondern man muß nachweisen, wie: ob mittelbar wie Timotheus durch den hl. Paulus, der an ihn schrieb: Ich ermahne dich, die Gnade neu zu beleben, die in dir ist, die dir gegeben wurde durch die Auflegung meiner Hände (2 Tim 1,6); oder ob man unmittelbar gesandt ist wie der hl. Paulus und Barnabas (Apg 13,2f): Sondert mir Paulus und Barnabas aus, sprach der Heilige Geist, für das Werk, zu dem ich sie berufen habe. Nachdem sie nun gefastet und gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf und entließen sie. Das gibt auch Calvin (Inst. 4,3) zu.
3. Wer sich auf eine außergewöhnliche Sendung beruft, muß sie beweisen. Denn an welche Regel könnten wir uns halten, wenn man sie nur zu behaupten bräuchte? So haben Mose, der hl. Johannes, ja selbst Unser Herr den Beweis erbracht.
4. Eine außergewöhnliche Sendung ist nie echt, wenn sie nicht vom ordentlichen Lehramt anerkannt wird. Seht den hl. Paulus, wie er von der außerordentlichen Sendung zur ordentlichen kommt (Apg 9,17). Das zeigt auch ein weiteres Beispiel: War der hl. Johannes nicht von den Priestern und Schriftgelehrten anerkannt, die jene würdevolle Abordnung zu ihm sandten: Wer bist du? (Joh 1,19), und seine Lehre immer billigten? Unser Herr brauchte von niemand eine Vollmacht zu empfangen; für ihn genügte es zu beweisen, daß er der Sohn des Allerhöchsten ist. Trotzdem anerkennen ihn Simeon, Zacharias, der hl. Johannes, selbst Kajaphas, der weissagte (Joh 11,49-52). Doch seit Jesus Christus und der Gründung der Kirche sei dir jeder, der nicht durch die Kirche anerkannt wurde, wie ein Heide und öffentlicher Sünder. Sag es der Kirche (Mt 18,17). Die Kirche ist das Fundament und die Säule der Wahrheit (1 Tim 3,15). Ich bleibe bei euch bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20).
Doch hört, ob dies auch nach dem Gesetz des Alten Bundes galt. Euer Hohepriester sei der Vorsteher in allen Angelegenheiten Gottes (2Chr 19,11); und: Wäre einer so vermessen, daß er auf das Gebot des Priesters nicht hörte, so sterbe er nach dem Urteil des Richters (Dtn11,12). Man darf auch nicht sagen, das ordentliche Lehramt fehle bisweilen, denn seines Reiches wird kein Ende sein (Lk 1,35). Dein Reich ist ein Reich für alle Zeiten (Ps 145,13). Ich bleibe bei euch bis zur Vollendung der Welt (Mt 28,20).
Was können wir nun zusammenfassend feststellen? Da unsere Irrlehrer uns nicht sagen können, woher sie kommen, noch wer sie gesandt hat, muß man sich hüten, auf sie zu hören. Sie sprechen nämlich ihre eigene Sprache, behaupten aber: der Herr spricht (Jer23,31). Da sie die Kirche nicht hören wollen, seien sie uns wie Heiden und öffentliche Sünder (Mt 18,17). Wir können von ihnen sagen, was der hl. Paulus zu den Vorstehern in Ephesus vor seiner Abreise sagte: Ich weiß, daß nach meinem Weggang wilde Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die Falsches lehren, damit sie die Jünger auf ihre Seite ziehen (Apg 20,29f). 1. Sie werden eindringen, also nicht gesandt sein. 2. Es sind Wölfe, keine Hunde; im Wald lebende, nicht gezähmte; wilde, nicht den Hirten gehorchende. 3. Aus eurer Mitte sind sie; nicht die Katholiken kommen von den Calvinisten, sondern umgekehrt, weil die Katholiken früher da waren als die Häretiker. 4. Damit sie die Jünger auf ihre Seite ziehen; nicht die Katholiken haben die Jünger Calvins zu sich herübergezogen, sondern Calvin manche von den Katholiken. Ihr seht also, das sind keine richtigen Arbeiter, da der Hausvater sie nicht gedungen, nicht ausgesandt und zu ihnen nicht gesagt hat: geht. Sie sind vielmehr eingedrungen, sie sind von selbst gekommen: Sie eilten, und doch sandte ich sie nicht (Jer 23,21).
