Braut


  • "Freilich, Theotimus, gibt uns der göttliche Bräutigam jetzt schon, da wir noch in der Erwartung des feierlichen Kusses unzertrennlicher Vereinigung in der himmlischen Herrlichkeit stehen, oft den Liebeskuß durch tausendfache Empfindungen seiner liebreichen Gegenwart. Küßte er die Seele nicht, so würde sie nicht angezogen und auch nicht dem Duft der Salben des Bräutigams nacheilen (Hld 1,1.3). Deshalb sagt auch der hebräische Text und mit ihm die griechische Übersetzung in aller Einfalt:„Er küßte mich mit den Küssen seines Mundes“ (Hld 1,1). Weil aber diese im Vergleich zur Glorie geringen göttlichen Liebkosungen nur Vorbereitungen und Schattenbilder jenes ewigen Vermählungskusses in der Ewigkeit sind, so faßt die ehrwürdige lateinische Übersetzung (Vulgata) die Küsse der Gnade in dem einen Kuß der Glorie zusammen und drückt die Sehnsucht der Braut mit folgenden Worten aus: „Er küßte mich mit einem Kuß seines Mundes,“ gleichsam als wollte sie sagen, unter allen Liebkosungen, die der Geliebte meines Herzens oder das Herz meiner Seele mir bereitet hat, verlange und strebe ich einzig allein nach jenem erhabenen Kuß der Vermählung, der ewig dauert und der einzige Kuß ist, der diesen Namen wirklich verdient, weil alle anderen Liebesbezeigungen mehr Vorboten jener künftigen Vereinigung mit dem göttlichen Bräutigam als diese selbst sind."
    (DASal 3,179 -180)

  • "Weil die schöne, keusche Rebekka die Kamele Isaaks tränkte, wurde sie zu seiner Gemahlin erkoren und empfing von ihm goldene Ohrgehänge und Armspangen. Ich führe Gottes geliebte Schäflein zu den heiligen Wassern der Frömmigkeit; darum erhoffe ich mir von seiner unermeßlichen Güte, daß er meine Seele zu seiner Braut erhebe, an mein Ohr die goldenen Worte seiner heiligen Liebe dringen lasse und meinen Armen die Kraft verleihe, diese Liebe auch in der Tat zu verwirklichen; denn darin besteht doch das Wesen der wahren Frömmigkeit. So bitte ich seine göttliche Majestät, diese Frömmigkeit den Kindern seiner Kirche zu verleihen, der ich ja für immer meine Schriften, meine Handlungen, meine Worte, mein Wollen und mein Denken unterwerfe."
    (DASal 1,29)

  • "Eine Seele, die nach der Ehre einer Braut des Gottessohnes strebt, muß den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen (Eph 4,22ff). Sie muß sich von der Sünde abkehren, alles entfernen und herausschneiden, was der Gottesliebe hinderlich und schädlich ist. Sind wir von den unreinen Säften gereinigt, so ist dies der Anfang unserer Genesung."
    (DASal 1,40-41)

  • "Das ist keine bloße Einbildung, sondern die reine Wahrheit; wenn auch wir ihn nicht sehen, er betrachtet uns doch von oben, – der hl. Stephanus sah ihn im Augenblick seines Martertodes (Apg 7,55) – so daß wir mit der Braut des Hoheliedes sagen können: „Er ist hinter der Wand, er schaut durch das Fenster, er blickt durch die Gitter.“(Hld 2,9)"
    (DASal 1,74)

  • "Das nennt der göttliche Bräutigam „an die Tür klopfen“(Hld 2,5), dem Herzen der Braut zusprechen (Jes 40,2; Hos 2,14), sie aufwekken, wenn sie schläft (Hld 5,2), sie rufen und wieder rufen, wenn sie abwesend ist (ebd. 2,10ff), sie zum Honig, zum Pflücken der Äpfel und Blumen im Garten einladen (ebd. 5,1; 6,1), singen und seine liebliche Stimme an ihr Ohr dringen lassen (ebd. 2,14)."
    (DASal 1,95)

  • "Denn wie es ein gutes Zeichen und sehr nützlich ist, wenn man gern das Wort Gottes als äußere Einsprechung hört, so ist es doch auch gut und Gott wohlgefällig, wenn man an inneren Einsprechungen Freude hat. Von dieser Freude spricht die heilige Braut: „Meine Seele ist zerflossen, als mein Geliebter sprach“ (Hld 5,4). So ist auch ein junger Mann sehr zufrieden und fühlt sich glücklich, wenn das Mädchen, dem er huldigt, sich über seine Aufmerksamkeit freut."
    (Dasal 1,96)

  • "Erinnere dich, daß die Braut im Hohelied den Honig nicht nur auf der Zunge und auf den Lippen hat, sondern auch im Herzen (Hld 4,11), und nicht nur Honig, sondern auch Milch. So sollen nicht nur unsere Worte voll Milde gegen den Nächsten sein, sondern auch unser Herz, unsere ganze Gesinnung. Und nicht nur duftenden Honig sollen wir haben, d. h. Höflichkeit und Liebenswürdigkeit im Verkehr mit Freunden, sondern auch süße Milch für die Hausleute und Nachbarn."
    (DASal 1,132)

  • "Von den Händen der Braut im Hohelied träufelt Myrrhe (Hld 1,13;3,6; 5,5; 5,13), eine Flüssigkeit, die vor Fäulnis bewahrt; auf ihren Lippen liegt ein purpurrotes Band, ein Zeichen der Sauberkeit ihrer Worte; ihre Augen gleichen denen der Taube wegen der Klarheit ihres Blickes; ihre Ohren tragen goldene Gehänge als Merkmal ihrer Unschuld. So soll ein frommer Mensch sein: keusch, rein und sauber die Hände, die Lippen, die Ohren, die Augen und der ganze Leib."
    (DASal 1,142)

  • "Wie es von der Braut im Hohelied (4,11) heißt, so laß den köstlichen Honig der Frömmigkeit und des Göttlichen bald in dieses, bald in jenes Herz träufeln und bitte Gott im stillen, dieser heilige Tau möge bis ins Innerste deiner Zuhörer dringen."
    (DASal 1,172)

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