Franz von Sales Novene
Jungfrau mit Kind
und Franz von Sales
(J. Amigoni–Venedig/Chiesa
S. Maria della Fava)
Inhalt... (hide)
- 1. I. TAG: Franz von Sales – der liebenswürdige Heilige
- 2. II. TAG: Franz von Sales – der Seelsorger und Priester
- 3. III. TAG: Franz von Sales – der Verteidiger des Glaubens
- 4. IV. TAG: Franz von Sales – der Erneuerer der Kirche
- 5. V. TAG: Franz von Sales – der Führer zur Vollkommenheit
- 6. VI. TAG: Franz von Sales – der Lehrer der Gottesliebe
- 7. VII. TAG: Franz von Sales – der Ordensgründer
- 8. VIII. TAG: Franz von Sales – der Mann des Gebetes
- 9. IX. TAG: Franz von Sales – Gott ganz hingegeben
- 10. Gebet Papst Paul VI.
Zur Einstimmung
Geboren wurde Franz von Sales am 21. August 1567 auf Schloss Sales in Thorens/Savoyen. Er studierte zunächst Philosophie und Theologie in Paris. In dieser Zeit machte er eine schwere spirituelle Krise durch, fand jedoch nach jahrelangem Gebet das Vertrauen auf die Liebe Gottes wieder. Am 18. Dezember 1594 wurde Franz von Sales zum Priester geweiht und als Missionar nach Chablais am Genfer See entsandt. Unter großen Widerständen gelang ihm die Rekatholisierung des vorher calvinistischen Gebietes und er wurde am 8. Dezember 1602 zum Bischof der Diözese Genf mit Asyl-Sitz in Annecy geweiht. Er verstarb am 28. Dezember 1622 auf einer Reise nach Avignon im Kloster der Heimsuchung Mariens zu Lyon.
Der hl. Franz von Sales ist bekannt durch seine Geduld, Sanftmut und Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Er hinterließ eine große Anzahl von geistlichen Schriften, von denen „Theotimus“ und „Philothea“ die größte Verbreitung fanden.
Franz von Sales wurde 1665 heilig gesprochen und 1877 zum Kirchenlehrer erhoben. Er wird als Patron der Journalisten und Schriftsteller (1923), sowie der Gehörlosen verehrt.
Sein Fest wird am 24. Januar gefeiert. Die Vorbereitung auf sein Fest kann dazu anregen, diesen Heiligen besser kennen zu lernen, seinen Anspruch im Leben deutlicher zu vernehmen und Gott um Licht und Kraft zu bitten, seinen Geist in seine Umwelt zu tragen. Dazu kann diese Novene dienen. Sie kann aber ebenso dazu helfen, wichtige Lebensabschnitte in der Form intensiver Bitte in persönlichen und allgemeinen Notlagen zu begleiten und im Geist der Demut gegenüber Gott und in der Haltung der Güte den Menschen gegenüber zu bestehen.
Stefan Hauptmann
1. I. TAG: Franz von Sales – der liebenswürdige Heilige
Lobpreis zum Beginn:
V Gott, Vater im Himmel, du hast uns in deiner grenzenlosen Güte in der Taufe als deine Kinder angenommen:
A Lass uns nach dem Vorbild des hl. Franz von Sales dieser Gnade in dankbarer Freude entsprechen.
V Herr Jesus Christus du hast uns in Ehe, Ordensprofess oder Weihe zu deiner Nachfolge berufen:
A Zeig uns am Beispiel des hl. Franz von Sales und nach seiner Lehre den Weg, dir in unserem Denken, Reden und Tun immer ähnlicher zu werden.
V Gott Heiliger Geist, Herr und Lebensspender, du erneuerst das Angesicht der Erde, besonders durch dein Wirken in den Heiligen:
A Schenke uns jene Glut der Liebe, die das Herz des hl. Franz von Sales erfüllte.
V Seligste Jungfrau Maria, unsere himmlische Mutter, auf dich hat der hl. Franz von Sales kindlich vertraut:
A Wir vertrauen unsere Bitten (hier kann das besondere Anliegen der Novene eingefügt werden) deiner Fürsprache an.
