Die
Wissenschaft ist nach Franz von Sales für den Priester das achte Sakrament.
Er wusste, dass Bildung etwas sehr Wichtiges ist, nicht nur für seine
Priester.
Zusammen mit seinem besten Freund,
den Senatspräsidenten und Rechtsgelehrten Antoine
Favre, gründete er daher Ende des Jahres 1606 die Académie Florimontane,
eine Bildungseinrichtung, in der die Fragen der modernen Wissenschaften
nicht nur diskutiert, sondern auch in den Gesamtzusammenhang des
christlichen Glaubens
gestellt werden sollen.
Anfang des 17. Jahrhunderts hatte die Zeit des Humanismus begonnen, die Zeit also, in der sich die Naturwissenschaften von der
Theologie emanzipierten. Galileo Galilei ist das Musterbeispiel dafür.
Die Bibel ist kein Biologie- oder Physikbuch, sondern ein Buch des
Glaubens, das die Wahrheit eben in ihrer Sprache beschreibt und
entsprechend gedeutet werden muss. In diesem
Kreis der Académie Florimontane wurde über diese Fragen diskutiert. Es
wurde darüber nachgedacht, wie moderne Philosophie und neue naturwissenschaftliche
Erkenntnisse mit dem Glauben und der Theologie vereinbar sind.
Wissenschaft und Glaube sollen einander nicht bekämpfen, sondern sich
gegenseitig helfen, die Wahrheiten des Lebens und des Glaubens zu
entdecken.
Franz von Sales:
"Es
ist immer etwas schwierig, einer Wissenschaft auf den Grund zu gehen.
Wie viele Taucher gibt es, die bereit und imstande sind, Perlen und
kostbare Gesteine aus dem Meeresgrund heraufzuholen? Hast du frischen Mut, in diese Schrift einzudringen, so wird es dir gehen wie
den Tauchern. Von ihnen berichtet Plinius (Hist.nat. 2,42), sie hätten
in den tiefsten Abgründen des Meeres deutlich das Licht der Sonne
gesehen." (DASal
3,41)
Zum Nachdenken:
Die Geschichte von Adam und Eva oder andere biblische Erzählungen haben
nicht die Absicht, die moderne Urknall- oder Evolutionstheorie für
Blödsinn zu erklären und umgekehrt. Ein Atomphysiker, der die Bibel
deshalb als Unfug erklärt, weil dort die Welt in sieben Tagen und nicht
in Millionen von Jahren entstanden ist, hat das Buch der Bücher nicht
verstanden.
Bildung ist etwas Wichtiges, nicht nur die Allgemeinbildung, sondern
auch die Bildung des Glaubens. Wir leben in einer Welt, in der es
zahlreiche Möglichkeiten gibt, für seine Bildung etwas zu tun, und
zwar nicht nur während des schulpflichtigen Alters. Bildung ist ein
lebenslanger Prozess, eine lebenslange Aufgabe.
Zur Anregung:
* Was tue ich für meine Bildung?
* Wie geht es mir mit manchen biblischen Geschichten, die
naturwissenschaftlichen Erkenntnisses nicht standhalten können?
* Glaube ich daran, dass Bildung auch meinem Glauben gut tut?
Mein Herzensgebet durch den Tag:
Es lebe
Jesus,
der mir die Gabe des Verstandes geschenkt hat.
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Franz von Sales bei einer Versammlung
der Académie Florimontane
(Moulin und Academie Savoie, Frankreich) |