Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Januar / Februar 2004
Unser Herzensprojekt
LICHT-Aktion 2004: Für Mädchen und
Frauen in Kenia
Wir haben ein sehr schweres Jahr hinter uns gebracht. Mutter starb. Als
wir ihren Lesetisch ordneten, die letzten Zeitschriften, Zettel mit Namen
und Telefonnummern, Bücher, vor allem zum Thema Gesundheit, ihre
Lesebrille, stießen wir auf einen Artikel, den sie am Rand mit mehreren
Rufzeichen markiert hatte. Er erzählte von Schwester Lea Ackermann.
Solwodi ... Solgidi
Zwei Vögel der Liebe, das vierte Jahr sollte vorbereitet werden,
schon lange waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Projekt. Wir
freuen uns mit SOLWODI (Solidarity with women in distress / Solidarität
mit Frauen in Not) und SOLGIDI (Solidarity with girls in distress / Solidarität
mit Mädchen in Not) in Kenia das Spendenprojekt 2004 gefunden zu
haben!
Nach einem ersten lichten Telefonat mit Schwester Lea Ackermann berichteten
wir Pater Herbert Winklehner OSFS von unserer Idee. Und dann Freude und
Überraschung auf allen Seiten (was immer ein Zeichen für einen
gelungenen Anfang ist) erzählte Herbert von seiner Begegnung mit
Schwester Lea Ackermann: 1988, drei Jahre nachdem sie SOLWODI in Kenia
gegründet hatte, interviewte er sie in Wien! Ein Auszug aus diesem
Gespräch:
Ausbeutung der Frau
Lea Ackermann: „Auf das Problem der Ausbeutung der Frau durch den
Sextourismus war ich schon früher aufmerksam geworden. Ich war verschiedene
Male nach Asien gereist, auf die Philippinen, Thailand und Taiwan. Es
hat mich schon immer aufgeregt oder aufmüpfig gemacht, wenn ich Situationen
des Unrechts gesehen habe. Das war sicher auch mein stärkstes Motiv
in der Arbeit mit Prostituierten. Als ich zurückkam von diesen Reisen,
erfuhr ich aus der Literatur, dass für Afrika der große Umschlagplatz
Mombasa war. Als ich dann 1984 meine Ernennung nach Mombasa bekam, war
das für mich Vorsehung.
Es handelt sich um Elendsprostitution, denn keine japanische Firma käme
z.B. auf die Idee nach Österreich derartige Reisen anzubieten, obwohl
Österreich ja ein Reise- und Touristenland ist. Da spielt Rassismus
schon auch mit und eine neue Form der Ausbeutung, weil man einfach weiß:
Die Frauen sind in einer so großen wirtschaftlichen Not, dass sie
alles anstellen, was ihnen Geld bringt. Meistens sind sie unausgebildet,
in einigen Stämmen können sie nichts erben, da sie kein Erbrecht
haben, das Land geht immer an den Jungen weiter, sie sind weniger wert
als die Jungen.
Manchmal haben sie auch schon sehr früh Kinder. Wir haben eine Frau,
die hat mit 14 Jahren ihr erstes Kind bekommen und mit 17 Jahren ist sie
in Mombasa in der Prostitution gelandet. Sie hat es dort anfangs als Marktfrau
versucht, aber in einer modernen Gesellschaft ohne Schulbildung klappt
das einfach nicht mehr. Als Hausangestellte sind sie auch sehr ausgebeutet.
Sie haben kaum Freizeit und den niedrigsten Lohn und sie werden oftmals,
wenn sie jung und hübsch sind, vom Hausherrn missbraucht. Wenn sie
in die Fabrik gehen, sieht es nicht wesentlich anders aus, abgesehen davon,
dass es sehr wenig Fabrikplätze in Mombasa gibt. Wenn sie auf dem
Feld arbeiten, dann ist das Saison-Arbeit – was sollen sie dann
zur anderen Zeit tun, und wenn sie ins Tourismusgewerbe gehen, wie in
der Bar arbeiten oder als Serviererin, dann ist Prostitution sowieso miteingerechnet.
Ich bin also in die Bars und Hotels und habe die Frauen angesprochen.
