Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
September / Oktober 2010

 

Zum 400jährigen Jubiläum des Ordens der Heimsuchung Mariens werden die Heimsuchungsklöster im deutschsprachigen Raum vorgestellt.

Von Vertreibung gezeichnet
Heimsuchung Kromeríž


Die Geschichte der Heimsuchung von Kromeríž in der Tschechischen Republik zeigt die ganze Tragik, der Ordensleute in der ehemaligen kommunistisch regierten Tschechoslowakei oftmals ausgesetzt waren.

Aus für ein blühendes Kloster
Angefangen hat es am Ende des Zweiten Weltkrieges im Heimsuchungskloster Chotieschau, rund 20 Kilometer entfernt von Pilsen. In das traditionsreiche Ordenshaus, wo seit dem Mittelalter Prämonstratenserinnen lebten, waren die Heimsuchungsschwestern 1878 gekommen, nachdem sie aus dem Kloster Moselweiß bei Koblenz vertrieben worden waren. Die Schwestern gründeten hier eine Mädchenschule. Das blühende Ordensleben fand jedoch nach mehr als 65 Jahren ein jähes Ende: 1945 mussten alle deutschsprachigen Nonnen das Kloster verlassen, allein die 30 tschechischen Schwestern durften bleiben. 1950 wurden auch diese vertrieben, und Chotieschau wurde eine Kaserne der Tschechischen Armee. Als die Soldaten 1976 das ehemalige Kloster verließen, hinterließen sie ein Chaos. Mittlerweile jedoch haben Restaurationsarbeiten begonnen, um den alten Glanz des traditionsreichen Klosters wieder herzustellen.

Verurteilt zum Aussterben
Die Heimsuchungsschwestern, die 1950 Chotieschau verlassen hatten, fanden eine neue Bleibe in Leitmeritz, wo sie sich um betagte Menschen kümmerten. Neun Jahre später wurden sie wieder umgesiedelt – diesmal nach Libešice u Úšteka. Dort erlebten die Ordensschwestern ihre schwerste Zeit. Repressalien durch das kommunistische Regime waren an der Tagesordnung. 1960, ein Jahr später, wurde der Orden abermals umgesiedelt: in ein Altenheim nach Chlumec. Zunächst pflegten die Schwestern die betagten Menschen, später wurden immer mehr Ordensfrauen selbst pflegebedürftig. Es kamen keine jungen Schwestern mehr nach, denn das Regime verbot dem Orden, neue Mitglieder aufzunehmen. Die Heimsuchungsschwestern sollten aussterben.

Anbetung als Hauptaufgabe
2007 gab es noch vier Heimsuchungsschwestern in Chlumec, und diese zogen nach Kromeríž und nahmen Wohnung in einem Trakt des Klosters der barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz. Heute leben hier noch drei Ordensfrauen, die sich der stillen Anbetung widmen.
Raymund Fobes

 

Zentrum der Anbetung in der Stadt
Heimsuchung Zagreb


Es ist ein Ort der Eucharistischen Anbetung mitten in Zagreb. Das Klosterkirche der Heimsuchung ist in der kroatischen Hauptstadt mit ihren fast 800 000 Einwohnern der einzige Ort, an dem rund um die Uhr das Allerheiligste ausgesetzt ist.

Von Ljubljana nach Zagreb
Die Heimsuchungsschwestern sind seit 1947 hier. Zuvor wurde die Kirche von Schwestern der Barmherzigkeit betreut. Erstmals fand hier eine Eucharistische Anbetung am 1. Oktober 1943 – es war der Herz Jesu Freitag – unter der Leitung des Zagreber Erzbischofs Aloisius Stepinac statt. Mitten im Zweiten Weltkrieg fanden hier viele Menschen Trost und Hoffnung in der Anbetung des Altarsakramentes. Dass die Heimsuchungsschwestern in Zagreb Fuß fassen konnten, ist vor allem dem Zagreber Weihbischof Josip Lach zu verdanken, der ein großer Verehrer des heiligen Franz von Sales war. Die Heimsuchungsschwestern waren seit 1940 in der heutigen slowenischen Hauptstadt Ljubljana und bewohnten dort ein Dachgeschoss, nachdem sie zunächst bei „Barmherzigen Schwestern“ untergebracht waren.
Als in Zagreb neue Ordensleute für das Anbetungskloster gesucht wurden, weil der Mietvertrag für die Barmherzigen Schwestern aufgelöst worden war, schlug Weihbischof Lach Erzbischof Stepinac vor, den Heimsuchungsschwestern das Kloster zu geben. Neben dem Dienst in der Anbetungskirche sollten die Schwestern junge Mädchen pädagogisch betreuen.
Probleme mit dem Regime
Waren die Schwestern zunächst überglücklich über ihr neues Domizil, so stellten sich doch in den folgenden Jahren Schwierigkeiten ein: Einen Saal, der zum Kloster gehörte, enteignete die Stadt und nutzte ihn 16 Jahre lang als Jugendzentrum, wo bis tief in die Nacht gelärmt wurde. Als 1964 Zagreb von einer großen Überschwemmung heimgesucht wurde und die Schwestern, die im Keller wohnten, schwer darunter litten, gab die Stadtverwaltung ihnen den Saal wieder zurück.

Sehenswerte Kirche
Heute leben zehn Schwestern im Kloster der Heimsuchung in Zagreb und widmen sich dem Gebet und der Anbetung. Sehenswert ist die Klosterkirche der Schwestern, deren Innenraum im Stil der Beuroner Kunstschule gestaltet wurde. Die Altarfresken spendete kein geringerer als Papst Pius XII.
Anlässlich der Seligsprechung von Kardinal Stepinac, dem großen Förderer des Klosters, wurde 1998 ein neues Kreuz errichtet.
Raymund Fobes

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