Wie Erfrischungen auf einer Reise
Feurige Herzensgebete – überall möglich
Sie sind kurz und knapp und geben doch viel Mut. Gemeint sind die kurzen feurigen
Stoßgebete, die Franz von Sales seinen Lesern ans Herz legt. Gedanken von
Georg Okon OSFS über diese bewährte Glaubenspraxis.
In der Philothea empfiehlt Franz von Sales: „Erhebe
dich also oft zu Gott durch kurze, feurige Herzensgebete. Bewundere seine
Schönheit, bitte ihn um Hilfe, wirf dich im Geiste am Fuß des
Kreuzes nieder, bete seine Güte an, befrage ihn oft über dein
Seelenheil, schenke ihm deine Seele von neuem, richte deine Augen auf
seine Liebe. Reiche ihm die Hand, wie ein Kind dem Vater, dass er dich
führe ...“
Stört nicht, gibt Kraft
„In solcher Weise übe die Stoßgebete.“ Die Übung
der Stoß- und Herzensgebete ist nicht schwer. Sie sind in alle
Arbeiten und Beschäftigungen einzuflechten, ohne sie zu stören
oder zu unterbrechen. „Der Wanderer bleibt einen Augenblick
stehen, um durch einen Schluck Wein Herz und Mund zu erfrischen; er unterbricht
dadurch nicht seine Reise, sondern holt sich nur die Kraft, um rascher
und besser ausschreiten zu können.“ Der Beter soll sich
bewusst werden, dass das Herzensgebet ihn an jedem Ort und zu jeder Zeit
in die Gegenwart Gottes führt. Ein kurzes Herzensgebet am Beginn
der Arbeit, vor einem wichtigen Gespräch, in der Freizeit, ... stört
nicht unseren Alltag, sondern schenkt Kraft von oben.
Franz von Sales gibt den Rat der Stoßgebete in vielen Briefen und
Predigten weiter: In seinen Ratschlägen ist auch das kürzeste
und wichtigste salesianische Herzensgebet zu finden: „Es lebe Jesus“.
Es ist auch der Anfang vieler seiner empfohlenen Stoßgebete. Hier
eine kleine Auswahl:
Gesammelte Stoßgebete
- Es lebe Jesus, dem mit
dem Vater und
dem Heiligen Geist Ehre und Herrlichkeit
sei jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
(DASal 1, 262)
- Es lebe Jesus, dessen Tod geoffenbart,
wie stark die Liebe ist! (DASal 4,316)
- Es lebe Jesus, an den ich glaube! Es lebe die
Kirche, zu der ich mich bekenne! (DASal 5,56)
- Jesus lebe und herrsche immerdar in unseren
Herzen. Amen. Es lebe Jesus und Jesus lebe
ewiglich! Amen. (DASal 5,120)
- Der gütige Jesus sei immerdar das Herz
unserer Herzen und sein heiliger Name sei
auf immer gepriesen. Es lebe Jesus!
(DASal 5,140)
- Gott sei immerdar unsere Kraft und unsere
Liebe! (DASal 5,217)
- Gott sei unser Herz und unser Leben.
(DASal 5,242)
- Gott vermehre immer mehr seine heilige
Liebe in unserem Herzen. (DASal 5,254)
- Der gütige Heiland sei unser Leben auf ewig.
Amen. (DASal 5,285)
- Es lebe Jesus, es lebe Maria, der Halt meines
- Lebens. Amen. (DASal 5,296)
- Jesus sei unser Herz! Amen. (DASal 5,258)
- Gott sei immerdar unser Alles und sein Wille
unsere Liebe. Amen. (DASal 5,301)
- Gott sei immerdar unsere einzige Liebe.
(DASal 5,370)
- Sein Wille werde immerdar verherrlicht.
Amen. Es lebe Jesus! (DASal 6,162)
- O Herr, sieh dieses arme und elende Herz.
(DASal 6,244)
- Gott sei unser Alles! (DASal 5,375)
- Gott sei immerdar unser Alles! Amen.
( DASal 6,279)
- Sein Name sei gepriesen und die Beschlüsse
seines Willens gelobt von Ewigkeit zu
Ewigkeit. Amen. ( DASal 6,288)
- Es lebe Jesus in allem und durch alles, vor
allem inmitten unserer Herzen! Amen.
(DASal 7,84)
- Es lebe Jesus! Sein Name sei gepriesen von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (DASal 7,85)
- Er sei immer das einzige Ziel unserer Herzen.
Amen. (DASal 7,326)
- Gott sei immerdar unser Alles. Amen.
(DASal 7,330)
- Ja, Herr, ich bin bei dir. (DASal 12,200)
Vielerorts zu finden
Auch in der Bibel sind Stoßgebete zu finden. Viele Verse aus den
Psalmen bieten sich als Herzensgebete an: Hier eine kleine Auswahl: „Der
Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.“ (Ps 23) „Zeige
mir Herr deine Wege, lehre mich deine Pfade! Führe mich in deiner
Treue und lehre mich.“ (Ps 25) „Vernimm o Herr mein lautes
Rufen, sei mir gnädig und erhöre mich.“ (Ps 27) „Gott,
du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.“ (Ps
63) Auch Jesus hat viele dieser Psalmen gebetet. Am Kreuz ruft er: „Mein
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“
Aus den Evangelien lassen sich einige Stoßgebete herausholen: „Jesus,
Sohn Davids, erbarme dich meiner.“ „Herr, ich bin nicht würdig,
dass du eingehest unter mein Dach, sprich nur ein Wort, so wird meine
Seele gesund.“ „Herr, sei mir armen Sünder gnädig.“
Sehr gut zu Herzensgebeten eignen sich meiner Meinung nach auch die Gesänge
von Taizé. Die Texte und Melodien sind einfach, sehr einprägsam
und leicht zu singen und können immer wieder wiederholt werden.
Der Aufforderung: „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17) kann
hier ohne Schwierigkeiten Folge geleistet werden.
Es steht natürlich auch jedem frei, selbst freie Stoßgebete
zu formulieren. Sie kommen aus dem Herzen und werden im Geiste formuliert
und „ausgesprochen“ und eventuell in eine Melodie geformt.
So geben uns die Gebete Kraft von oben auf unserer Lebenswanderung.
Franz von Sales meint: „In dieser Übung der geistlichen Einsamkeit
und der kurzen Herzenserhebungen zu Gott besteht das große Werk
der Frömmigkeit. Sie kann alle übrigen Gebete ersetzen, ihre
Unterlassung kann aber kaum durch irgendetwas gutgemacht werden. Ohne
sie kann man nicht gut ein beschauliches Leben führen, ohne sie
wird man auch die Pflichten des täglichen Lebens nur sehr mangelhaft
erfüllen. Ohne sie wird Ruhe zur Trägheit und Arbeit zur Last.
Deshalb beschwöre ich dich, wende dieser Übung die größte
Sorgfalt zu und lasse niemals davon ab.“
Georg Okon ist Oblate des heiligen Franz von Sales und arbeitet in der
Provinzverwaltung der Deutschen Provinz der Sales-Oblaten in Overbach,
Nordrhein-Westfalen.
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