Louis Brisson
Louis Brisson
Louis Brisson (* 23. Juni 1817 in Plancy; † 2. Februar 1908 in Plancy) war katholischer Priester und gründete die Oblatinnen des heiligen Franz von Sales und Oblaten des heiligen Franz von Sales. Seligsprechung: 22. September 2012. GEDENKTAG: 12. Oktober
Inhalt... (hide)
- 1. Leben
- 1.1 Kindheit
- 1.2 Der Weg zur Priesterweihe
- 1.3 Begegnung mit Maria Salesia Chappuis
- 1.4 Die drei Wunder
- 1.5 Gründung der Oblatinnen des hl. Franz von Sales
- 1.6 Gründung der Oblaten des hl. Franz von Sales
- 1.7 Der Konflikt mit Bischof Cortet
- 1.8 Der Seligsprechungsprozess der Guten Mutter
- 1.9 Der französische Kirchenkampf
- 1.10 Der Tod
- 1.11 Seligsprechung
- 2. Zitate
- 3. Liturgievorschlag zum Gedenken an den 100. Todestag
- 4. Bildergalerie
- 5. Weblinks
1. Leben
1.1 Kindheit
Louis Alexandre Sosthène Brisson wurde am 23. Juni 1817 in Plancy, einer Stadt in der Champagne, nahe Troyes, in Frankreich geboren. Er war das einzige Kind von Toussaint Grégoire Brisson (1785-1875) und Savine, geborene Corrard (1795-1881). Seine Taufe fand in der Pfarrkirche von Plancy am 29. Juni 1817 statt.
Von 1823 bis 1831 ging er in Plancy zur Schule. Privatunterricht erhielt er ebenso von seinem Pfarrer Maudier, der ihm besonders die Liebe zur Mathematik, den Naturwissenschaften und der Astronomie vermittelte. Eines seiner eigenen kindlichen Experimente, nämlich Schießpulver zu erfinden, ging jedoch daneben.
Am 3. Fastensonntag 1829 empfing Louis die Erstkommunion und im Juni 1829 wurde er von Bischof de Seguin des Hons von Troyes gefirmt.
1.2 Der Weg zur Priesterweihe
Trotz seiner Neigung für die Naturwissenschaften, wollte Louis allerdings Priester werden.
Von 1831 bis 1835 kam er deshalb in das Knabenseminar von Troyes. Dort plagte ihn zwar das Heimweh, er entwickelte sich jedoch zu einem exzellenten Schüler. Seine Liebe zu den Naturwissenschaften wurde von seinem Lehrer Auger besonders gefördert. Am Ende seiner Schulzeit erhielt Louis einen Preis für herausragende Leistungen. Am 13. Juli 1835 empfing Louis die Tonsur.
Im Januar 1936 trat Louis Brisson in das Priesterseminar von Troyes ein. Von 1836 bis 1838 studierte er Philosophie und von 1838 bis 1840 Theologie.
Am 6. Juli 1838 empfing er die Niederen Weihen, am 25. Mai 1839 die Weihe zum Subdiakon, am 21. Dezember 1839 schließlich wurde er in Troyes zum Diakon geweiht.
Seine Priesterweihe zögerte sich hinaus, da er noch nicht das kirchenrechtlich vorgeschriebene Mindestalter von 24 Jahren erreicht hatte. Er musste also Rom um Erlaubnis anfragen, um früher geweiht werden zu können. So studierte er 1840 weiter und erteilte Religionsunterricht.
Seine Priesterweihe empfing er dann am 19. Dezember 1840. Da sich der Bischof von Troyes gesundheitlich nicht gut fühlte, fand diese in der Nachbardiözese in Châlons statt. Später erinnert sich Brisson an diesen Tag vor allem daran, dass es 27 Grad Minus hatte und er und seiner Vater sich auf dem Weg nach Hause zur Primiz in Plancy fast verirrt hätten und erfroren wären.
Das große Fest der ersten Heiligen Messe in seiner Heimatstadt Plancy fand dann am 22. Dezember 1840 statt.
