Salesianische Zweimonatsschrift "Das Licht"
Ausgabe 4 Juli / August 2000

 

Provinz Österreich/Süddeutschland

In Brasilien zum Diakon geweiht
Thomas Günther OSFS empfängt in
Porto Alegre das Weihesakrament

Am 2. April 2000 wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Kirche Santa Isabel (Hl. Elisabeth) in Viamão, einem Vorort von Porto Alegre, der Hauptstadt von Rio Grande do Sul, dem südlichsten Bundesstaat von Brasilien, Thomas Günther zum Diakon geweiht. Die Weihe erteilte der emeritierte Bischof der Diözese Uruguaiana, Dom Augusto Petró. P. Provinzial Konrad Haußner und P. Alois Haslbauer, Leiter des Scholastikats in Eichstätt, sowie die Eltern des neuen Diakons und sein Bruder Stefan nahmen an der Feier teil.

Praxiserfahrung
Thomas, geboren 1972 in Pechbrunn/Oberpfalz, ist seit seiner Profess im September 1994 Oblate des hl. Franz von Sales.
Nach Abschluss des Theologiestudiums lebt er seit August 1999 in der Gemeinschaft des Ausbildungshauses der Oblaten der Region Südamerika.
Thomas sollte dort ein Pastoralpraktikum absolvieren, die Befreiungstheologie vor Ort kennen lernen und seine Sprachkenntnisse erweitern.
Das Mitleben mit der Gemeinschaft der Oblaten in Brasilien, das Teilnehmen am Dienst dieser Gemeinschaft bei den Armen wurden zu einer großen Bereicherung für Thomas. Sein Bemühen um Inkulturation zeigte sich im eifrigen Lernen der Sprache, des brasilianischen Portugiesisch, im Eingehen auf die Lebensart der Menschen, die Einfachheit und Lebensfreude der Brasilianer, ihre Betonung des Körperlichen und ihre Freude an der Berührung.
Die lebendige Kirche dieses Landes mit ihren zahlreichen Basisgemeinden hat es ihm angetan.
Thomas schätzt die Feier der Liturgie, die auf zwei Beinen steht: Die Feier des Gottesdienstes ist immer verbunden mit dem sozialen Leben der Leute. Diese Erfahrungen in der Liturgie und in der Beziehung zur Praxis erden seine bisher eher verkopfte Theologie. Dabei bemerkt Thomas kritisch die Gefahr des Aktivismus: die jungen Mitbrüder in der Ausbildung hätten ständig mit Projekten zu tun.
Die Monate in Brasilien ließen in Thomas den Wunsch reifen, die Diakonenweihe anzustreben und eine Zeit als Diakon zu leben.
Seine Heimatprovinz und der brasilianische Regionalobere Pater Leoclides Dalla Nora waren erfreut über die pastorale und missionarische Berufung von Thomas und stimmten seiner Bitte gerne zu.

Alles ist Berufung
Die Weihe erfolgte im Rahmen einer sehr lebendig gestalteten Liturgie. Jugendliche aus einer Favela brachten in einem liturgischen Tanz das Evangelienbuch, Zeichen für den Dienst des Diakons, zum Altar. Die Eltern halfen beim Anlegen der Stola. Sie war mit einem Ausspruch des hl. Franz von Sales geschmückt. Thomas hatte ihn eigens für diese Feier gewählt: "Dort, wo du gepflanzt bist, sollst du blühen".
Mit großer und sichtbarer Freude stand der Bischof der Feier vor und versprach dem neugeweihten Diakon ihn lebenslang mit seinem Gebet zu begleiten. Er dankte den Eltern, die ihren Sohn zum Dienst und zur Ehre Gottes darzubringen wissen und so weit gereist sind, um an dieser Ordination teilzunehmen.
Zur Erinnerung übergab er seinen Predigttext in deutscher Sprache: Alles im Leben sei Berufung, angefangen von der Berufung zum Leben selbst, von der Gotteskindschaft in der Taufe, bis hin zur Ehe, zum Priesteramt und dem Ordensleben. In irgendeinem Lebensstand könne jeder Mensch Gottes Willen erfüllen. Einige würden in besonderer Weise auf den Ruf, den sie spüren, antworten. Etwa ein Albert Schweitzer, hervorragender Organist und Arzt, der beim Lesen einer Zeitung merkte, dass er sein Leben den Aussätzigen in Afrika widmen solle. Oder eine Mutter Theresa von Kalkutta, die sich entschlossen habe, ihr Leben den Ärmsten der Armen zu schenken, als sie in Indien die große Zahl der Armen betrachtete. Eine solche Berufung sei wie ein Samenkorn, das auf fruchtbaren Boden falle und dann aufgehe, wachse und bald darauf reichliche Früchte bringe. Durch die Weihe würden die Diakone mit dem unauslöschlichen Charakter des Sakramentes ausgestattet, mit dem sie Christus darstellen sollen, der sich zum "Diakon", das heißt zum "Diener" aller Menschen gemacht habe.
Abschließend gab es im Saal unter der Kirche ein lockeres Fest für alle Gottesdienst-Teilnehmer mit einigen Glanzlichtern, so dem Anschneiden einer großen Torte.
Thomas wird noch einige Zeit in Brasilien verbringen. Neben den liturgischen Diensten in den zahlreichen Kapellen der Basisgemeinschaften in der Pfarrei wird die Spendung der Taufe und die Assistenz bei der kirchlichen Eheschließung zu den bevorzugten Aufgaben des Diakons gehören.
Zum Internationalen Jungoblaten Treffen im Juli in Annecy und Troyes, sowie zum Dienst beim 17. Generalkapitel in Fockenfeld, welches am 31. Juli beginnt, wird Thomas rechtzeitig nach Europa zurückkehren.
P. Alois Haslbauer OSFS
Ihre Meinung            zurück           nächster Artikel