Betrachtung:
„Die Gestalt des hl. Franz von Sales gehört nicht zu denen, die man in begrenzten Horizonten festhalten kann. Sie erhebt sich vor unserem Geist hoch und klar, höher als die Berge seines Savoyen, klarer als der Himmel, der sich in den blauen Wassern des kleinen Sees von Annecy spiegelt... In der Tat, der hl. Franz von Sales war der liebenswürdigste unter den Heiligen, und Gott sandte ihn in die Welt in einer Stunde der Trübsal.“
Damit spricht Papst Johannes XXIII. Aus, was schon die Zeitgenossen des hl. Franz von Sales am meisten beeindruckte. Seine unaufdringliche Freundlichkeit überwand allmählich das Misstrauen der eingeschüchterten Menschen im Chablais. Seine langmütige Güte im Beichtstuhl zog gerade die Armen und die an, die der religiösen Praxis entfremdet waren. Durch seine liebenswürdige Geduld konnte er zahllose Streitfälle schlichten und die Verfeindeten miteinander versöhnen. „Mit einem Löffel voll Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem Fass voll Essig“, sagte er selbst. Persönliche Angriffe und Beleidigungen ertrug er mit unerschütterlicher Gelassenheit. Als er auf der Straße einem böswilligen Verleumder begegnete, sagte er: „Selbst wenn Sie mir ein Auge ausgerissen hätten, würde ich Sie mit dem anderen freundlich anschauen.“
Es gab allerdings damals und bis heute manche, die in seiner Güte eine unmännliche Schwäche, in seiner Sanftmut eine glückliche Veranlagung, in seiner Freundlichkeit eine berechnende Taktik sahen. In Wahrheit ist sie eine in der Nachfolge Jesu beharrlich eingeübte Tugend. „Wer dem Nächsten mit dem Segen der Milde begegnet,“ sagt er, „wird der vollkommenste Nachfolger Unseres Herrn sein;“ und „Das ist eigentlich alles: ein sanftes Herz gegenüber dem Nächsten und ein demütiges Herz gegenüber Gott.“
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Er war der liebenswerteste unter den Heiligen, Gott sandte ihn in die Welt in einer Stunde der Trübsal.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Herr, unser Gott, entzünde in unseren Herzen das Feuer des Heiligen Geistes. Lass in uns jene Güte wachsen, die den heiligen Franz von Sales so liebenswert gemacht hat. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
2. II. TAG: Franz von Sales – der Seelsorger und Priester
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
Seit seiner frühen Jugend hatte sich Franz von Sales innerlich und durch eifriges Studium darauf vorbereitet, sich ganz in den Dienst der Kirche und der Menschen zu stellen. Als der Tag seiner Priesterweihe nahte, erfüllte sein Herz Furcht vor der Verantwortung, „in seinen Händen den zu halten und durch sein Wort zu bewirken, was selbst die Engel nicht zu begreifen und gebührend zu preisen vermögen,“ aber auch Freude über die unverdiente Berufung zum heiligen Dienst.
Die heilige Messe feierte er stets mit solcher Ehrfurcht und Sammlung, dass es alle, die ihn dabei sahen, tief erbaute. Sobald er an den Altar trat, fielen alle zerstreuenden Gedanken von ihm ab. Er wollte allen den Reichtum des Messopfers erschließen und ihnen die innere Teilnahme ermöglichen.
Das Ziel seiner Predigt war, das zu erreichen, wozu der Erlöser in diese Welt gekommen ist: „dass sie das Leben haben und es in reicher Fülle haben.“ Schon als Neupriester ergriff er jede Gelegenheit, das Wort Gottes zu verkünden, so dass sein Vater zu ihm sagte: „Propst, du predigst zu oft.“ Später gestand er, dass es ihm leichter fiel, eine Predigt zu halten als eine Einladung zum Predigen auszuschlagen. Er selbst hat die Zahl seiner Predigten auf etwa 4000 geschätzt.