1.3 Begegnung mit Maria Salesia Chappuis
Nach der Priesterweihe unterrichtete Louis Brisson in der Schule Religion und Naturkunde. Entscheidender für sein weiteres Leben war jedoch, dass er auch Spiritual im Heimsuchungskloster in Troyes wurde, zunächst allerdings nur Aushilfsweise für den Generalvikar. Der Grund dafür war seine labile Gesundheit, wegen der er immer wieder Kuraufenthalte auf sich nehmen musste und die ihn und auch den Bischof davon abhielt, dass er Kaplan in einer Pfarrgemeinde wurde.
1841 kaufte er ein Haus in der Rue des Terrasses in Troyes, wo zunächst seine Eltern, dann auch er selbst einzogen.
Die Schwestern der Heimsuchung wollten unbedingt, dass Brisson deren Mitschwester Maria Salesia Chappuis kennenlerne, die sich seit 1838 als Oberin im Heimsuchungskloster in Paris aufhielt. So reiste er nach Ostern 1842 dorthin. Diese Begegnung mit der "Guten Mutter", wie sie von ihren Mitschwestern genannt wurde, veränderte Brissons Leben. Schwester Maria Salesia war nämlich davon überzeugt, in Brisson jenen Priester gefunden zu haben, der ihr bei der Verwirklichung ihres "Werkes" helfen werde, nämlich der Gründung einer männlichen Ordensgemeinschaft im Geiste des hl. Franz von Sales. Maria Salesia Chappuis betrachtete diese Gründung als ihre Lebensaufgabe, zu der sie von Gott persönlich beauftragt wurde.
Der hl. Franz von Sales (1567-1622), der Gründer der Heimsuchung Mariens, wollte nämlich ebenso einen Männerorden gründen. Sein früher Tod im Alter von 55 Jahren verhinderte dies jedoch. Maria Salesia Chappuis setzte nun alles daran, Louis Brisson für diesen Plan zu gewinnen. Dieser jedoch war davon keineswegs begeistert. Er war neben seiner priesterlichen Tätigkeit eher ein naturwissenschaftlich interessierter Mensch, der mit Visionen und göttlichen Aufträgen wenig anfangen konnte. Dieses Interesse spornte ihn zum Beispiel an, von 1852 - 1860 eine astronomische Uhr zu konstruieren und zu bauen, die Sternenzeit, Sonnenzeit, Weltzeit, die absolute Zeit und die mittlere Zeit aller Länder der Erde anzeigte. Man kann diese Uhr noch heute im Kloster der Oblatinnen des hl. Franz von Sales in Troyes bewundern.
1.4 Die drei Wunder
Am 1. Oktober 1843 wurde Brisson offiziell zum Spiritual und Beichtvater der Heimsuchung von Troyes ernannt. Am Fest Christi Himmelfahrt 1844 wurde Maria Salesia Chappuis erneut zur Oberin der Heimsuchung von Troyes gewählt. Sofort nach ihrer Rückkehr aus Paris begann sie unermüdlich, Brisson für ihre Idee der Ordensgründung zu gewinnen. Doch dieser sträubte sich vehement. Er begann sogar, göttliche Wunder heraufzubeschwören. Wenn die Idee der Guten Mutter tatsächlich göttlichen Ursprungs ist, dann soll Geld für die Miete einer armen Familie im Opferkasten sein. Am nächsten Tag war das Geld im Opferkasten. Wenn es tatsächlich stimmt, dann soll eine sehr schwache Schülerin namens Fanny im Beichtstuhl einen Satz des hl. Thomas von Aquin in Lateinisch aufsagen. Sie tat es. Doch Brisson war immer noch nicht überzeugt. Das ständige Insistieren der Guten Mutter ärgerte ihn sogar so sehr, dass er am 24. Februar 1845 wutentbrannt sagte: Ich werde diesen Orden nicht gründen, selbst wenn Jesus Christus persönlich mir erscheinen sollte und es von mir verlangte. Daraufhin verließ die Gute Mutter das Sprechzimmer. Kurz darauf, so berichtet Louis Brisson, erschien ihm tatsächlich Jesus Christus und blickte ihn streng an. Ab diesem Zeitpunkt war sein Widerstand gebrochen.
Maria Salesia Chappuis setzte sich also durch. Es dauerte jedoch immer noch fast 30 Jahre, bis Louis Brisson die Kongregation der Oblaten des hl. Franz von Sales gründete.