Am frühen Vormittag ging das sehr gut, es sagten mir alle Frauen:
‚Ich würde nicht hier sitzen, wenn ich keine Probleme hätte.‘
Und dann sprachen sie sich meistens sehr massiv über ihre Situation
aus, was sie über die Touristen denken. Ich hab ihnen gesagt: ‚Wenn
ihr das alles so schlimm und fies empfindet, dann kommt doch mal zu mir.‘“
Eine Perspektive
Die Mitarbeiterinnen von SOLWODI in Mombasa gehen seit nunmehr 20 Jahren
auf die betroffenen Frauen zu und eröffnen ihnen Perspektiven für
einen Ausstieg aus der Prostitution.
Viele nutzen das SOLWODI-Haus zur beruflichen Fortbildung, zur Vermittlung
eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes und zum Austausch mit anderen Betroffenen.
Verschiedene Arbeitsgruppen werden angeboten: die Näherinnen, die
Töpferinnen, die Bäckerinnen, die Friseurinnen, es gibt auch
eine Kindertagesstätte und ganz neu eine Kantine, die von einer SOLWODI-Klientin
geleitet wird.
Die Töchter
Was geschieht mit den Töchtern? Sie sind am meisten gefährdet.
Um sie kümmert sich SOLGIDI. Dass ihre Mütter sie in die Schule
schicken. Dass die Schule, die Schuluniform, die Bücher bezahlt werden.
Dass die Kinder wenigstens eine Mahlzeit am Tag bekommen. Und –
so wichtig – dass sie über ihre Probleme sprechen können:
Wenn die anderen entdecken, wie ihre Mütter ihr Geld verdienen, werden
sie beschimpft und beginnen dann oft ihre Mutter zu hassen.
„Es war so schlimm, ich bin gar nicht mehr auf die Straße
gegangen, so habe ich mich geschämt“, erzählte ein junges
Mädchen. Die Mutter ist inzwischen an Aids gestorben und das Mädchen
versorgt ihre beiden Brüder und eine Schwester, die nach dem Tod
der Mutter mit 13 Jahren in den Clubs Geld verdienen musste und schwanger
wurde.
Für Mädchen und Frauen
SOLWODI, SOLGIDI, zwei Projekte in Kenia, die sich dezidiert und ausschließlich
um Mädchen und Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, kümmern.
SOLWODI und SOLGIDI, zwei Projekte die verhindern, dass immer jüngere
Mädchen in der Prostitution landen.
Ein neues Programm zur Bewusstseinsbildung wurde gestartet. Es gibt einen
Chor, Theaterstücke zu den Themen Aids und Prostitution werden einstudiert
und aufgeführt. Die Mädchen und jungen Frauen, die da singen
und spielen, wissen, worüber sie sprechen, denn sie haben es selbst
durchlebt.
Seien Sie schockiert! Es ist nicht fassbar und nicht akzeptierbar, dass
Kinder und Frauen im dritten Jahrtausend noch immer Ware sind, noch immer
Sklaven sind. Seien Sie schockiert und helfen Sie! Ihre Spenden werden
dringendst gebraucht! Die Finanzierung von SOLWODI und SOLGIDI durch das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
in Deutschland lief gerade aus. Helfen Sie Schwester Lea Ackermann helfen!
Mit herzlichen Grüßen
Ingrid Christian Mitterecker
leiten das AMAL-Theater für Kinder in Wien, Österreich.
„Für Mädchen und Frauen in
Kenia“
Wenn Sie Sr. Lea Ackermann und ihren Projekten
SOLWODI und SOLGIDI in Kenia
helfen wollen, richten Sie Ihre Spende bitte an folgende
Konten:
Für Deutschland: Kongregation
der Oblaten des hl. Franz von Sales, Verwendungszweck: „Kenia“,
LIGA-Bank Eichstätt (BLZ 750 903 00) Kontonummer: 10 760 23 08
Für Österreich: Kongregation
der Oblaten des hl. Franz von Sales, Verwendungszweck: „Kenia“,
Raiffeisenbank für NÖ/Wien (BLZ 32000) Kontonummer: 96-02.747.962
Als kleines Dankeschön erhalten Sie ein Bild von Ingrid Christian
Mitterecker, das diese extra für diese Aktion in einer Maximalauflage
von 50 Stück anfertigen (siehe Seite 17). Bitte vergessen Sie daher
nicht, die genaue Adresse anzugeben.
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