Als Priester und als Bischof widmete er viel Zeit der Seelsorge im Bußsakrament. Mit unerschöpflicher Geduld nahm er sich besonders der Armen und Unbeholfenen an. Durch seine Güte verstand er es, sie zu wahrer Reue und Umkehr zu führen. Unermüdlich ermunterte er zum Empfang der heiligen Kommunion. Sein Haus stand jederzeit allen Ratsuchenden offen (sehr zum Missfallen seiner Hausgenossen), und alle gingen getröstet und ermutigt wieder fort. Sein Seeleneifer ließ ihn „allen alles werden, um alle zum Heil zu führen.“
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Als Priester verzehrte er sich zur Ehre Gottes und für das Heil der Menschen.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche. V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Gott, du Licht deiner Gläubigen, du Hirt der Seelen. Du hast den heiligen Franz von Sales dazu berufen, durch seine Predigt und sein Beispiel der Kirche zu dienen. Seine Fürsprache helfe uns, den Glauben zu bewahren, den er gelehrt, und den Weg zu gehen, den er durch sein Leben gewiesen hat. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
3. III. TAG: Franz von Sales – der Verteidiger des Glaubens
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
Das Wirken des hl. Franz von Sales fällt in die Zeit nach den Religionskriegen, die in Frankreich auf die abendländische Glaubensspaltung folgten und auch seine Heimat Savoyen erschütterten. Ein Jahr nach seiner Priesterweihe zog er aus, um die abgefallenen Bewohner des Chablais, die er als verirrte Brüder betrachtete, für den wahren Glauben zurück zu gewinnen und sie zur Einheit der Kirche zurückzuführen.
Nach seiner theologischen Auffassung wird jeder den katholischen Glauben annehmen, wenn er ihn kennen lernt und von seiner Wahrheit über zeugt wird. Daher verlangte Franz in einer Denkschrift über die Wiedervereinigung im Glauben, dass die katholische Predigt in häretischen Orten und Gebieten zugelassen werde.
Er selbst begann bereits am Tag nach seiner Ankunft in Thonon vor wenigen Zuhörern zu predigen. Gestützt auf die Offenbarung in Schrift und Tradition, auf die Lehre der Väter und das kirchliche Lehramt, legte er den Calvinisten die Grundwahrheiten des katholischen Glaubens dar und verteidigte sie gegen die Irrlehren. Weil aber die meisten Leute nicht zu seinen Predigten zu kommen wagten, verteilte er seine Unterweisungen außerdem durch Flugblätter, die gesammelt und nach seinem Tod 1622 unter dem Namen „Kontroversen“ herausgegeben wurden.
Die „Kontroversen“ waren einer der Gründe, dass Franz von Sales 1877 zum Kirchenlehrer erhoben wurde. In ihnen „erstrahlt eine erstaunliche Kenntnis der Theologie, eine vortreffliche Methode, eine unwiderstehliche Kraft der Argumente, sowohl in der Widerlegung der Häresie wie in der Darstellung der katholischen Wahrheiten“ (Pius XI.)
In der Verteidigung des Glaubens leitete ihn sowohl seine Liebe zur Kirche wie sein Eifer für das Heil der Menschen. Franz ist überzeugt, dass „hinreichend gegen die Irrlehre predigt, wer mit Liebe spricht.“ In seiner Denkschrift ist er zu weitgehenden Zugeständnissen bereit, „solange der Glaube gewahrt bleibt“, den er mit aller Kraft und Liebe verteidigt.
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche. V Er verteidigte den Glauben in gewinnender Weise.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche. V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Ewiger Gott, durch die Predigt des heiligen Franz von Sales hast du viele Menschenaus der Finsternis in das Licht der Wahrheit gerufen. Lass uns auf seine Fürsprache im Glauben treu blaiben und die Hoffnung bewahren, die uns das Evangelium gibt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
4. IV. TAG: Franz von Sales – der Erneuerer der Kirche
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
In seiner Antrittrede als Dompropst bekannte Franz von Sales offen die Mitschuld der Kirche an der Glaubensspaltung: Mitschuld durch Missstände im Klerus und Niedergang des Ordenslebens. Als Bischof arbeitete er zielstrebig an der Erneuerung der Kirche, die über die Grenzen seiner Diözese hinaus wirksam wurde.
Vor allem ermahnte er die Priester zum Studium, denn die „Wissenschaft ist für den Klerus das achte Sakrament“. Er gab ihnen eine eingehende Instruktion für die Verwaltung des Bußsakramentes und erließ auf den Diözesansynoden die erforderlichen Bestimmungen für die Erneuerung der Seelsorge. Für die Zulassung zur Priesterweihe und für die Übertragung einer Pfarrstelle bestand er ohne Ansehen der Person auf der notwendigen Eignung. Vorbildliche und tüchtige Priester berief er auf wichtige Posten und schenkte ihnen sein volles Vertrauen.