1.5 Gründung der Oblatinnen des hl. Franz von Sales
Dazwischen sorgte er sich vor allem um jene jungen Männer und Frauen, die zu Beginn der Industrialisierung vom Land in die Stadt gezogen waren, um dort Arbeit zu finden. Diese fanden oft keine ordentliche Unterkunft. Deshalb wurde Louis Brisson 1857 zum Leiter des Katholischen Vereins des hl. Franz von Sales ernannt, mit dem Ziel, den Eifer der Gläubigen durch Gebet und Werke der Nächstenliebe neu zu entfachen. Aus diesem Verein entwickelten sich vier Zweige: das Werk des frommen Lebens, das Werk der Soldaten, das Missionswerk und das Werk der Arbeiterjugend, für die er sich besonders sorgte. So gründete er von 1858 bis 1862 drei Heime, in denen vor allem die jungen Arbeitermädchen ein solides Zuhause fanden. 1863 weihte er das neu errichtete vierte Jugendheim "Maria vom Efeu" ein. Im August 1863 durfte Louis Brisson über die Arbeit des Vereins und über seine neuen Jugendwerke in einer Audienz Papst Pius IX. in Rom Bericht erstatten.
So erfolgreich seine Heimgründungen auch waren, so tat er sich schwer, dafür geeignete Frauen zu finden, die die Häuser gut leiten konnten. 1866 sprach er deshalb erstmals offen mit Maria Salesia Chappuis von der Idee, eine Frauengemeinschaft zu gründen, die diese Aufgabe übernehmen könnte. Am 11. April 1866 kamen Leonie Aviat und Lucie Canuet nach Troyes, um die Leitung seines Jugendhauses St. Jean zu übernehmen. Am 30. Oktober 1868 begannen Leonie Aviat als Sr. Franziska Salesia und Lucie Canuet als Sr. Jeanne-Marie ihr Noviziat, was heute als Gründungsdatum für die Oblatinnen des heiligen Franz von Sales zur Erziehung junger Mädchen gilt. Am 20. Mai 1890 wurden die Satzungen der Oblatinnen offiziell von Rom anerkannt. 1911 erfolgt die endgültige Anerkennung.
1.6 Gründung der Oblaten des hl. Franz von Sales
Im September 1866 hielt Bischof Mermillod von Genf die Priesterexerzitien in Troyes, an denen auch Brisson teilnahm. Er erzählte dem Bischof von den Plänen, eine Männerkongregation im Geist des hl. Franz von Sales zu gründen. Der Bischof ist hellauf begeistert und empfiehlt Brisson, mit Hilfe der Benediktiner in Einsiedeln, Schweiz, eine Ordensregel zu verfassen. Diese trifft im April 1868 bei Brisson ein.
Zur konkreten Gründung der Oblaten des hl. Franz von Sales kam es dann, als ihm der Bischof von Troyes bat, die einzige katholische Privatschule in Troyes zu retten. Er und seine Mitarbeiter in dieser Schule, die am 8. Dezember 1869 feierlich in College St. Bernard umbenannt wird, bildeten die erste Gemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales.
Im Februar 1871 spricht Brisson erstmals mit seinem 29-jährigen Lehrer Célestin Rollin über diese Idee einer Priesterkongregation. Bereits im April 1871 beschließen sie, zu zweit in einer Gemeinschaft nach bestimmten Ordensregeln zu leben. Die Lehrer Gilbert, Andreas Perrot und Jérome Lambert schließen sich an. Am 1. Oktober 1872 erlaubt der Bischof von Troyes offiziell dieser Gemeinschaft ein Leben nach einer Ordensregel zu führen. Ein Jahr später, am 12. Oktober 1873 beginnen die ersten sechs Oblaten ihr Noviziat. Dieser Tag wird heute als "Tag der Gründer" gefeiert.
Auf Anregung des Bischofs werden die Satzungen der neuen Gemeinschaft noch einmal überarbeitet und dann nach Rom zur Anerkennung gesandt. Am 11. April 1875 sind Brisson und sein Mitbruder Lambey bei Papst Pius IX. in Rom, um dort um die Anerkennung der Sales-Oblaten zu bitten. Der Papst ist darüber sehr erfreut und verspricht, die Approbation so schnell als möglich voranzubringen.
