Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Mai / Juni 2005
Hallo, hier bin ich
Raymund Fobes
Klappern gehört
zum Handwerk
Dass – wie dieser Spruch sagt – Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
unerlässlich fürs Geschäft sind, das wissen Unternehmer
und Freiberufler nur zu genau. Deshalb wird denn auch die Werbetrommel
unaufhörlich gedreht, auf dass der Laden läuft und dem Schreckgespenst
der Insolvenz erfolgreich Paroli geboten werden kann.
Dabei dient die Werbung – vorausgesetzt, sie ist für eine gute
Sache – auch dem Kunden, denn nur dadurch, dass man über das
Gute, das man tut und schafft, redet, macht man es bekannt.
Genau deshalb verdient auch die Botschaft
Jesu eine gute Werbung. Wenn Christen Stadt auf dem Berge sein, also das
Evangelium aller Welt verkünden sollen, so ist es nur legitim, sich
dazu das nötige Know-how zuzulegen. So hat es in seiner Zeit hervorragend
Franz von Sales gemacht, der ein Fachmann für christliche Werbestrategien
war – nicht zuletzt durch das oft zitierte Wort: „Mit einem
Tropfen Honig lockt man mehr Bienen an als mit einem ganzen Fass Essig.“
Deshalb warnte er auch vor notorischem Nörgeln – denn: Ein
Heiliger, der immer nur traurig ist, der ist wahrlich ein trauriger Heiliger.
Und damit wusste er schon einige Jahrhunderte vorher die richtige Antwort
auf den Vorwurf von Friedrich Nietzsche: „Ihr Christen, ihr seht
immer so unerlöst aus.“
Indessen täte man Franz von Sales
allerdings heftig Unrecht, würde man glauben, er stände für
erzwungenes Zahnpastalächeln einerseits oder bloße Vergnügungssucht
andererseits. Nein, genauso wie er sich jederzeit zum Anwalt für
die Wahrheit gemacht hat, so hat er nie verschwiegen, dass christliches
Leben immer auch harte Arbeit – Kreuztragen – ist: Erwarten
Sie nicht zuviel an Tröstungen Gottes, nehmen Sie das Leiden an,
lernen Sie daraus! Vertrauen Sie ganz und gar dem göttlichen Willen,
auch wenn es knüppeldick kommt! Und: Suchen Sie immer wieder die
Begegnung mit Gott. Nehmen Sie sich Zeit fürs Gebet, und wenn Sie
meinen, nicht einmal für ein Vaterunser Zeit zu haben, so beten Sie
am besten gleich zwei …
Franz von Sales wusste sehr genau: Zum Nulltarif wird man als Christ nicht
glücklich, lässt man sich aber ganz und gar auf die Beziehung
mit Gott ein, so entsteht die wahre Freude.
Damit hat er den werbewirksamsten Weg
überhaupt beschritten: das Überzeugtsein von der guten Sache.
Nur wer sich selbst auf den christlichen Weg einlässt und in ihm
Erfüllung findet, wird andere bewegen, sich auch auf die Gottsuche
zu begeben. Fehlt die eigene Überzeugung, hilft alles nichts: Der
Glauben braucht die freiwillige Entscheidung, damit er trägt. Und
dabei kann ich nur durch das eigene gute Beispiel Wegbegleiter sein.
Deshalb muss ich auch zuerst einmal
mich selbst für den Glauben gewinnen. Verkündigung muss aus
der Gottesbegegnung leben: aus der eigenen Gottsuche, aber auch aus dem
Bewusstsein, dass Gott uns sucht und besuchen will – so wie es die
Geschichte vom alten Jim aus Kenia erzählt. Dieser hat jeden Tag
seines Lebens konsequent um zwölf Uhr einen Besuch bei Jesus in der
Kirche gemacht und dort nichts anderes gesagt als: „Hallo Jesus,
hier bin ich!“
Als er später krank geworden ist, konnte ihm die Krankheit nichts
von seiner Lebensfreude nehmen. Jim steckte mit seinem Optimismus alle
im Spital an und mancher wunderte sich, wieso ihn nicht der Mut verließ.
Daraufhin befragt meinte er nur: „Ich bekomme jeden Tag um zwölf
Besuch.“ Patienten und Personal verstanden das nicht, weil doch
niemand ihn aufsuchte. Doch trotzdem hatte der alte Jim Recht: Er spürte
ganz genau, dass täglich zur Mittagszeit Jesus zu ihm kam, sich an
sein Bett stellte und sagte: „Hallo Jim, hier bin ich!“
Raymund Fobes ist Diplomtheologe. Er arbeitet
als Redakteur im Franz-Sales-Verlag, Eichstätt und lebt verheiratet
in Ingolstadt, Bayern.
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