Geliebte

  • "Freilich, Theotimus, gibt uns der göttliche Bräutigam jetzt schon, da wir noch in der Erwartung des feierlichen Kusses unzertrennlicher Vereinigung in der himmlischen Herrlichkeit stehen, oft den Liebeskuß durch tausendfache Empfindungen seiner liebreichen Gegenwart. Küßte er die Seele nicht, so würde sie nicht angezogen und auch nicht dem Duft der Salben des Bräutigams nacheilen (Hld 1,1.3). Deshalb sagt auch der hebräische Text und mit ihm die griechische Übersetzung in aller Einfalt:„Er küßte mich mit den Küssen seines Mundes“ (Hld 1,1). Weil aber diese im Vergleich zur Glorie geringen göttlichen Liebkosungen nur Vorbereitungen und Schattenbilder jenes ewigen Vermählungskusses in der Ewigkeit sind, so faßt die ehrwürdige lateinische Übersetzung (Vulgata) die Küsse der Gnade in dem einen Kuß der Glorie zusammen und drückt die Sehnsucht der Braut mit folgenden Worten aus: „Er küßte mich mit einem Kuß seines Mundes,“ gleichsam als wollte sie sagen, unter allen Liebkosungen, die der Geliebte meines Herzens oder das Herz meiner Seele mir bereitet hat, verlange und strebe ich einzig allein nach jenem erhabenen Kuß der Vermählung, der ewig dauert und der einzige Kuß ist, der diesen Namen wirklich verdient, weil alle anderen Liebesbezeigungen mehr Vorboten jener künftigen Vereinigung mit dem göttlichen Bräutigam als diese selbst sind."
    (DASal 3,179 -180)

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