Für Maria Salesia Chappuis ist damit ihre Lebensaufgabe erfüllt. Sie stirbt am 7. Oktober 1875. Am 21. Dezember 1875 stellt Rom das "Decretum laudis" aus, in dem die Oblaten des heiligen Franz von Sales offiziell als Kongregation päpstlichen Rechtes errichtet werden. Am 27. August 1876 legen P. Brisson und die ersten Sales-Oblaten feierlich ihre Erste Profess in dieser neuen Ordensgemeinschaft ab. Im Herbst 1877 wird P. Brisson von Bischof Cortet von Troyes zum Generalvikar ernannt. 20 Jahre später, im Dezember 1897 wurden die Satzungen der Sales-Oblaten von Papst Leo XIII. endgültig anerkannt.
1.7 Der Konflikt mit Bischof Cortet
Die letzten dreißig Lebensjahre verliefen für P. Brisson ziemlich dramatisch. Dies hatte sowohl kirchliche als auch politische Gründe.
1878 kam es zur ersten Auseinandersetzung zwischen Louis Brisson mit Bischof Cortet von Troyes. Dieser konnte offenbar schlecht verkraften, dass nach der päpstlichen Anerkennung der Sales-Oblaten sein Einfluss auf Brisson und dessen Mitbrüder immer geringer wurde. Eine erste Eskalation trat ein, als sich Bischof Cortet am 20. Februar 1880 feierlich als Oberer und Leiter der Kongregation proklamierte. Brisson suchte daraufhin in Rom beim Papst Leo XIII. um Hilfe an. In einer Audienz am 6. November 1881 versicherte ihm der Papst seine volle Unterstützung und ermunterte ihn, die Sales-Oblaten auch in die Mission zu senden. 1882 wird Louis Brisson als Generalvikar abgesetzt. Nach einem neuerlichen Aufenthalt in Rom entzieht ihm der Bischof auch sein Amt als Spiritual der Heimsuchung von Troyes. Am 20. Juli 1884 feierte er seine letzte Messe mit den Heimsuchungsschwestern.
Zur völligen Eskalation zwischen dem Bischof und P. Brisson kam es, als Frau Boursetty, eine reiche Förderin der Jugendwerke Brissons, starb. Nach ihrem Tod stellte sich heraus, dass sie kurz vor ihrem Tod ihr Testament geändert hatte und nicht P. Brisson, sondern die Diözese als Alleinerben eingesetzt hatte. Bischof Cortet forderte daraufhin P. Brisson auf, alles Geld, das er bereits von Frau Boursetty erhalten und in ein Waisenhaus investiert hatte, unverzüglich zurückzugeben. P. Brisson beschließt den Fall in Rom vorzubringen. Bischof Cortet leitete seine Anklageschrift gegen Brisson, in dem er ihn unter anderem als Lügner und Dieb beschimpfte, an alle Priester der Diözese weiter. Außerdem forderte der Bischof Rom auf, die Anerkennung der Sales-Oblaten, die von Papst Leo XIII. am 7. Dezember 1877 noch einmal schriftlich bekräftigt wurde, wieder zurückzuziehen. Am 30. Januar 1878 wurde der ganze Konflikt in Rom behandelt. Bischof Cortet und Louis Brisson einigten sich dabei auf einen Vergleich: Das Waisenhaus kommt in den Besitz der Diözese, der Bischof verspricht, sich in Zukunft nicht mehr in die Belange der Sales-Oblaten einzumischen, sondern sie zu unterstützen.
