Betrachtung
- "Wenn du ihn [Jesus Christus in seinem Leben und Leiden] oft betrachtest, wird deine Seele von ihm erfüllt, du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen."
(DASal 1,71)
- "Du musst auch lernen, vom Gebet zu jeder Arbeit überzugehen, die dein Beruf und Stand verlangen, auch wenn sie weitab von den Affekten deiner Betrachtung liegt.“
(DASal 1,79)
- "War es dir morgens wegen zu vieler Arbeit oder aus einem anderen Grund nicht möglich, deine Betrachtung zu halten (was möglichst selten vorkommen soll), dann hol es im Laufe des Nachmittags nach – aber nicht gleich nach dem Essen; während der Verdauungszeit könnte dich der Schlaf überwältigen, auch deiner Gesundheit wäre das nicht förderlich. Ist es dir den ganzen Tag nicht möglich, die Betrachtung nachzuholen, dann ersetze sie durch häufige Stoßgebete und durch die Lesung eines frommen Buches. Lege dir eine Bußübung auf, um in Zukunft diesen Fehler zu vermeiden, und sei fest entschlossen, am nächsten Tag die Betrachtung bestimmt einzuhalten."
(DASal 1,73)
- "Nach der Betrachtung mußt du dich in acht nehmen, deinem Herzen keinen Stoß zu versetzen; damit würdest du das Kostbare verschütten, das du durch die Betrachtung gewonnen hast. Ich will sagen: Bleib eine Zeit lang still, wende dich ganz ruhig vom Gebet zur Arbeit hin und halte, solange es dir möglich ist, die Stimmung und Affekte fest, die du empfangen hast."
(DASal 1,79)
- "Cassian erzählt, ein Jäger habe den heiligen Evangelisten Johannes eines Tages mit einem Rebhuhn auf dem Arm angetroffen, das er streichelte und mit dem er spielte; der Jäger konnte nicht verstehen, wie ein solcher Mann seine Zeit mit so gewöhnlichen Dingen vertun konnte, worauf der Heilige ihn fragte: 'Warum trägst du deinen Bogen nicht immer angspannt?' Der Jäger antwortete: 'Wäre der Bogen immer gespannt, dann hätte er nicht mehr die Kraft zurückzuschnellen, wenn man ihn braucht.'- 'Wundere dich als nicht', erwiderte der Apostel, wenn auch ich die angestrengte Aufmerksamkeit des Geistes ein wenig vermindere, um mich zu erholen; nachher kann ich mich umso frischer der Betrachtung widmen.'"
(DASal 1,185)
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