Geist
- "Vor allem aber empfehle ich dir das Gebet des Geistes und des Herzens, ganz besonders jenes, das zum Gegenstand das Leben und Leiden des Heilands hat. Wenn du ihn oft betrachtest, wird deine Seele von ihm erfüllt, du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen."
(DASal 1,71)
- "Ich fürchte tatsächlich den Geist des Zwanges und des Trübsinns. Nein, meine liebe Tochter! Ich wünsche, dass Sie ein weites und großes Herz voll Demut haben auf dem Weg unseres Herrn, aber zugleich ein Herz voll Demut, Milde und Zucht."
(DASal 5,70)
- "Ich liebe vor allem diese drei kleinen Tugenden: die Güte des Herzens, den Geist der Armut und die Einfachheit des Lebens; und diese niedrigen Übungen: Kranke besuchen, Armen dienen, Betrübte trösten und ähnliche; alles aber ohne Ungestüm in wahrer Freiheit."
(DASAl 5,96)
- "Die christliche Herde wird vom Heiligen Geist geführt, aber unter dem Amt und der Leitung ihres Hirten. Der geht aber nicht leichtfertig vor, sondern ruft nach Bedarf die anderen Hirten zusammen, erwägt die Wahrheit des Wortes Gottes, tritt vor seinen Gott mit seinen Gebeten, und wenn er sich auf diese Weise gewissenhaft nach dem rechten Weg erkundigt hat, bricht er beherzt auf. Glücklich, wer ihm folgt und sich der Leitung seines Stabes fügt; glücklich, wer sein Schiff besteigt, denn er nährt sich mit der Wahrheit, er landet im Hafen der heiligen Lehre."
(DASal 10,223f)
- "Es ist vor allem notwendig, dass du nach der Betrachtung die Entschlüsse, die du in ihrem Verlauf gefasst hast, festhältst und tagsüber sorgfältig ausführst. Sie sind ja die große Frucht der Betrachtung, ohne die sie nicht nur unnütz, sondern oft sogar schädlich ist, weil bloß betrachtete, aber nicht geübte Tugenden Geist und Herz nur aufblähen."
(DASal 1,78f)
- "Nein, man darf den Geist nicht überlasten durch Überanstrengung des Leibes; das sagte schon der hl. Franziskus zu seinen Jüngern."
(DASal 5,166)
- "Reich im Geiste ist, wer die Reichtümer in seinem Geist oder den Geist immer in seinen Reichtümern hat. Arm im Geist dagegen ist, wer keine Reichtümer in seinem Geist und seinen Geist nicht in den Reichtümern hat."
(DASal 1,143)
- "Und wenn wir die Handlungen des Nächsten betrachten, dann sei es nur unter dem günstigsten Gesichtswinkel. Und wenn wir weder die Tat, noch die Absicht eines Menschen entschuldigen können, von dem wir anderseits wissen, dass er gut ist, dann urteilen wir nicht darüber, entfernen wir das aus unserem Geist und überlassen wir Gott die Beurteilung."
(DASal 5,381)
- "Ein Stück Fleisch zurückweisen, um ein anderes zu nehmen, herumzustochern und nichts gut zubereitet oder appetitlich genug zu finden, bei jedem Stück geheimnisvoll tun, das verrät ein verweichlichtes Herz, einen auf Schüssel und Fleischplatten eingestellten Geist."
(DASal 1,166)
- "Wir müssen in dieser Welt leben, als ob unser Geist im Himmel und unser Leib im Grabe wäre."
FRANZ VON SALES (nach Camus, S. 191)
- "Philosophische Weisheit und Denkkraft sind oft bei jungen Leuten zu finden, die damit ihren Geist beschäftigen, ohne in ihrem Gemüt irgendeine gute Regung hervorzurufen. In den Händen der Alten aber soll diese Weisheit nur dazu dienen, ihnen die wahre Wärme der Frömmigkeit zu schenken."
(DASal 6,52)
- "Spott ist eine der schlechtesten Geistesanlagen. Gott hasst dieses Laster aufs tiefste und hat es vormals schwer bestraft. Nichts ist der Liebe und noch mehr der Frömmigkeit so entgegengesetzt wie die Verachtung des Nächsten."
(DASal 1,174)
- "Die Eigenliebe, die Hochschätzung unser selbst und die falsche Geistesfreiheit, das sind Wurzeln, die man nicht leicht aus dem Menschenherzen reißen kann. Man kann nur verhindern, dass sie ihre Früchte, die Sünden, hervorbringen."
(DASal 7,125)
- "Eines der besten Kennzeichen für die Güte der Eingebungen, zumal der außergewöhnlichen, ist Friede und Ruhe des Herzens, das sie empfängt. Denn der göttliche Geist ist wohl gewaltig, aber von einer sanften, milden, friedlichen Gewalt."
(DASal 4,111)
- "So wird Christus heute in der Nacht geboren, unsichtbar, auf eine Weise, die dem menschlichen Geist unbegreiflich ist."
