Die Lehre von den kleinen Tugenden
Der heilige Franz von Sales blieb in seiner Lehre auf dem Boden der Wirklichkeit. Das Ziel des Lebens soll zwar nichts weniger als die Vollkommenheit oder die Heiligkeit sein, den Weg dorthin kommt man aber nur Schritt für Schritt. Und diese Lebens-Methode des "Schritt für Schritt" oder "Jeden Tag neu" kommt bei Franz von Sales am besten zum Ausdruck, wenn wir uns seine Lehre über die "kleinen Tugenden" ansehen: „Gefällt es Gott, uns zur Vollkommenheit der Engel zu erheben, dann werden wir auch gute Engel sein. Vorläufig aber üben wir uns einfach, demütig und eifrig in den kleinen Tugenden, deren Erwerb der Herr unserer Sorge und unserem Eifer anvertraut hat, in Geduld, Herzensabtötung, Demut und Armut, im Gehorsam, in der Keuschheit, in der Liebe zum Nächsten, im Ertragen unserer Fehler, in der Sorgfalt und im heiligen Eifer.“ (DASal 1,112) Große Tugenden zu üben, so Franz von Sales, kann leicht eine Überforderung des Menschen bedeuten, aber kleine Tugenden üben kann jeder und überfordern nicht. Gelegenheiten Großes und Außergewöhnliches zu tun, sind selten, aber die Kleinigkeiten, die mich wieder einen Schritt näher zur Vollkommenheit bringen, begegnen mir jeden Tag. Daher lautet auch das Motto des heiligen Franz von Sales "Wenig und gut" (DASal 7,212) oder "Nicht Außergewöhnliches tun, sondern das Gewöhnliche außergewöhnlich gut tun." Die Lehre von den kleinen Tugenden bildet daher ein wesentliches Fundament für die salesianische Spiritualität.
Weitere Aussagen des heiligen Franz von Sales zu den Tugenden siehe unter Zitate-Tugend.