Seine Bemühungen um die Reform verweltlichter Klöster waren langwierig und nur zum Teil erfolgreich. Er versuchte vor allem, mit Hilfe gutwilliger Ordensleute die Gemeinschaften von innen her zu erneuern. Nur als äußerstes Mittel ließ er Strenge walten, um das öffentliche Ärgernis auszuschalten und einen Neubeginn zu ermöglichen.
Um der religiösen Unwissenheit des Volkes abzuhelfen, hielt Franz die Katechese zunächst selbst in Annecy, der Stadt, die dem aus Genf vertriebenen Domkapitel Asyl gewährt hatte, und organisierte sie dann in der ganzen Diözese. Er förderte die allgemeine Bildung, indem er Ordensleute zur Gründung und Leitung von Schulen berief.
Die wirksamste Triebkraft der Erneuerung war das Beispiel seines eigenen Lebens, das sich von dem vieler Bischöfe jener Zeit grundlegend unterschied. Auf seinen aufreibenden Visitationsreisen kam er in die weit abgelegenen Orte seiner Diözese. Er predigte, spendete die Firmung, aber auch Rat und Trost. So lernten die Gläubigen ihren Bischof kennen, schätzen und lieben; damit war ihr Herz auch für die Erneuerung des christlichen Lebens aufgeschlossen.
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Als guter Hirte ist er allen alles geworden, um alle zum Heil zu führen.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Allmächtiger Gott, du hast den heiligen Franz von Sales mit deiner Liebe erfüllt; du hast ihm jenen Glauben geschenkt, der die Welt überwindet, und ihn aufgenommen in die Schar der heiligen Bischöfe. Mache auch uns auf seine Fürsprache treu im Glauben und in der Liebe, damit wir an seiner Herrlichkeit Anteil erlangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
5. V. TAG: Franz von Sales – der Führer zur Vollkommenheit
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
Wahrhaft christliches Leben kann sich nicht darauf beschränken, die religiösen Pflichten recht und schlecht zu erfüllen, sonst aber wie Ungläubige zu leben.
Schon vor seiner Priesterweihe hat Franz von Sales die Bruderschaft vom heiligen Kreuz gegründet, die ihre Mitglieder zum oftmaligen Empfang der Sakramente, zur Übung der Nächstenliebe und zu apostolischem Wirken verpflichtete. Später fühlten sich durch seine Predigten immer mehr Gläubige verschiedener Stände zu einem intensiven religiösen Leben angeregt und baten ihn um nähere Weisungen.
Bei aller Belastung durch seine Amtspflichten in der Leitung und Erneuerung der Diözese übernahm der Bischof persönlich die geistliche Leitung solcher Menschen. Durch grundsätzliche Schriften, durch Aussprachen und zahllose Briefe zeigte er ihnen den Weg zur Fülle des christlichen Lebens, der in ihrem jeweiligen Stand und unter ihren Lebensumständen gangbar war.
Aus den allgemeinen Weisungen und den persönlichen Ratschlägen für seine Verwandte, Frau von Charmoisy, ist die „Philothea“ entstanden: eine Anleitung zum Streben nach der christlichen Vollkommenheit. Darin zeigt der hl. Franz von Sales, dass und wie dies in jedem Stand und Beruf möglich ist, aber jeweils verschiedene Formen annehmen muss. Dann kann die Frömmigkeit keinem Beruf schaden; sie wird vielmehr dazu beitragen, die Standes- und Berufspflichten besser zu erfüllen. Darüber hinaus wird Frömmigkeit das christliche Leben für andere anziehend, liebenswert und erstrebenswert machen.
Damit aber der Einzelne den für ihn entsprechenden Weg wählen kann, empfiehlt Franz von Sales nachdrücklich, sich einem erfahrenen Seelenführer anzuvertrauen, an den man sich auch später nach Bedarf um Rat wenden kann. Franz war selbst der vorzüglichste Führer zur christlichen Vollkommenheit.
Durch seine „Philothea“ ist Franz von Sales als Lehrer der Frömmigkeit anerkannt. Das II. Vatikanische Konzil hat seine Lehre von der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit ausdrücklich bestätigt. Papst Paul VI. Nennt ihn “den neuen Lehrer des geistlichen Lebens.”