Dies alles ist von der Berufung der Priester, Lehrer und Hirten der Kirche zu verstehen, die nicht allen zuteil wird (1 Kor 12,28-30; Eph4,11). Denn wenn jeder Hirte wäre, wo bliebe dann die Herde? Sie gilt nur einigen, die gesandt sind wie Mose, Aaron, Johannes, Jesaja, Jeremia, Elija, David usw. Nun gibt es aber noch eine andere Berufung, die allgemein ist; und wie nicht jeder denken kann, daß er auf die erste Weise berufen sei, so muß jeder sich in der zweiten Art berufen wissen. Und wie es eine große Sünde wäre, wenn jeder sich zur ersten Gruppe rechnen wollte, so wäre es auch eine große Sünde, wenn einer der zweiten Art der Berufung nicht entsprechen wollte. Kurz gesagt: wie es eine große Sünde ist, der Stimme falscher Hirten zu folgen, so ist es auch eine Sünde, die Stimme der echten nicht zu hören und ihr nicht zu gehorchen. Den ganzen Tag, sagt der Herr, habe ich meine Hände über dieses ungläubige und widerspenstige Volk ausgebreitet (Jes 65,2; Röm 10,21). Wen dürstet, der komme zu mir (Joh 7,37). Ich stehe vor der Tür und klopfe an (Offb 3,20). Er tut es durch die Prediger: Wer euch hört, der hört mich (Lk 10,16). Wenn ihr heute seine Stimme hört (Ps 94,8). Welche Stimme? Was steht ihr den ganzen Tag hier müßig? Geht auch ihr in meinen Weinberg (Mt 20,6f). Es kommt die Nacht, da niemand mehr wirken kann (Joh 9,4). Bande des Todes umfangen mich, die Gefahren der Hölle umgeben mich (Ps 116,3).
Wartet nicht, bis die Fastenzeit euch drängt. Wißt ihr denn, ob ihr sie erleben werdet? Sie verbringen ihre Tage in Freude; in einem Augenblick steigen sie zur Unterwelt hinab (Ijob 21,13). Schmerzen des Todes umgeben mich. Wir sind nur dann befreit, wenn uns ein Fuß fehlt. Wie lange willst du schlafen, Faulenzer? Du willst ein wenig schlafen, ein wenig schlummern, und die Armut wird über dich kommen wie ein Bewaffneter (Spr 6,9-11); das heißt, du kannst ihr nicht entgehen. Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle in gleicher Weise zugrundegehen (Lk 13,3.5). Oder wißt ihr nicht, sagt der hl. Paulus, daß die Langmut Gottes erwartet, daß du Buße tust? Du aber mit deinem unbußfertigen Herzen... (Röm 2,4f). Fang heute an, aus Furcht, daß du überrascht werden könntest. Ich rief, und ihr habt euch geweigert. So lache ich über euren Untergang (Spr 1,24.26). Laßt uns das Gute tun, solange wir Zeit haben (Gal 6,10). Abner fragte Davids Feldherrn Joab: Wie lange noch soll denn dein Schwert wüten? Joab sagte: So wahr der Herr lebt, wenn du heute morgen gesprochen hättest, dann hätte das Volk schon von der Verfolgung abgelassen (2 Sam 2,26f). Pharao wollte den Rückzug aus der Mitte des Roten Meeres antreten, aber er konnte nicht mehr. „Er hat den Bußfertigen Verzeihung verheißen, aber er hat nicht die Zeit zur Buße versprochen“ (Aug.).
Welche Gelegenheiten haben wir doch, um unsere Trägheit abzulegen! Soviel Leid, das wir jeden Tag sehen ... Unser Herr macht es wie der Vater, der die Rute in der Hand hält und zu seinen Kindern, die er züchtigt, sagt: Werdet ihr denn nie vernünftig? – Gebete, Reue, Beichte,gute Werke.
Die Welt ruft: Deficio (ich vergehe: 1 Joh 2,17); das Fleisch ruft: Inficio (ich töte: Röm 8,13); der Dämon ruft: Decipio (ich täusche: Gen 3,13); Christus ruft: Reficio (ich erquicke: Mt 11,28).
Geht auch ihr in den Weinberg des Herrn; er wird euch geben, was euch zusteht. Es ist gerecht, daß jene, die er gerufen hat und die ihm in dieser Welt gefolgt sind, ihm auch in die andere folgen werden: Wo immer ich bin, soll auch mein Diener sein und er wird seinen Lohn empfangen (Joh 12,26; 4,36). Ich bin dein überreicher Lohn (Gen 15,1). Mut, meine Brüder! Alle sind berufen, doch nicht alle sind auserwählt (Mt 20,16). Von uns hängt es ab, ob wir hingehen, um in seinem Weinberg zu arbeiten. Es macht Mühe, aber die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der künftigen Herrlichkeit (Röm 8,18). Einen Tag der Arbeit vergilt er mit dem ewigen Tag. Für die Mühe eines Tages gibt er ewige Ruhe im Paradies dort oben. Das sei in Ewigkeit der Ort unserer Ruhe; hier werden wir wohnen, wenn wir ihn erwählt haben(Ps 132,14). Dort werden wir dich loben in alle Ewigkeit, wenn wir dir den kurzen Tag dieser Welt gedient haben. Daher bitten wir dich, Herr, gib uns dazu die Gnade, denn du bist ja der Gott des Erbarmens, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
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