Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Januar / Februar 2004
Gemeinsam mit Gott auf dem Weg
Sr. Maria-Brigitte Kaltseis OSFS
Wie versuche ich in meinem Leben konkret salesianische Wege zu gehen?
Dieses Thema regt mich an, mich selbst kritisch zu beobachten und mein
Tun und Sein im Sinne des heiligen Franz von Sales zu beurteilen. Denn
wenn man etwas schon viele Jahre lang übt, entstehen Gewohnheiten,
und auch diese muss man manchmal hinterfragen.
Der salesianische Weg ist sehr einfach und praktisch. Für mich beginnt
er am Morgen beim Erwachen und begleitet mich den ganzen Tag. Das Erste
ist die Vereinigung mit Gott, um mich in Ruhe und Gelassenheit vorzubereiten,
alles von Gott zu erwarten.
Positiver Beginn
Dieser positive Beginn ermöglicht mir, während des Tages im
Umgang mit meinem Nächsten ruhiger und geduldiger zu reagieren. Denn
aus mir kann ich nichts tun, aber die innere Verbindung mit Gott führt
mich dahin, dass ich den Mut habe, die täglichen Mühen und Schwierigkeiten
anzunehmen und sie in der rechten Weise zu bewältigen.
Weil ich nicht alles alleine vollbringen muss, sondern in Gott einen Freund
und Helfer habe, kann ich an die verschiedenen Probleme herangehen und
sie zu lösen versuchen. Nicht alles wird mir trotz meines Einsatzes
gelingen, aber das Vertrauen auf unseren Herrn lässt mich nicht mutlos
werden.
Mit Gottes Hilfe
Eine weitere Hilfe ist mir die „gute Meinung“, die ich jedes
Mal mache, wenn ich eine andere Arbeit beginne. Sie besteht darin, mich
erneut an Gott zu wenden, ihn um seine Hilfe zu bitten, um bereit zu sein,
alles aus seiner väterlichen Güte anzunehmen. Das ist keine
Zauberformel, die mir alles leicht von der Hand gehen lässt, sondern
es ist ein Akt der Liebe, ein Blick auf Gott, ein Ruf um seine Hilfe,
denn er will mir ja immer beistehen, ohne sich aufzudrängen.
Im Umgang mit meinen Mitmenschen ist mir Franz von Sales ein großes
Vorbild. Ich bewundere seine Geduld und Liebenswürdigkeit, mit der
er allen begegnet ist. Auch ich bemühe mich diesen Weg zu gehen,
muss aber sagen, dass ich immer noch am Anfang stehe, denn die Nächstenliebe
fordert jeden Tag aufs Neue meine Anstrengung und Hingabe, und doch bin
ich gewiss, dass ich durch seine Fürsprache auch darin Fortschritte
machen darf.
Ich glaube sogar, dass ich ohne dieses Beispiel sicher viel ungeduldiger
und explosiver wäre, da dies in meinem Charakter grundgelegt ist.
Auf diesem salesianischen Weg finde ich auch immer wieder die Kraft, mich
für andere einzusetzen, ohne einen Vorteil für mich selbst zu
erwarten oder mich selbst wichtig zu nehmen. Das Wort der Schrift: „Einer
trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“
verwirklicht sich darin (Gal 6,2). Das gibt mir aber die Kraft, wenn mir
einmal etwas nicht so gut gelungen ist, nicht aufzugeben, sondern mutig
weiter zu arbeiten und einen neuen Anfang zu setzen.
Ich brauche nicht vollkommen zu sein, ich will auf dem Weg bleiben, weiter
gehen, und das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Das ist für mich
ein wichtiger Aspekt, dem ich gerne folgen möchte.
Eine weitere Möglichkeit finde ich in Augenblicken des Schweigens,
der Ruhe und Besinnung, die mir gegeben sind, um mich in Gottes Gegenwart
auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln für Arbeiten, die der
Alltag von mir verlangt. Es sind oft die ganz gewöhnlichen Anforderungen
des Tages, die viel Energie von mir verlangen, aber mit Gott und in Vereinigung
mit ihm, kann ich sie bewältigen und das ausführen, was meine
Aufgabe und mein Beruf von mir fordern.
Mit Mut und Zuversicht habe ich diesen Weg eingeschlagen und will ihn
mit Eifer und Treue weitergehen. Vielen möchte ich durch meine Erfahrungen
helfen und wünsche allen die diesen Weg probieren viel Freude und
Kraft.
Sr. Maria-Brigitte Kaltseis ist Oblatin
des hl. Franz von Sales. Sie lebt in Linz an der Donau, Österreich,
und ist Hausoberin der Schwesterngemeinschaft, die eine Fachschule für
wirtschaftliche Berufe leitet.
Für die Reihe „Salesianische Wege“ schreiben in diesem
LICHT-Jahrgang Frauen und Männer aus den „Salesianischen Gemeinschaften“.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir Ihnen diese Gemeinschaften kurz
vorstellen.
Schwestern Oblatinnen des hl. Franz von Sales
Gründerin: Hl. Leonie Franziska-Salesia Aviat (1844-1914)
Gründer: Alois Brisson (1817-1908)
Gründung: 1866 in Troyes, Frankreich
Wichtigste Ziele: Kinder- und Jugenderziehung
Verbreitung: Frankreich, Südafrika, Südamerika,
Schweiz, England, Italien, Deutschland, Österreich, USA.
Aufgaben: Kindergarten, Internate, Schulen
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