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Vielen in jedem Stand und Beruf war er Lehrer des geistlichen Lebens.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Allmächtiger Gott, hilf uns, die Freundlichkeit und Liebe des heiligen Franz von Sales nachzuahmen, und führe uns mit ihm zur Vollendung in dir. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
6. VI. TAG: Franz von Sales – der Lehrer der Gottesliebe
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
„Frömmigkeit ist nichts anderes als geistliche Gewandtheit und Lebendigkeit. Sie lässt die Liebe in uns oder uns in der Liebe tätig werden in rascher Bereitschaft und Freude;“ sie „ist eine höhere Stufe der Liebe.“ Diese Feststellung im ersten Kapitel der „Philothea“ hat Franz von Sales in der „Abhandlung über die Gottesliebe“ (Theotimus) theologisch begründet und bis zu den höchsten Stufen der Mystik ausgeführt.
Grundlage seiner Lehre ist, im Gegensatz zur pessimistischen Lehre Calvins, das optimistische Gottes- und Menschenbild. Das Wesen Gottes ist Liebe, der innergöttliche Lebensstrom. Ihr ist es eigen, auszuströmen und sich mitzuteilen. Darum hat Gott die Welt als Offenbarung seines Wesens und als ihre Krönung den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen.
Dadurch steht der Mensch in innerer Beziehung zu Gott und hat von Natur aus die Neigung, Gott über alles zu lieben. „Der Mensch ist die Vollendung des Weltalls, der Geist die Vollendung des Menschen, die Liebe die Vollendung der Liebe. Deshalb ist die Gottesliebe das Ziel, die Vollendung und Krönung des Weltalls“ (Theotimus 10, 1).
Aus Liebe hat Gott sich in der Person des Mensch gewordenen Wortes mit der menschlichen Natur vereinigt. Durch die heiligmachende Gnade – Franz von Sales nennt sie die heilige Liebe -, die uns zu Gliedern seines mystischen Leibes macht, werden wir des göttlichen Lebens teilhaft und fähig zur Antwort der Liebe. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns verliehen wurde“ (Röm 5, 5).
„Worin besteht die Vollkommenheit? Es ist sicher, dass sie in der heiligen Liebe besteht, die die Liebe zu Gott und zum Nächsten umfasst. Trotzdem nennt man nach allgemeiner Auffassung nicht alle vollkommen, die die heilige Liebe besitzen, sondern nur jene, die sie in erhabenem und vorzüglichem Grad besitzen, d.h. jene, die eine hervorragende Gottes- und Nächstenliebe haben“ (DASal 12,172).
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Durchdrungen von der Güte Gottes, wurde er zum Lehrer der Liebe.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Allmächtiger und barmherziger Gott, durch die Predigt und das Zeugnis des heiligen Franz von Sales hast du vielen Menschen deinen Sohn als Erlöser geoffenbart. Höre auf seine Fürsprache und festige uns im Glauben zum Lob und zur Ehre deines Namens. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
7. VII. TAG: Franz von Sales – der Ordensgründer
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
Das Streben nach Vollkommenheit in der Schule des hl. Franz von Sales weckte in manchen Menschen den Wunsch, sich Gott im Ordensstand ausschließlich zu weihen. Männern standen dafür blühende Orden offen. Frauen aber, die älter waren oder Witwen, Mädchen von schwacher Konstitution oder mit körperlichen Gebrechen, fanden in den bestehenden Orden keine Aufnahme. Für sie schuf Franz von Sales gemeinsam mit Johanna Franziska von Chantal eine „Zuflucht“ in der Heimsuchung: ohne äußere Strenge und ohne das lange Chorgebet, aber mit radikaler Absage an die Eigenliebe. Seine geistlichen Töchter sollten die „Füße beschuht, aber das Herz entblößt“ haben.
In der ersten Phase der Heimsuchung, bis zur Umwandlung in einen Klausur-Orden, legten die Schwestern nicht die feierlichen Ordensgelübde ab, sondern weihten sich durch eine einfache Erklärung Gott und seinem Dienst in der Gemeinschaft. „Wir haben kein anderes Band als das Band der Liebe“, so schrieb der Gründer am 6. Juni 1610 auf die erste Seite im Professbuch, „es ist ja das Band der Vollkommenheit.“
Er wollte Gott vor allem „Töchter des Gebetes“ schenken. Sie machten große Fortschritte im Streben nach Vollkommenheit und manche gelangten rasch zu höheren Stufen des Gebetes. So war die Heimsuchung vorbereitet, in der Person der hl. Margareta Maria Alacoque die Offenbarung des Herzens Jesu zu empfangen und sie zu bewahren.
