Salesianische Zweimonatsschrift
"Licht" November / Dezember 2009 |
Befreit von unnötigen Lasten Die Philothea des heiligen Franz von Sales ist eine Anleitung zum frommen Leben, also zu einem Leben mit Gott. Leo Schlamp beschreibt, wie sein Weg mit Gott in seinem konkreten Alltagsleben aussieht Neulich las ich eine Kurzgeschichte von Jörg Ulrich. Er beschreibt, wie sich ein Wanderer, bepackt mit Sachen, die er nicht wirklich für seine Reise benötigt, auf einen langen Weg aufmacht. Unterwegs begegnet er Menschen, die ihn darauf aufmerksam machen, dass das, was er da mit sich schleppt, für seine Reise unnütz sei. Nach und nach wirft er diese Gegenstände weg, bis er tatsächlich frei von allen Lasten und Lastern ist. Mein Weg mit Gott Auch wir sind unterwegs! Auch ich als Leo Schlamp. Auch mit Lasten. Doch wer macht mich auf meine Lasten aufmerksam? Ist es Gott? Ein Freund? Ein „Zentrumstag“: Der Sonntag ist und bleibt mein „Zentrumstag“. Studium und ein Nebenjob fordern einen über die ganze Woche. Da braucht man einen Tag, wo man an einen spirituellen Brunnen gehen und wieder frisches Wasser trinken kann. Dieser Brunnen ist bei mir die Abendmesse. An diesem Tag schlafe ich etwas länger, gehe spazieren, koche mir etwas Gutes zu essen und besuche die Heilige Messe. Dies hilft mir, den Stress des Alltags auf die Seite zu legen, mich von Gott füllen zu lassen und auch das Gespräch mit meinen Mitmenschen zu suchen. Letztendlich nimmt Gott oder ein guter Freund die Lasten, die über die Woche angefallen sind, weg! „Echte“ Freundschaft: Eine andere Möglichkeit, mich mit Gott auf der Spur zu bewegen, kann auch eine „echte“ Freundschaft sein. In der Hektik des Alltags schafft man es oft nicht, sich regelmäßig mit Freunden über Sorgen und Probleme auszutauschen. Doch Bedarf es keiner großen Kommunikation. Eine kurze E-Mail, ein Brief oder ein längeres Telefonat können schon eine Basis sein. Die Kontinuität ist wichtig. Eine Basis auf der man seine Freuden und Nöte dem anderen mitteilt, aber selber offen ist für den anderen. Kurzum: den Rucksack zum einen ausleeren, aber auch mit neuen Sachen befüllen. Diese Erfahrungen bzw. Momente, in denen man sich mit einem echten Freund unterhält, sind wie der Inhalt eines Rucksacks für mich, der gefüllt ist mit vielerlei Sachen. Bei einer echten Freundschaft sind dies Äpfel wie Liebe, Geborgenheit und das Gefühl, so sein zu dürfen, wie ich bin. Aus diesem Rucksack nehme ich gern einen Apfel, wenn der Weg steil und holprig ist. Ein Lebensmotto. Es gibt genug Zitate und Worte von verschiedenen Menschen. Mein Motto ist „Seien wir doch, was wir sind und seien wir es gut, um den Meister Ehre zu machen, dessen Werk wir sind“ (Franz v. Sales). Doch was hat dieser Satz mit dem Unterwegssein, mit Gott zu tun? Dieses Motto habe ich deswegen gewählt, weil es wie mein Wanderstab ist, mit dem ich unterwegs bin. Gott ist immer dabei. Einmal als Art „Wegweiser“. Einmal als Begleiter, wenn keiner da ist. Ich darf diesen Stab jeden Tag auf meinem Lebensweg umgreifen, egal ob ich grantig, lustig oder traurig bin. Seien wir doch, was wir sind! Auch im Kleinen Christ sein! Es ist nicht schwer, sich bei einer Papstaudienz von der Stimmung und dem „Geist, der weht“ einfangen zu lassen. Jedoch im alltäglichen Leben ist es oft schwer. Ich arbeite viel als Kellner. Gerade in diesem Job sind Tugenden wie Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Gelassenheit sehr wichtig. Gerade hier versuche ich ein guter Christ zu sein. Auch im größten Stress ruhig zu bleiben. Ein guter Bekannter von mir prägte das Sprichwort: „Nicht ärgern, nur wundern!“ Gott nimmt die Last und ich kann frei und ruhig sein! „Veränderung ist gut. Verbesserung ist besser!“ pflegt mein Zahnarzt zu sagen. Dieses Zitat möchte ich deshalb anführen, weil es auch für meinen Weg mit Gott gilt. Wenn ich beispielsweise mit mir selbst oder einer Situation nicht zufrieden bin, kann ich so viel ändern wie ich will, die Veränderung wird mich erst zufrieden stellen, wenn ich sie verbessert habe! Für das Weg-Beispiel bedeutet das: Ich kann so viele Leute wie möglich treffen, die mir sagen, was ich abnehmen soll und verändern kann. Verbessern oder abnehmen muss ich es aber selber. Ich glaube, jeder hat solche Phasen, wo er zugeben muss: „Da muss ich was ändern!“ Ich nehme mir aber Zeit dafür, mit Gott! Gehe spazieren, rede mit einem guten Freund, denke intensiv darüber nach. Doch muss ich mir auch selber Lasten abnehmen. Gott hilft dabei. Man muss sich auf dem Weg nur ab und zu mal umdrehen. Man wird feststellen, dass Gott eine Veränderung im Leben mitträgt und auch mitgeht. „Eines nur ist notwendig, dass wir nie den Mut verlieren!“ so Franz von Sales in seiner „Philothea“. Dieser Mut ist für mich persönlich Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben. Wenn ich auf meinem Weg Gefahren ausgesetzt bin, jedoch mutig bleibe, werde ich meinen Weg weiterhin gehen. Doch wie sieht es da mit der De-Mut aus? Kann die De-Mut ein Wort sein? Ich bin davon überzeugt. DEMUT ist meines Erachtens eine der – wenn nicht die Fähigkeit um zufrieden zu sein. Sie ist das Geschick, sich selber so zu akzeptieren, wie man ist. Egal ob Schwächen oder Stärken. „Eine Demut, die entmutigt, ist keine gute Demut!“ Da kann ich Franz von Sales nur zustimmen. Wenn ich weiß, wer und was ich bin, habe ich einen Halt. Stolz und Über-Mut haben da keinen Platz. Zufriedenheit füllt meinen Rucksack. Zusammengefasst passen die sieben Punkte in ein paar Zeilen der Musik-Gruppe Wise Guys: „Die Welt verändern schon mit einem kleinen Lachen. Endlich bereit sein, den Unterschied zu machen. Lasst uns dem Alltag, der so nichtig ist, entgegenstellen, was uns wichtig ist. Leo Schlamp studiert Wirtschaftspädagogik an der Universität in Wien, Österreich
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