Salesianische Spiritualität
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1. Salesianisch leben
Salesianisch leben heißt, Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes bei allem, was ich tue, und das auf eine liebenswürdige, gewinnende, positive, herzliche Weise, so dass die Menschen, denen ich begegne, nicht den Eindruck bekommen, dieses Leben in der Gegenwart Gottes wäre mir eine Last oder mache mich krank und depressiv, sondern dieses Leben in der Gegenwart Gottes schenkt mir das Leben in Fülle, und zwar heute genauso wie nach meinem Tod.
2. Wesentliche Stichworte der salesianischen Spiritualität
2.1 Gottesliebe
Franz von Sales ist nicht zu verstehen, wenn man nicht berücksichtigt, dass all sein Tun, Denken und Reden von der Überzeugung getragen ist, dass Gott den Menschen liebt. Alles, was von Gott kommt, alles, was Gott will, alles was Gott tut, geschieht aus Liebe. Gott selbst ist Liebe, er kann also nicht anders als lieben. Alles, was nicht mit Liebe vereinbar ist, kommt nicht von Gott. Gottes Wille ist immer Gottes Liebe.
2.2 Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes
Salesianisch leben heißt – ausgehend von der Überzeugung, dass Gott die Liebe ist und uns Menschen nur lieben kann – leben in der Gegenwart des liebenden Gottes. Gott ist da wie die Luft, die wir atmen und zum Leben brauchen. Diese Gegenwart ist nicht beängstigend oder störend, sondern so wichtig, notwendig und erfüllend, wie das Gefühl, liebenswert und geliebt zu sein.
2.3 Weltfrömmigkeit
Wenn ich dem Willen Gottes entspreche, kann ich tun, was ich will, ich werde immer richtig handeln. Wenn ich dem Willen Gottes nicht entspreche, kann ich tun, was ich will, ich werde immer falsch handeln. Weltfrömmigkeit besagt, dass ich bei allem, was ich tue, egal ob dies Gebet, Arbeit oder Vergnügen ist, den Willen Gottes erfüllen soll. Eine Mutter, die den Willen Gottes erfüllt, in dem sie am Sonntag ihr krankes Kind pflegt und nicht in die Kirche geht, lebt damit genauso heilig, wie ein Trappist, der den ganzen Tag vor dem Tabernakel sitzt, schweigt, fastet und betet. Nicht der Beruf muss sich an die Frömmigkeit anpassen, sondern die Frömmigkeit an den Beruf. Eine Frömmigkeit, die dem Alltag schadet, ist keine Frömmigkeit.
2.4 Hingabe an den Willen Gottes
Wer ganz im Willen des liebenden Gottes lebt und sich ihm anvertraut, der braucht keine Angst haben. Es wird alles gut werden, weil Gott die Liebe ist, und nicht wollen kann, dass mir Böses geschieht. Diese Hingabe an den Willen Gottes ist die Grundlage des salesianischen Optimismus: ich werde nicht zugrunde gehen, weil Gott mich liebt. Wenn ich auch jetzt so manches nicht begreife, so kann ich darauf vertrauen, dass alles sein gutes Ende haben wird.
2.5 Mystik des Herzens
Der Ort, in dem Gott im Menschen wohnen will, ist das Herz. Wenn ich Gott in mein Herz einlasse, kann ich ihn spüren, erfahren, lieben und erlebe auch, dass er mich liebt. Jesus selbst hat uns so sehr geliebt, dass er uns am Kreuz sein Herz geschenkt hat. Er liebt uns also buchstäblich aus ganzem Herzen. So sollen auch wir Gott nicht nur unseren Verstand, sondern unser Herz öffnen, damit Gott dort Wohnung nehmen kann. Wer das Herz eines Menschen besitzt, besitzt den ganzen Menschen Wer aus der salesianischen Spiritualität lebt, lebt daher vor allem die Herzlichkeit.
2.6 Weg der kleinen Tugenden
Gott verlangt vom Menschen sehr selten große Leistungen, aber kleine Gelegenheiten, Gott zu dienen gibt es täglich. Für diese kleinen Gelegenheiten brauche ich die kleinen Tugenden: Demut, Sanftmut, Gleichmut, Herzlichkeit, Geduld, Sorgfalt, Ertragen unserer und der anderen Fehler, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Milde, Bescheidenheit, Aufrichtigkeit, Vertrauen.
Eine Zusammenfassung wesentlicher Elemente der salesianischen Spiritualität hat Franz von Sales selbst in seinem Entwurf des Professkreuzes geliefert.
Herbert Winklehner OSFS