Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Mai / Juni 2005
Warum ist etwas
und nicht vielmehr nichts?
Thomas Schmeckpeper
Die Frage nach Gott ist, so denke ich, für jeden einzelnen von uns
ein langer und mühsamer Weg.
Unendliche Weiten
Und es fängt damit an, dass ich mir Fragen stelle; Fragen über
den Sinn und die Legitimität meiner Existenz, die mich so oder so
erreichen, wenn ich in meiner kleinen Zwickmühle sitze und in einer
faszinierenden Resignation erkennen muss, dass es wohl Antworten gibt,
die ich „hier“ nie zu Gesicht bekommen werde.
Verzweifelt schaue ich in das Panaroma des Sternenhimmels und frage mich,
wo da draußen das Ende ist, und was hinter diesem Ende auf uns wartet.
Nicht selten werde ich mir dann der Unendlichkeit bewusst in der wir umhertreiben,
ohne auch nur einen Funken Verständnis dafür zu haben, was,
wo und wann wir sind; die Dinge fangen an sich zu relativieren.
Wie funktioniert die Uhr mit dem Pendel der Endlichkeit und dem endlosen
Ziffernblatt?
Welcher Marionettenspieler hält die Fäden unserer Galaxien und
Universen in der Hand?
Am Ende Absurdität
Donnerstagmittag, 6./7. Stunde, Mathematik-Stochastik:
„Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass beim Roulette-Spiel
die Null frühestens beim dritten Drehen kommt?“ Ach so, klar
… „36 hoch 2 zu 37 hoch 3“… na dann.
Da saßen wir wieder und ließen unseren Verstand in die Tiefen
der Mathematik eintauchen – der eine mehr, der andere weniger –,
um uns mit Problematiken auseinander zu setzten, die an Absurdität
kaum zu überbieten sind.
Es ist ein faszinierendes Fach, nur denken Mathematiker für meinen
Geschmack etwas zu pragmatisch. So rechnen sie beispielsweise mit dem
Faktor der Unendlichkeit und beweisen dadurch ihre Nichtexistenz, indem
sie nämlich exakte Ergebnisse erhalten. Denken sie nur mal an die
irrationale Zahl Pi, mit der man einen genauen Kreisumfang berechnen kann.
Jedenfalls beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass die Null frühestens
beim dritten Drehen kommt „36 hoch 2 zu 37 hoch 3“. Aber ist
es denn nicht vermessen, die unserem Verstand unzugänglichen Geheimnisse
und Fügungen der Schöpfung auf Formeln mit Variablen, bzw. Gleichnisse,
die es letzten Endes sind, zu reduzieren?
Was die Welt zusammenhält
Was die Welt im Innersten zusammenhält, wollte auch Faust schon wissen,
und ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen Menschen gibt,
der sich diese Frage nicht mindestens einmal in seinem Leben stellt. So
endet also das Abwägen über Endlichkeit und Unendlichkeit im
unaufhebbaren Patt, genauso wie die Frage nach Gott.
Denn ich muss mir doch selbst zugestehen, dass, wenn es ihn gibt, ich
es erfahren werde, und dass, wenn es ihn nicht gibt, ich – dann
als Teil des Nichts – mir auch nicht mehr den Kopf darüber
zerbrechen werde, auch wenn sich das jetzt vermeintlich pragmatisch anhört.
Aber hat sich das Universum denn selbst erschaffen, wenn es ihn nicht
gibt? Insofern berufe ich mich zum Schluss auf das Kausalitätsprinzip
meines Namenspatrons, Thomas von Aquin, dessen Gottesbeweis sich auf genau
diesen Urgrund bezieht. Es ist zwar kein befriedigender Beweis, jedoch
führt er mir vor Augen, dass die Gottesfrage eine Frage ist, die
die Menschheit unabhängig von ihrem technischen Fortschritt für
immer begleiten wird.
Ja, wir können zum Mond fliegen, und wahrscheinlich auch bald zum
Mars und in andere Regionen unseres Sonnensystems. Ja, die Wissenschaft
wird nicht mehr lange brauchen um den Menschen zu klonen, aber unterm
Strich wissen wir auch nicht mehr als Thomas von Aquin.
Was ist es, wo ich bin?
Wer schuf all dies für uns?
Wer gab dem Nichts den Sinn?
Wo ist die Quell
von diesem Fluss?
Ich suche sie schon lang’,
doch je länger ich es tue,
desto weniger find’ ich Ruhe
und werde schneller
in meinem Gang
Es scheint mir,
dass es sinnlos ist,
zu fragen wo, und wer er ist.
Ist es denn nicht vorgesehen,
dass wir ihn hier auf Erden sehen?
Ich darf wohl nicht
nach Wurzeln graben,
die schützende Erde
vom Baum wegschaben,
denn, wenn ich sie dann finde,
fließt der Saft aus seiner Rinde
und die Blätter verlieren
ihre Farben.
Thomas Schmeckpeper ist Schüler am
Gymnasium der Oblaten des hl. Franz von Sales in Overbach, Nordrhein-Westfalen
Ihre Meinung zurück
nächster
Artikel
|