Franz von Sales
wird heute gerne als der Gentleman unter den Heiligen bezeichnet. Das
bezieht sich weniger darauf, dass er wusste, wie man sich in der
Öffentlichkeit zu verhalten hatte, sondern mehr auf seine sanfte und
herzliche Art.
Franz von Sales, der sanftmütige, liebevolle,
zärtliche, herzliche Heilige ... Bedenkt man, dass er mit einem
angeborenen, jähzornigen Naturell auf die Welt gekommen ist, dann
erhalten diese Eigenschaften eine noch größere Qualität. Franz von
Sales hat sich seine Sanftmut erarbeitet und jeden Tag neu
vorgenommen: "Heute werde ich nicht in Zorn geraten."
Vor
allem im Beichtstuhl hatte er mit den Schwächen, Fehlern und Sünden
seiner Menschen große Geduld. Unzählige standen daher an, wenn sie
wussten, heute ist der Bischof da, um uns das Sakrament der Buße zu
spenden. Hier brauchen wir keine Angst zu haben, sondern dürfen uns
angenommen fühlen, so wie wir sind.
Franz von Sales:
"Ich
möchte Ihnen eigentlich zürnen, aber ich kann es nicht, weil ich nicht
in der Stimmung bin, es zu tun."
(DASal 7,210)
Zum Nachdenken:
In jedem von uns schlummern eine Menge Tugenden, also Fähigkeiten, die
uns und anderen sehr hilfreich sind. Aber es gibt in uns auch Ecken und
Kanten, Untugenden, die uns und die anderen manchmal mehr, manchmal
weniger zu schaffen machen. Franz von Sales hatte Glück, dass er seinen
Jähzorn so großartig in Griff hatte und ihn völlig überwand.
Hier stellt er sicher eine Ausnahmeerscheinung dar. Er selbst wusste
jedoch, dass es normalerweise nicht so einfach geht, seine Untugenden in
Zaum zu halten. Er rät daher zwei wichtige Dinge. Erstens: Ich darf so
sein wie ich bin, ich soll also meine Schwächen nicht verdrängen,
sondern sie zähmen. Und das wäre dann schon der zweite Rat: Eine
Untugend zähme ich am besten, wenn ich damit jeden Tag neu anfange. Nur
für heute will ich einmal nicht ... und morgen wieder und übermorgen
ebenso. Seine Schwächen in den Griff zu bekommen, ist und bleibt also
ein lebenslanger Prozess, selbst für ganz große Heilige. Im Sakrament
der Buße will mich Gott in diesem lebenslangen Prozess stärken.
Zur Anregung:
* Welche Schwächen oder Untugenden schlummern in mir?
* Wie versuche ich, meine Untugenden zu zähmen?
* Ist die Beichte für mich ein gutes Mittel, das mich in meinem Umgang
mit meinen Schwächen stärkt?
Mein Herzensgebet durch den Tag:
Es lebe
Jesus,
der mir hilft, meine Schwächen zu tragen.
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Franz von Sales im Beichtstuhl
(Zeichnung von Michael McGrath OSFS, Samarpanaram bei Bangalore,
Indien) |