Zum 400jährigen Jubiläum des Ordens der Heimsuchung Mariens werden die Heimsuchungsklöster im deutschsprachigen Raum vorgestellt.
Inmitten
der Stadt
Heimsuchungskloster Wien
Das Kloster am Rennweg, inmitten von Wien, ist das älteste noch bestehende Kloster der Heimsuchung im deutschsprachigen Raum. Nachdem bereits am 13. Mai 1717 der Grundstein gelegt wurde, konnten die Schwestern das Ordenshaus am 13. Mai 1719 beziehen. 1728 wurde die Kirche fertig gestellt, ein schlichter Bau, was ganz bewusst der Wunsch der Ordensschwestern war.
Auf Wunsch der Kaiserin
Stifterin des Klosters war Kaiserin Wilhelmine Amalia, Gemahlin von Kaiser Josef I., die nach dem Tod ihres Ehemanns den Wunsch nach einem zurückgezogenen Leben in einem Kloster hatte – und nachdem ihre Kinder verheiratet waren, im Kloster am Rennweg Wohnung nahm, wo sie 1743 verstarb und auf dem Totenbett das Ordenskleid der Heimsuchungsschwestern trug.
Das Kloster diente von 1721 bis 1927 als Pensionat für höhere Töchter der österreichischen Gesellschaft. Besonders unterstützt wurde es von Kaiserin Maria Theresia, die sich mit dem Haus eng verbunden fühlte, weil der Grundstein am Tag ihrer Geburt gelegt wurde.
Gebet, Arbeit, Gastfreundschaft
Nach 1927 bot das Kloster Studentinnen eine Wohnungsmöglichkeit. Heute sind viele der Räumlichkeiten vermietet, unter anderem an die Musikuniversität.
Im Konvent leben 15 Schwestern, von denen zwei in Ausbildung sind. Die Schwestern führen ein Leben in Gebet und Arbeit. Sie beten das gemeinsame Stundengebet und sind in verschiedenen Bereichen der Hausarbeit tätig. Das Kloster bietet auch Interessentinnen die Möglichkeit Tage der Stille zu verbringen. Im Jahr 2007 durften die Schwestern sogar Papst Benedikt XVI. bei seinem Wienbesuch begrüßen. Die Heimsuchung Wien verwahrt übrigens einen besondere Reliquie: den Hut, den der heilige Franz von Sales getragen hat.
Raymund Fobes
Die längste Tradition in Bayern
Heimsuchungskloster Dietramszell
Die Geschichte der Heimsuchungsschwestern von Dietramszell beginnt bereits im Jahr 1667, und zwar in der bayerischen Landeshauptstadt München.
Die Vorgeschichte
Damals rief das bayerische Königshaus Frauen aus dem von Franz von Sales und Johanna von Chantal gegründeten Orden in die Hauptstadt . Es entstand das Damenstiftkloster in der Herzogspitalstraße in der Münchner Innenstadt. Den Schwestern wurde die Erziehung der weiblichen Jugend anvertraut.
In München blieben die Schwestern bis zum Jahr 1783, dann siedelten sie nach Markt Indersdorf bei Dachau über. Im Jahr 1831 verließen die Schwestern Indersdorf und bezogen das ehemalige Augustinerchorherrenstift Dietramszell im Isartal (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Die Chorherren hatten das Kloster aufgrund der Säkularisation verlassen müssen.
Im Dienst der Schulbildung
In Dietramszell errichteten die Schwestern bereits im Jahr ihrer Ankunft ein Erziehungsinstitut. 1912 entstand eine höhere Mädchenschule, 1935 eine Mädchenmittelschule und 1962 eine Mädchenrealschule. 1992 musste der Schulbetrieb eingestellt werden.
Künstlerische Tätigkeit
Die Schwestern widmen sich seitdem vor allem der Arbeit in Haus und Garten und natürlich dem Gebet. Bekannt ist Dietramszell auch für die von den Schwestern hergestellten verzierten Kerzen, den Golddrahtarbeiten und den Fatschenkindln – alpenländische Jesuskindfiguren, die eingewickelt (bayer: gefatscht) sind.
Heute leben neun Schwestern in Dietramszell. Die Räumlichkeiten der Schule werden von einer Montessorischule sowie von einem Kindergarten genutzt.
Raymund Fobes
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