Musik
- "Damit Musik schön sei, müssen die Stimmen nicht nur hell, klar und deutlich erkennbar, sondern sie müssen auch aufeinander abgestimmt sein. So entsteht ein richtiger Zusammenklang, eine reine Harmonie. Diese wird erreicht durch die Einheit in der Verschiedenheit und durch die Verschiedenheit in der Einheit der Stimmen, die man nicht ohne Grund einen vielklingenden Zusammenklang oder vielmehr einen zusammenklingenden Vielklang nennen kann."
(DASal 3,50)
- "Musikakkorde entstehen aus vielen ungleichen Tönen, die aber in einem solchen Verhältnis zueinander stehen, daß sie zusammen einen harmonischen Klang hervorbringen. Verschiedenartige Edelsteine und Blumen bilden in feinsinniger Zusammenstellung die Schönheit des Geschmeides oder des Blumengebindes."
(DASal 3,69)
- "So schenken ja auch die Menschen, die auf vieles bedacht sind, weniger Aufmerksamkeit den einzelnen Dingen. Es ist nicht gut möglich, die Züge eines Antlitzes genau zu betrachten, zugleich gespannt auf die Harmonie einer schönen Musik hinzuhorchen und gleichzeitig auch noch die Gestalt und Farbe eines Gegenstandes mit derselben Aufmerksamkeit zu betrachten. Wenn wir mit Liebe über etwas sprechen, können wir nicht zugleich unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes hinlenken."
(DASal 3,74)
- "Je angenehmer und vortrefflicher sich ein Gegenstand unseren Sinnen darbietet, desto ungestümer und gieriger geben sie sich seinem Genuß hin. Je schöner, je angenehmer anzusehen, je lichtvoller etwas vor uns ist, desto gieriger und schärfer betrachtet es das Auge; und je angenehmer und wohlklingender Stimmen oder musikalische Aufführungen sind, desto aufmerksamer hört das Ohr zu."
(DASal 3,185)
- "Das Auge z. B. erfreut sich wohl am Licht, dessen Übermaß empfindet es aber als unerträglich; es kann deshalb auch nicht direkt in die Sonne schauen. Und das Ohr wird verletzt und beleidigt durch eine Musik, mag sie noch so schön sein, wenn sie zu laut oder zu nahe ist."
(DASal 3,185)
- "Wenn mehrere eine schöne Musik hören, so hören sie zwar alle ganz, jedoch mehr oder minder gut, mit größerem oder geringerem Genuß, je nach der Zartheit des Gehörs. Das Manna (Weish 16,20 ff) wurde von allen, die es aßen, als wohlschmeckend empfunden, aber in verschiedener Weise, nach der Verschiedenheit des Geschmackes. Den ganzen Umfang seines Wohlgeschmackes aber vermochte niemand auszuschöpfen, da es mehr Verschiedenheiten im Geschmack hatte, als es deren unter den Israeliten gab."
(DASal 3,198)
- "Als ich vor zwei Jahren in Mailand war, wohin mich und noch einige andere Priester die noch ganz frische Erinnerung an den großen Erzbischof, den hl. Karl geführt hatte, hörten wir in den verschiedenen Kirchen mancherlei Musik. Aber in einem Frauenkloster hörten wir eine Nonne singen, deren Stimme so wundervoll war, daß sie allein unser Gemüt mit unvergleichlich mehr Innigkeit erfüllte, als alle übrigen miteinander. Waren diese auch ausgezeichnet, so schienen sie doch nur da zu sein, um jener einzigen Stimme mehr Glanz zu verleihen und deren Vollkommenheit noch mehr hervortreten zu lassen."
(DASal 3,263)
- "Wenn man sieht, daß etwas auserlesen Schönes mit großer Hingabe betrachtet, daß einer herrlichen Musik mit großer Aufmerksamkeit gelauscht oder eine formvollendete Rede mit großer Spannung angehört wird, so sagt man, diese Schönheit halte die Augen der Zuschauer gebannt, diese Musik feßle die Ohren, diese Rede reiße die Herzen der Hörer mit. Was heißt dieses Bannen, Fesseln, Mitreißen anderes, als daß diese Sinne und Fähigkeiten sich kraftvoll an ihre Gegenstände binden und mit ihnen ganz eins werden?"
(DASal 4,33)
- "Betrachte diesen Menschen, ich bitte dich, der auf süße Klänge einer harmoniereichen Musik hinhorcht und davon gefesselt und förmlich gefangen ist, – oder sogar (was schon wirklich närrisch ist) von einem albernen Kartenspiel. Willst du ihn davon wegziehen, so wirst du es nicht vermögen, was auch immer zuhause auf ihn wartet; er vergißt sogar das Essen und Trinken darüber. O Gott, Theotimus, wieviel mehr muß die gottliebende Seele Gott anhangen und an ihn gefesselt sein, wenn sie mit der unendlichen Güte vereint ist, wenn dieses unendlich vollkommene Wesen sie ergreift und bezaubert!"
(DASal 4,41-42)
- "Nun aber frage ich Sie aufrichtig: Hätten Sie nicht auch eher gewählt, in dem finsteren Stall bei dem weinenden kleinen Kindlein zu sein, als mit den Hirten außer sich zu sein vor Freude und Jubel über die Süße dieser himmlischen Musik und über die Schönheit dieses wunderbaren Lichtes (Lk 2,9)?"
(DASal 5,124)
- "In diesem Leben vernehmen alle den Ton und Akkord einer Musik verschieden. Wer etwas schwerhörig ist, kann in ihr nicht alles so gut wahrnehmen, was die Melodie vollkommen macht, obwohl der die Musik hört und erkennt, wie jener, der ein feineres Gehör hat. Obwohl der erste sich an der Lieblichkeit erfreut, die er beim Hören dieser Musik empfindet, empfindet er sie doch nicht im gleichen Maß wie jener, der sie besser hört, obwohl beide befriedigt sind."
(DASal 9,260)
- "Aber darf man sich der Geschichten der Heiligen nicht bedienen? Doch, mein Gott, gibt es denn etwas so Nützliches, etwas so Schönes? Aber gewiß, was ist denn das Leben der Heiligen anderes als das in die Tat umgesetzte Evangelium? Zwischen dem geschriebenen Evangelium und dem Leben der Heiligen ist kein anderer Unterschied als zwischen einer Musik in Notenschrift und einer gesungenen Musik."
(DASal 12,33)
- "Musik in der Trauer ist eine unangebrachte Rede (Sir 22,6)."
(DASal 12,253)
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