1.8 Der Seligsprechungsprozess der Guten Mutter
Zu den Turbulenzen der letzten Lebensjahre Brissons gehörte auch der Seligsprechungsprozess der Guten Mutter. Gleich nach ihrem Tod begannen die Vorbereitungen dazu, in denen sich vor allem Louis Brisson engagierte. Der Informativprozess, also die Sammlung aller vorliegenden Fakten über ihr Leben, wurde vom Bischof von Basel aus geleitet. 1885 werden in Troyes drei Richter ernannt, die 50 Zeugen unter Eid befragen sollen. Einer der letzten davon war Louis Brisson selbst, der am 12. April 1886 seine Zeugenaussage beendete. Im Dezember 1886 veröffentlicht Louis Brisson seine Biografie über die Gute Mutter. Im Februar 1898 beschließt Rom, dass die Gute Mutter mit dem Titel "ehrwürdig" bezeichnet werden darf und eröffnet gleichzeitig den offiziellen Seligsprechungsprozess. Gleichzeitig bereitet jedoch ein Jesuit namens Watrigant seinen Angriff auf die Seligsprechung Chappuis vor, in dem er der Guten Mutter vorwirft, eine Irrlehre verbreitet zu haben. Von Juli bis November 1900 legt Louis Brisson in zahlreichen Sitzungen noch einmal ausfürhlich Zeugnis über das Leben des Guten Mutter ab. Am 17. Mai 1901 wird in Anwesenheit von Louis Brisson das Grab der Guten Mutter geöffnet. Nach dem Entfernen einer dicken Lage weißen Schimmels (bei ihrer Beerdigung hatte es geregnet) stellte man fest, dass der Leichnam nahezu unverwest ist. Nur ihre Nase war nach Innen gesackt und die Pupillen fehlten. Der Leichnam wurde daraufhin in einer eigenen Kapelle des Klosters bestattet. P. Brisson musste es glücklicherweise nicht mehr erleben, dass 1919 der Seligsprechungsprozess der Guten Mutter aufgrund der Angriffe Watrigants eingestellt wurde. Gegenwärtig laufen Bemühungen, den Seligsprechungsprozess wieder zu eröffnen, da die Anschuldigungen Watrigants unhaltbar sind, da Maria Salesia Chappuis nie eine Lehre verkündete und somit logischerweise auch keine Irrlehre verbreiten konnte.
1.9 Der französische Kirchenkampf
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann es in Frankreich auch politisch zu brodeln. Der Staat stellte sich mehr und mehr gegen die Kirche und wollte deren Einfluss vor allem im Bereich Schule und Erziehung ausschalten. Diesbezüglich begann vor allem ein Kampf gegen jene Ordenskongregationen, die sich in Bildung und Erziehung engagierten.
Am 28. Oktober 1900 beginnt Premierminister Waldeck-Rousseau im franzöischen Parlament mit einer Brandrede seinen politischen Kampf gegen die Ordenskongregationen. Am 29. März 1901 entscheidet sich das Parlament dazu, die meisten Frauen- und Männerklöster in Frankreich aufzulösen. Am 1. Juli 1901 wird das Gesetz zur Aufhebung der Ordenskongregationen unterzeichnet. In der Folge werden sämtliche Einrichtungen der Oblatinnen und Oblaten des hl. Franz von Sales konfisziert und gehen in den Besitz Frankreichs über. Am 24. März 1903 werden die Oblaten des hl. Franz von Sales gesetzlich aufgehoben. Die Sales-Oblaten haben zwei Wochen Zeit, ihre Häuser zu verlassen. Am 5. Juni 1903 trifft es auch die Oblatinnen des hl. Franz von Sales.
Louis Brisson hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits in sein Geburtshaus nach Plancy zurückgezogen. Wegen seines fortgeschrittenen Alters von über 80 Jahren hatte er immer weniger Kraft, gegen diese politischen Sanktionen Widerstand zu leisten. Am 21. August 1903 besucht er noch einmal Troyes und muss sehen, wie alles, was er in seinem Leben dort aufgebaut hatte, nun leer steht oder zerstört ist.
Für die Weiterentwicklung der beiden Kongregationen haben diese politischen Sanktionen jedoch auch positive Auswirkungen. Deren Ausbreitung in andere Länder wurde dadurch beschleunigt, dass die französische Regierung alle Ordensleuten, die nicht gewillt waren, "normale" Bürger des Landes zu werden, aufforderte, Frankreich zu verlassen. Im Generalkapitel der Sales-Oblaten in Giove bei Rom wurde am 15. Oktober 1904 beschlossen, die Kongregation in eine lateinische (Frankreich, Italien), englische (Amerika) und deutsche (Österreich, Deutschland) aufzuteilen. Diesen Provinzen sind die Missionsgebiete in Südafrika, Namibia und Brasilien angeschlossen.
