Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Mai / Juni 2007


Wie Erfrischungen auf einer Reise

Feurige Herzensgebete – überall möglich

Sie sind kurz und knapp und geben doch viel Mut. Gemeint sind die kurzen feurigen Stoßgebete, die Franz von Sales seinen Lesern ans Herz legt. Gedanken von Georg Okon OSFS über diese bewährte Glaubenspraxis.

In der Philothea empfiehlt Franz von Sales: „Erhebe dich also oft zu Gott durch kurze, feurige Herzensgebete. Bewundere seine Schönheit, bitte ihn um Hilfe, wirf dich im Geiste am Fuß des Kreuzes nieder, bete seine Güte an, befrage ihn oft über dein Seelenheil, schenke ihm deine Seele von neuem, richte deine Augen auf seine Liebe. Reiche ihm die Hand, wie ein Kind dem Vater, dass er dich führe ...“

Stört nicht,  gibt Kraft

„In solcher Weise übe die Stoßgebete.“ Die Übung der Stoß- und Herzensgebete ist nicht schwer. Sie sind in alle Arbeiten und Beschäftigungen einzuflechten, ohne sie zu stören oder  zu unterbrechen. „Der Wanderer bleibt einen Augenblick stehen, um durch einen Schluck Wein Herz und Mund zu erfrischen; er unterbricht dadurch nicht seine Reise, sondern holt sich nur die Kraft, um rascher und besser ausschreiten zu können.“  Der Beter soll sich bewusst werden, dass das Herzensgebet ihn an jedem Ort und zu jeder Zeit in die Gegenwart Gottes führt. Ein kurzes Herzensgebet am Beginn der Arbeit, vor einem wichtigen Gespräch, in der Freizeit, ... stört nicht unseren Alltag, sondern schenkt Kraft von oben.
Franz von Sales gibt den Rat der Stoßgebete in vielen Briefen und Predigten weiter: In seinen Ratschlägen ist auch das kürzeste und wichtigste salesianische Herzensgebet zu finden: „Es lebe Jesus“. Es ist auch der Anfang vieler seiner empfohlenen Stoßgebete. Hier eine kleine Auswahl:

Gesammelte Stoßgebete

  • Es lebe Jesus, dem mit dem Vater und
    dem Heiligen Geist Ehre und Herrlichkeit
    sei jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
    (DASal 1, 262)
  • Es lebe Jesus, dessen Tod geoffenbart,
    wie stark die Liebe ist! (DASal 4,316)
  • Es lebe Jesus, an den ich glaube! Es lebe die
    Kirche, zu der ich mich bekenne! (DASal 5,56)
  • Jesus lebe und herrsche immerdar in unseren
    Herzen. Amen. Es lebe Jesus und Jesus lebe
    ewiglich! Amen. (DASal 5,120)
  • Der gütige Jesus sei immerdar das Herz
    unserer Herzen und sein heiliger Name sei
    auf immer gepriesen. Es lebe Jesus!
    (DASal 5,140)
  • Gott sei immerdar unsere Kraft und unsere
    Liebe! (DASal 5,217) 
  • Gott sei unser Herz und unser Leben.
    (DASal 5,242)
  • Gott vermehre immer mehr seine heilige
    Liebe in unserem Herzen. (DASal 5,254)
  • Der gütige Heiland sei unser Leben auf ewig.
    Amen. (DASal 5,285)
  • Es lebe Jesus, es lebe Maria, der Halt meines
  • Lebens. Amen. (DASal 5,296)
  • Jesus sei unser Herz! Amen. (DASal 5,258)
  • Gott sei immerdar unser Alles und sein Wille
    unsere Liebe. Amen. (DASal 5,301)
  • Gott sei immerdar unsere einzige Liebe.
    (DASal 5,370)
  • Sein Wille werde immerdar verherrlicht.
    Amen. Es lebe Jesus! (DASal 6,162)
  • O Herr, sieh dieses arme und elende Herz.
    (DASal 6,244)
  • Gott sei unser Alles! (DASal 5,375)
  • Gott sei immerdar unser Alles! Amen.
    ( DASal 6,279)
  • Sein Name sei gepriesen und die Beschlüsse
    seines Willens gelobt von Ewigkeit zu
    Ewigkeit. Amen. ( DASal 6,288)
  • Es lebe Jesus in allem und durch alles, vor
    allem inmitten unserer Herzen! Amen.
    (DASal 7,84)
  • Es lebe Jesus! Sein Name sei gepriesen von
    Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (DASal 7,85)
  • Er sei immer das einzige Ziel unserer Herzen.
       Amen. (DASal 7,326)
  • Gott sei immerdar unser Alles. Amen.
    (DASal 7,330)
  • Ja, Herr, ich bin bei dir. (DASal 12,200)

Vielerorts zu finden

Auch in der Bibel sind Stoßgebete zu finden. Viele Verse aus den Psalmen bieten sich als Herzensgebete an: Hier eine kleine Auswahl: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ (Ps 23) „Zeige mir Herr deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner Treue und lehre mich.“ (Ps 25) „Vernimm o Herr mein lautes Rufen, sei mir gnädig und erhöre mich.“ (Ps 27) „Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.“ (Ps 63) Auch Jesus hat viele dieser Psalmen gebetet. Am Kreuz ruft er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“
Aus den Evangelien lassen sich einige Stoßgebete herausholen: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner.“ „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ „Herr, sei mir armen Sünder gnädig.“
Sehr gut zu Herzensgebeten eignen sich meiner Meinung nach auch die Gesänge von Taizé. Die Texte und Melodien sind einfach, sehr einprägsam und leicht zu singen und können immer wieder wiederholt werden. Der Aufforderung: „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17) kann hier ohne Schwierigkeiten Folge geleistet werden.
Es steht natürlich auch jedem frei, selbst freie Stoßgebete zu formulieren. Sie kommen aus dem Herzen und werden im Geiste formuliert und „ausgesprochen“ und eventuell in eine Melodie geformt. So geben uns die Gebete Kraft von oben auf unserer Lebenswanderung.
Franz von Sales meint: „In dieser Übung der geistlichen Einsamkeit und der kurzen Herzenserhebungen zu Gott besteht das große Werk der Frömmigkeit. Sie kann alle übrigen Gebete ersetzen, ihre Unterlassung kann aber kaum durch irgendetwas gutgemacht werden. Ohne sie kann man nicht gut ein beschauliches Leben führen, ohne sie wird man auch die Pflichten des täglichen Lebens nur sehr mangelhaft erfüllen. Ohne sie wird Ruhe zur Trägheit und Arbeit zur Last. Deshalb beschwöre ich dich, wende dieser Übung die größte Sorgfalt zu und lasse niemals davon ab.“ 

Georg Okon ist Oblate des heiligen Franz von Sales und arbeitet in der Provinzverwaltung der Deutschen Provinz der Sales-Oblaten in Overbach, Nordrhein-Westfalen.

 

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