(DASal 9,158)
- "Wenn der menschliche Geist ernsthaft erwägt, was der Glaube ihm vom höchsten Gut sagt, wird der Wille sogleich von einem außerordentlichen Wohlgefallen an ihm erfasst. Da er es aber noch nicht besitzt, erweckt es in ihm eine heiße Sehnsucht nach seiner Gegenwart."
(DASal 3,140)
- "Durch das Zusammentreffen mit so vielen guten Menschen wurden die Entschlüsse und mein Geist erneuert, was in meinem Beruf notwendig ist."
(DASal 8,216)
- "Ich habe immer dafür gehalten, dass der Geist der Heimsuchung ein Geist tiefer Demut gegen Gott und Sanftmut gegen den Nächsten ist. Je weniger körperliche Strengheiten, desto mehr Herzensgüte."
(DASal 2,191)
- "Die Beweggründe der göttlichen Vorsehung wären sehr armselig, würden wir kleinen Geister sie einsehen."
(DASal 3,225)
- "Die Beharrlichkeit, ist wegen der Flatterhaftigkeit und Unbeständigkeit des menschlichen Geistes am schwersten zu erfüllen. Denn heute tun wir eine Arbeit gern, morgen können wir sie schon nicht mehr ansehen. Wollten wir allen Einfällen unseres Geistes folgen und wäre dies möglich, ohne Anstoß zu erregen und Schande auf uns zu laden, dann erlebten wir nichts als fortwährende Veränderungen. Heute wäre man Jesuit, morgen Kapuziner und übermorgen wieder auf der Suche nach irgend etwas anderem. Dieser oder jener Ehemann, der sein Leben lang mit seiner Frau in gutem Einvernehmen gelebt hat, hätte sicher ein Dutzend Mal die Frau gewechselt, wenn er gekonnt hätte. Wir würden wahrhaftig noch Vater und Mutter wechseln, wenn es ginge, so sonderbar ist die Unbeständigkeit des menschlichen Geistes."
(DASal 2,141)
- "Cassian erzählt, ein Jäger habe den heiligen Evangelisten Johannes eines Tages mit einem Rebhuhn auf dem Arm angetroffen, das er streichelte und mit dem er spielte; der Jäger konnte nicht verstehen, wie ein solcher Mann seine Zeit mit so gewöhnlichen Dingen vertun konnte, worauf der Heilige ihn fragte: 'Warum trägst du deinen Bogen nicht immer angspannt?' Der Jäger antwortete: 'Wäre der Bogen immer gespannt, dann hätte er nicht mehr die Kraft zurückzuschnellen, wenn man ihn braucht.'- 'Wundere dich als nicht', erwiderte der Apostel, wenn auch ich die angestrengte Aufmerksamkeit des Geistes ein wenig vermindere, um mich zu erholen; nachher kann ich mich umso frischer der Betrachtung widmen.'"
(DASal 1,185)
- "Der Mensch ist Vollendung des Weltalls, der Geist Vollendung des Menschen, die Liebe Vollendung des Geistes und die göttliche Liebe Vollendung der Liebe. Daher ist die göttliche Liebe Ziel, Vollendung und Krönung des Weltalls."
(DASal 4,168)
- "Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass man sich den Notwendigkeiten der Zeit, des Ortes, des Anlasses und unserer Aufgaben anpassen muss. Ich gestehe Ihnen, dass ich keine Bedenken habe, von meiner Lebensordnung abzuweichen, wenn mich der Dienst meiner Herde festhält; denn dann muss die Liebe stärker sein als unsere eigenen Neigungen, so gut sie unsere Eigenliebe uns auch erscheinen lässt. Als ich diese Schrift verfasste, die ich Ihnen sende, war meine Absicht nicht, mich einzuengen, sondern vielmehr, mir eine Ordnung zu geben, ohne mich zu irgendwelchen Gewissensskrupeln zu verpflichten, denn Gott hat mir die Gnade verliehen, die hochheilige Freiheit des Geistes ebenso zu lieben wie die Zügellosigkeit und Leichtfertigkeit zu hassen."
(DASal 12,22)
- "Ignatius von Loyola aß am Aschermittwich Fleisch auf die bloße Anordnung des Arztes hin, der es wegen einer Unpässlichkeit für notwendig hielt. Ein engherziger Geist hätte sich drei Tage lang bitten lassen."
(DASal 5,64)
- "Meine liebe Tochter, Ihr Geist war aber in diesen zwei bis drei Tagen der Fastenzeit ganz verwickelt. Das wundert mich keineswegs, denn Sie haben einen so empfindsamen und eifersüchtig über Ihre Entschlüsse wachenden Geist, dass Sie alles, was ihm gegen den Strich geht, deutlicher empfinden wie nichts sonst; und ich habe ihnen schon tausendmal gesagt, meine liebe Tochter, dass wir in unseren Aufgaben nicht so übergenau sein dürfen."
(DASal 5,166)
- "So stieß auch unser göttlicher Erlöser, dem Tod nahe, unter Tränen einen lauten Schrei aus und rief: 'Ach Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist' (Lk 23,46)... ein Wort, durch welches der geliebte Sohn das erhabenste Zeugnis seiner Liebe zum Vater ablegte."
(DASal 4,153)
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