All diese positiven Entwicklungen konnten jedoch nicht verhindern, dass P. Brisson mehr und mehr zu einem gebrochenen Mann wurde. Am 30. April 1907 wurde gerichtlich beschlossen, dass sämtlicher Besitz, der noch den Oblatinnen und Oblaten gehört, sofort konfisziert und verstaatlicht werden muss. Am 12. Januar 1908 musste P. Brisson sogar noch miterleben, dass sein Geburtshaus, in dem er nun wohnte, öffentlich versteigert wurde. Vier Tage später brach er gesundheitlich zusammen.
1.10 Der Tod
Am 16. Januar 1908 diagnostizieren die Ärzte bei P. Brisson einen irreparablen Darmverschluss. Am 23. Januar 1908 kann Brisson nicht mehr die Heilige Kommunion empfangen. Er ist mittlerweile so geschwächt, dass er sein Bett nicht mehr verlassen kann. Am 28. Januar 1908 verliert er seine Sprache. Am 2. Februar 1908 um 10.43 hat sein Leiden ein Ende. Er stirbt in seinem Haus in Plancy, das ihm nicht mehr gehört.
Am 4. Februar 1908 wird sein Leichnam in einen Bleisarg gelegt, der dann in einen Eichensarg kommt. Ein Leichentuch wird über sein Haupt gebreitet. Am 5. Februar 1908 wird ein Requiem in Plancy gehalten. Da die Oblatinnen und Oblaten offiziell nicht mehr existierten, durften sie bei allen Begräbnisfeierlichkeiten auch keine liturgischen Funktionen ausüben. Am 6. Februar 1908 erfolgt das feierliche Begräbnis in Troyes in Anwesenheit von Bischof Monnier von Troyes. Der Sarg wird in das Grab am Friedhof St. Andre gelegt, in dem auch seine Eltern bestattet sind.
Am 10. April 1961 wird der Leichnam P. Brissons in die Krypta St. Gille des Klosters der Oblatinnen des hl. Franz von Sales in Troyes überführt. Dort ruhen seine Gebeine bis heute neben der mittlerweile heilig gesprochenen Leonie Franziska Salesia Aviat, der Mitbegründerin der Oblatinnen des hl. Franz von Sales.
1.11 Seligsprechung
Gleich nach dem Tod Louis Brissons begannen auch die Bemühungen um seine Seligsprechung. Aufgrund der schwierigen politischen Situation in Frankreich, dem Ersten Weltkrieg und die darauf folgende Weltwirtschaftskrise konnte der Informativprozess zur Seligsprechung in der Diözese Troyes erst am 11. Februar 1938 offiziell begonnen werden. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges und der Zeit des Wiederaufbaus dauerte es verhältnismäßig lange, bis die Arbeit des Informativprozesses Ende der 1950-er Jahre abgeschlossen werden konnte. Die offizielle Eröffnung des Seligsprechungsprozesses in Rom erfolgte dann am 24. Februar 1964. Am 19. Dezember 2009 wurde die Heroizität seiner Tugenden anerkannt. Louis Brisson darf "Ehrwürdiger Diener" genannt werden. Am 19. Dezember 2011 schließlich wurde das für die Seligsprechung notwendige Wunder anerkannt, womit einer Seligsprechung nichts mehr im Wege steht. Diese fand am 22. September 2012 in der Heimatdiözese in Troyes statt. Sein Gedenktag ist der 12. Oktober.
2. Zitate
- "Statt die Schranken eurer Liebe mehr und mehr einzuengen, solltet ihr sie immer mehr erweitern; so werdet ihr Gottes Segen ernten, denn Gott segnet nun einmal die liebenden Herzen."
(Louis Brisson) - "Seit unserer Geburt haben wir sicher sehr viele Fehler begangen, und ein großer Teil davon hat ihre Wurzeln darin: Wir haben diesen Grundsatz vergessen, den Grundsatz der Hochachtung vor unseren Mitmenschen, der Achtung vor ihren Gedanken und Meinungen, der Scheu, nicht das niederzureißen, was andere aufbauen."
(Exerzitien 1894,56-58) - "All unsere Akte gehen zu Gott empor, zum Himmel. All unser Tun im Laufe des Tages bildet die notwendige und wesentliche Materie unserer Heiligung und unseres Heils."
(Exerzitien 1887,9-11)