Nach der Absicht des heiligen Stifters sollten die Schwestern mit dem Dienst Marias zu Füßen des Meisters den Martha-Dienst verbinden. Daher versahen sie in der ersten Zeit abwechselnd den Dienst an Armen und Kranken außerhalb des Klosters und nahmen einzelne Frauen, die ein christliches Leben anstrebten, vorübergehend zu geistlichen Übungen in ihre Gemeinschaft auf. Als das durch die päpstliche Klausur nicht mehr möglich war, blieb durch die herzliche Liebe der Schwestern untereinander für den Martha-Dienst reichlich Gelegenheit. Von Anfang an war der Geist der Heimsuchung ein Geist der Demut und der Milde.
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Im Orden der Heimsuchung hat er der Kirche seinen Geist der Demut und Milde überliefert.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Allmächtiger Gott, der heilige Franz von Sales lehrt uns, das Leben nach dem Evangelium zu gestalten. Hilf uns, in dem wechselnden Vielerlei der Welt mit ganzem Herzen auf das bedacht zu sein, was in Ewigkeit bleibt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
8. VIII. TAG: Franz von Sales – der Mann des Gebetes
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
Die innere Beziehung zwischen Gott und dem Menschen macht die „Erhebung des Herzens“ zu Gott im Gebet möglich. Für Franz von Sales ist das Gebet Ausdruck der Liebe und zugleich mit den Sakramenten die Hauptnahrung für ihr Wachstum.
Franz schätzte und empfahl alle Formen des gemeinsamen Gebetes, vor allem das liturgische Gebet der Kirche. Er lobte das würdige Chorgebet seines Domkapitels und nahm gern daran teil. Er verteidigte das Bittgebet und die Anrufung der Heiligen, insbesondere der Gottesmutter. Auf ihre Fürsprache wurde er in Paris aus tiefer innerer Not befreit. Zum Dank gelobte er, jeden Tag den Rosenkranz zu beten, und hielt sich bis zu seinem Lebensende an dieses Versprechen.
Franz von Sales gab in seinem Gebetsleben und in seiner Lehre vom geistlichen Leben dem Herzensgebet den Vorrang. Er verfasste dafür eine einfache Methode zur Einübung. Er gab lebensnahe Ratschläge bei Schwierigkeiten, allgemein in der „Philothea“, individuell in vielen Briefen. Durch treue Übung kann sich unter dem Wirken der Gnade die Methode vereinfachen oder überflüssig werden; dann geht im Zwiegespräch der Liebe das betrachtende Gebet über in das beschauliche. Dieses hat Franz von Sales im „Theotimus“ in seinen Formen und Stufen beschrieben.
Das innerliche Gebet darf aber nicht vom Leben isoliert sein; es soll zum dauernden vertrauten Umgang mit Gott führen in der geistlichen Einkehr, zum spontanen Ausdruck der Liebe in der konkreten Lebenssituation durch häufige Gedanken an Gott und „kurze, feurige Herzenserhebungen“. „In dieser Übung der geistlichen Einsamkeit und der kurzen Herzenserhebungen zu Gott besteht das große Werk der Frömmigkeit. Sie kann im Bedarfsfall alle übrigen Gebete ersetzen, ihre Unterlassung kann aber kaum durch irgendetwas gutgemacht werden. Ohne sie kann man nicht gut ein beschauliches Leben führen, ohne sie wird man auch die Pflichten des täglichen Lebens nur sehr mangelhaft erfüllen“ (Philothea 2, 13).
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Er war ein Mann des Gebetes; das Gebet war für ihn Quelle des Lebens.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Er war ein Mann des Gebetes; das Gebet war für ihn Quelle des Lebens.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Herr, unser Gott, das Gebet des heiligen Franz von Sales erwirke uns deine Hilfe und führe uns zur Gemeinschaft mit ihm in deinem Reich. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
9. IX. TAG: Franz von Sales – Gott ganz hingegeben
Lobpreis zum Beginn (wie am ersten Tag)
Betrachtung:
Die Liebe äußert sich nicht nur im Gebet, in dem sie „uns mit Begeisterung für Gott und mit innerem Feuer“ erfüllt, sondern, wenn sie echt ist, erfüllt sie uns auch „mit dem festen Entschluss, dem unbesiegbaren Mut und unbeirrbaren Gehorsam, die notwendig sind, um die Anordnungen des göttlichen Willens auszuführen“ (Theotimus 6, 1). Diese Tatliebe hat der hl. Franz von Sales vorbildlich vorgelebt.
