Gnade

  • "Die Gottesliebe heißt Gnade, insofern sie unserer Seele Schönheit verleiht und uns der göttlichen Majestät wohlgefällig macht; sie heißt Liebe, insofern sie uns Kraft zu gutem Handeln gibt; wenn sie aber jene Stufe der Vollkommenheit erreicht, dass wir das Gute nicht nur tun, sondern es sorgfältig, häufig und rasch tun, dann heißt sie Frömmigkeit."
    (DASal 1,34)

  • "Wahr ist freilich, dass wir ohne die göttliche Gnade nichts, mit ihr aber alles vermögen. In der Hand der himmlischen Gnade wird das gebrechliche Rohr zur unerschütterlichen Säule."
    FRANZ VON SALES (nach Camus, S. 197)

  • "Kränken wir uns nicht, meine Tochter; wir werden recht bald alle wieder vereint sein. Wir gehen ständig voran und nähern uns immer mehr dem Ort, wo unsere Toten sind; in einem oder zwei Augenblicken werden wir dorthin gelangen. Denken wir nur daran, diesen Weg gut zu gehen und ihnen in all dem Guten nachzufolgen, das wir in ihnen erkannt haben. Gesegnet sei Gott, der jenem, dessen Fehlen wir spüren, Gnade erwiesen hat und der ihm Zeit und Gelegenheit gegeben hat, sich gut für diese selige Reise vorzubereiten."
    (DASal 6,304)

  • "Johannes der Täufer wurde von einer alten, unfruchtbaren Frau geboren, um uns zu lehren, dass Trockenheit und unfruchtbare Zeiten trotzdem in uns die heilige Gnade hervorbringen, denn Johannes bedeutet Gnade."
    (DASal 5,212)

  • "Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass man sich den Notwendigkeiten der Zeit, des Ortes, des Anlasses und unserer Aufgaben anpassen muss. Ich gestehe Ihnen, dass ich keine Bedenken habe, von meiner Lebensordnung abzuweichen, wenn mich der Dienst meiner Herde festhält; denn dann muss die Liebe stärker sein als unsere eigenen Neigungen, so gut sie unsere Eigenliebe uns auch erscheinen lässt. Als ich diese Schrift verfasste, die ich Ihnen sende, war meine Absicht nicht, mich einzuengen, sondern vielmehr, mir eine Ordnung zu geben, ohne mich zu irgendwelchen Gewissensskrupeln zu verpflichten, denn Gott hat mir die Gnade verliehen, die hochheilige Freiheit des Geistes ebenso zu lieben wie die Zügellosigkeit und Leichtfertigkeit zu hassen."
    (DASal 12,22)

  • "Es werden Zeiten über dich komen, wo deine Seele einem einsamen, unfruchtbaren und dürren Land gleicht, in dem es keinen Pfad zu Gott gibt, kein Wasser der Gnade, es zu begießen, wo die Trockenheit alles in Wüste verwandelt. Wie beklagenswert ist doch eine Seele in diesem Zustand, besonders wenn dieses Übel heftig auftritt."
    (DASal 1,235)

  • "Ich wende mich nun dem Thron der unendlichen Barmherzigkeit Gottes zu. Ich verabscheue von ganzem Herzen und aus allen Kräften die Sünden meines bisherigen Lebens. Ich bitte demütig um Gnade, Barmherzigkeit und Verzeihung, um vollständige Vergebung meines Verbrechens, kraft des Leidens und Todes Jesu des Herrn und Erlösers meiner Seele. Auf diese einzige Grundlage stütze ich meine Hoffnung. So erneuere ich das heilige Treuegelöbnis, das ich am Tag meiner Taufe abgelegt habe."
    (DASal 1,62)

  • "Als der Hauptmann sah, dass Jesus tot war, befahl er, ihm einen Lanzenstich in die Seite zu geben. Das geschah, und man stieß ihn genau ins Herz. Als seine Seite geöffnet war, sah man, dass er wirklich tot war, gestorben an der Krankheit seines Herzens, d.h. an der Liebe seines Herzens. Unser Herr wollte aus mehreren Gründen, dass seine Seite geöffnet wurde. Der erste Grund war, dass man die Gesinnungen seines Herzens sehe; das sind die Gedanken der Liebe und herzlicher Zuneigung für uns. Dadurch sollten wir sehen, wie sehr er danach verlangt, uns seine Gnaden und Segnungen zu schenken, ja sogar sein Herz."
    (DASal 9,245)

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