Johannes XXIII.
Papst Johannes XXIII.
(Angelo Roncalli)
Johannes XXIII. (* 25. November 1881 in Sotto il Monte; † 3. Juni 1963 im Vatikan) - bürgerlicher Name Angelo Giuseppe Roncalli - war Papst vom 28.Oktober 1958 bis zu seinem Tod am 03. Juni 1963. Er wird auch der „Konzilspapst“ oder im Volksmund „il Papa buono“ („der gute Papst“) genannt. GEDENKTAG: 3. Juni
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1. Wenn ich so sein könnte wie Franz von Sales
Als der Patriarch von Venedig Angelo Roncalli am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt wurde, kannte ihn fast niemand. Als er jedoch am 3. Juni 1963 als Papst Johannes XXIII. starb, da weinte die Welt. Johannes XXIII., der für viele nur als Übergangspapst galt, sollte neue Akzente in der Kirche setzen: durch seinen unkonventionellen Lebensstil wie auch durch die Einberufung eines Konzils, das sich einer geistlichen Erneuerung angesichts der Fragen des 20. Jahrhunderts widmen sollte. Am 3. September 2000 wurde Johannes XXIII. selig gesprochen. Damit wird der Papst künftig ganz offiziell als das gelten, was er für viele schon längst ist: als ein bemerkenswertes Vorbild im christlichen Glauben. Doch auch Johannes hatte seine Vorbilder – einer, den er besonders schätzte, war Franz von Sales. Als junger Priesteramtskandidat hat er sogar einmal geschrieben: "Wenn ich so sein könnte wie Franz von Sales, dann würde es mir nichts ausmachen, wenn sie mich eines Tages zum Papst wählen würden." Damit hat Roncalli Ernst gemacht. Sein Pontifikat war ganz und gar salesianisch geprägt.
2. Johannes XXIII. und die Oblaten des heiligen Franz von Sales
Als im Jahr 1961 das Generalkapitel der Oblaten des heiligen Franz von Sales in Rom tagte, da kamen die Kapitulare auch mit Johannes XXIII. zusammen. Der Papst fragte nach dem Selbstverständnis der Oblaten.
Unterschiedliche Aufgabenbereiche wurden genannt – aber Johannes schien das nicht besonders zu interessieren. Bis einer sagte: "Wir versuchen dem heiligen Franz von Sales in unserem Leben und unserem Handeln nachzufolgen." Da huschte ein Lächeln über das Gesicht des Papstes und er erwiderte: "Das ist gut, das ist sehr gut." Diese Episode macht deutlich, wie nah der Papst dem heiligen Franz von Sales stand. Am 29. Januar 1903 – damals das Fest des Heiligen – schrieb er in sein "Geistliches Tagebuch": "Mein Leben, so sagt mir der Herr, soll ein vollkommenes Abbild des Lebens des heiligen Franz von Sales sein, wenn es einiges Gute hervorbringen soll. Nichts Außergewöhnliches soll in mir, in meinem Betragen sein, abgesehen von der Art und Weise, die gewöhnlichen Dinge zu tun. … Große brennende Liebe zu Jesus Christus und seiner Kirche, unwandelbare Heiterkeit des Gemüts, unsägliche Sanftmut gegenüber dem Nächsten, das ist alles."
3. Sanftmut dem Nächsten gegenüber
Tatsächlich entdeckt man in der Person des Roncalli-Papstes unverkennbar salesianische Züge. Zum einen waren sie beide – Franz von Sales wie Angelo Roncalli – beispielhaft in der Praxis der Nächstenliebe. "Ich bin Josef, euer Bruder" hat der Papst bei einer seiner ersten Audienzen gesagt, und mit dieser Mentalität ging er auf alle zu – einerlei, welcher Weltanschauung sie zugehörten. So sprach er mit Jackie Kennedy, der Königin von England und – mit dem Schwiegersohn des russischen Staatschefs Nikita Chruschtschow. Im Zeitalter des Kalten Krieges verhandelte Papst Johannes mit beiden Blöcken – und hat dabei mit dazu beigetragen, dass es 1962 nicht zum Dritten Weltkrieg gekommen ist. Als damals die Sowjets in Kuba Raketen stationiert hatten, hat Präsident Kennedy nicht nur der Sowjetunion den Krieg angedroht, sondern auch Papst Johannes um Vermittlung gebeten. Der verfasste sogleich eine Friedensbotschaft, um sie im italienischen Fernsehen zu verlesen und schickte sie Chruschtschow zu. Der sowjetische Staatschef zeigte sich beeindruckt – und Stunden später war die Kubakrise bewältigt.
Trotz seiner Offenheit gegenüber den kommunistischen Denkern lehnte Papst Johannes jedoch das Weltbild des atheistischen Kommunismus rundweg ab. Auch dahinter steckt eine salesianische Grundhaltung: Franz von Sales hielt sich immer an den Grundsatz: "Deutlich in der Sache, aber liebevoll im Umgang – mit anderen Worten: die eigene Meinung vertreten, aber mit dem, der anders denkt, freundschaftlich das Gespräch suchen."
4. Tiefe Liebe zu Gott
Papst Johannes schöpfte diese Kraft zur Liebe wie Franz von Sales aus seiner tiefen Gottesbeziehung. Den Verlauf des Konzils legte der Papst in die Hände Gottes. Immer wieder betete er um ein gutes Gelingen und um den göttlichen Beistand für sich und die Konzilsväter.
Eine besondere Liebe hatte der Papst zur Gottesmutter – auch das erinnert an Franz von Sales, der als junger Student im Gespräch mit der Gottesmutter erkannte, dass er nicht von Gott verdammt war. Johannes XXIII. wallfahrtete gern nach Loreto, das letzte Mal als Papst vor der Eröffnung des Zweiten Vatikanums, um die Synode der Fürsprache der Gottesmutter anzuvertrauen.
Eine innige Beziehung hatte Johannes XXIII. auch zum Bußsakrament. Wie er in seinem "Geistlichen Tagebuch" offenbarte, ging er wöchentlich zur Beichte und lebte so – wie auch Franz von Sales – aus der Umarmung des vergebenden Vaters.
5. Ein blühender Garten
Aus seiner Spiritualität heraus drängte es den Papst zur Erneuerung der Kirche. Wie ein Garten voll blühender und bunter Blumen sollte sie erscheinen, sagte der Papst gern. Da fühlt man sich unwillkürlich an einen Satz von Franz von Sales erinnert. Der Heilige schreibt im Theotimus: "Jeder hat seine eigene Gnade, der eine so, der andere so … Weil die Kirche einem Garten vergleichbar ist, geschmückt mit der Lieblichkeit unzähliger Blumen, die sich alle in Größe, Farbe, Duft und Schönheit voneinander unterscheiden; doch hat jede ihre Kostbarkeit, ihre Anmut, ihre Farbenpracht." (DASal 3, 117) ALLE tragen zur Schönheit der Kirche bei – das ist die Botschaft dieses salesianischen Textes. Und das war auch typisch für Johannes XXIII. Denn nach seiner Meinung war jeder zur Heiligkeit in dieser Kirche berufen, ob er nun den Bischofsstab trägt oder einen Kehrbesen. So machte der Papst deutlich, dass alle für die Kirche wichtig waren, doch gleichzeitig riet er ganz salesianisch dazu, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Einem Priester gab er einmal die Empfehlung auf den Weg: "Bleiben Sie bescheiden." Der verstand das sehr gut, denn auch er verehrte Franz von Sales. Es war Albino Luciani, der spätere Papst Johannes Paul I.
Raymund Fobes