Er kennt nicht nur den geoffenbarten Willen Gottes in den Geboten, Räten und Einsprechungen, dem wir gehorchen oder widerstehen können, sondern auch den Willen seines Wohlgefallens, den wir in den Ereignissen erkennen: in den Fügungen und Zulassungen der Vorsehung. „Betrachtet man das Leid an sich, kann man es gewiss nicht lieben; sieht man es aber in seinem Ursprung, d.h. in der göttlichen Vorsehung, im göttlichen Willen, dann ist es unendlich liebenswert“ (Theotimus 9, 8); denn „Gottes Wille ist immer Gottes Liebe.“ Die Tatliebe führt zur Ergebung und zum heiligen Gleichmut. „Die Ergebung zieht den Willen Gottes allem vor... Der Gleichmut aber steht über der Ergebung, denn er liebt nichts, außer aus Liebe zu Gott“ (Theotimus 9, 4).
Die Hingabe an den Willen Gottes befähigte Franz von Sales, auch in den schmerzlichen Augenblicken – wie beim Tod seiner Mutter – in echter Ergebung zu sagen: „Gott sei gebenedeit!“ Als kurz nach der Gründung der Heimsuchung die Mutter Chantal lebensgefährlich erkrankte, erwartete er den Ausgang der Krankheit in heiliger Gelassenheit; er war bereit, den Willen Gottes anzunehmen, auch wenn es ihm gefallen sollte, „sich mit unserem bloßen Versuch zu begnügen“.
„Als ich zum Bischof geweiht wurde,“ gestand er später, „nahm mich Gott mir selbst, um mich ganz für sich in Beschlag zu nehmen; dann aber gab er mich dem Volk, d.h. er hat mich so umgewandelt, dass ich künftig nicht mehr mir lebte,“ sondern für sein Volk. Das ist der tiefste Grund seiner Heiligkeit: die Ekstase der Tat oder des Lebens, „das in jeder Hinsicht außerhalb und über unserer natürlichen Verfassung steht“. Darin sieht er das Pauluswort (Gal 2, 20) erfüllt: „Ich lebe, doch nicht mehr ich, vielmehr lebt Jesus Christus in mir.“ Und er fügt hinzu: Das heißt „unser menschliches Leben aufgeben, um ein höheres Leben zu führen. Dieses neue Leben ist die Liebe. Das heißt aber nicht mehr menschlich leben, sondern übermenschlich.“ Das „muss eine ständige Entrückung sein, eine fortwährende Ekstase der Tat und des Wirkens“ (Theotimus 7, 6).
Responsorium:
A Wie die strahlende Sonne, so leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Nach dem Vorbild des Sohnes Gottes war er dem Willen Gottes ganz hingegeben.
A So leuchtet Franz von Sales in der Kirche.
V Preist Gott, den allmächtigen Vater, und seinen Sohn, Jesus Christ, unseren Herrn, und den Heiligen Geist, der in unseren Herzen wohnt.
A Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser im Himmel…
Oration:
Gütiger Gott, du hast den heiligen Franz von Sales dazu berufen, als Bischof und Lehrer allen alles zu werden. Hilf uns, sein Beispiel nachzuahmen und den Brüdern und Schwestern zu dienen, damit durch uns deine Menschenfreundlichkeit sichtbar wird. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Amen.
10. Gebet Papst Paul VI.
Franz von Sales, „Lehrer der Liebe“, lehre uns lieben, nicht mit Wort und Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.
Komm den Bischöfen und Priestern in ihren Sorgen und Nöten zu Hilfe.
Umhege die Schwestern der Heimsuchung mit wacher Liebe und präge ihre Ordensgemeinschaft durch deinen Geist.
Begleite die Laien auf dem Weg der Heiligkeit.
Erlange den Schriftstellern und den Journalisten der Massenmedien in Schrift und Wort die Wahrheit zu suchen und sie nach Recht und Loyalität kund zu machen.
Uns allen aber, die wir Bauleute des Friedens in der Welt von heute sein sollen, gib etwas von deinem missionarischen Eifer verbunden mit Toleranz und Geduld.
(aus seinem Brief vom 29. Januar 1967 zum 400. Geburtstages des hl. Franz von Sales)