Tugend

  • „Nun sage ich, Theotimus, es kann wohl vorkommen, dass eine ganz kleine Tugend in einer von glühender Liebe beherrschten Seele mehr Wert hat als selbst das Martyrium in einer Seele, in der die Liebe matt, schwach und schwunglos ist. So waren die kleinen Tugenden Unserer lieben Frau, des hl. Johannes und anderer großer Heiligen vor Gott wertvoller als die erhabensten Tugenden manch kleiner Heiligen und so sind die kleinsten Liebesakte der Seraphim feuriger als die stärksten des niedersten Engelchores; ist ja doch auch der Gesang der noch ungeübten Nachtigallen viel harmonischer als der der geübtesten Stieglitze. “
    (DASal 4,237)

  • „Gefällt es Gott, uns zur Vollkommenheit der Engel zu erheben, dann werden wir auch gute Engel sein. Vorläufig aber üben wir uns einfach, demütig und eifrig in den kleinen Tugenden, deren Erwerb der Herr unserer Sorge und unserem Eifer anvertraut hat, in Geduld, Herzensabtötung, Demut und Armut, im Gehorsam, in der Keuschheit, in der Liebe zum Nächsten, im Ertragen unserer Fehler, in der Sorgfalt und im heiligen Eifer.“
    DASal 1,112

  • „Gehen wir indes weiter, meine liebe Tochter, durch diese niedrigen Täler der bescheidenen und kleinen Tugenden. Wir werden Rosen unter Dornen sehen, Nächstenliebe, die inmitten von inneren und äußeren Kümmernissen hervorleuchtet; Lilien der Reinheit, Veilchen der Selbstüberwindung, und was weiß ich noch. Ich liebe vor allem diese drei kleinen Tugenden: die Güte des Herzens, den Geist der Armut und die Einfachheit des Lebens; und diese niedrigen Übungen: Kranke besuchen, Armen dienen, Betrübte trösten und ähnliche; alles aber ohne Ungestüm in wahrer Freiheit. Nein, unsere Arme sind noch nicht lang genug, um die Zedern des Libanon zu erreichen; begnügen wir uns mit dem Schilfrohr der Täler. “
    (DASal 5,96)

  • „Gott belohnt seine Diener nicht nach der Würde des von ihnen ausgeübten Amtes. Ich meine damit nicht, dass man diese hohen und erhabensten Tugenden nicht anstreben soll, aber dass man sich in den kleinen Tugenden üben muss, ohne die die großen Tugenden oft falsch und trügerisch sind. Lernen wir doch, geringschätzige Worte gerne zu erdulden, die darauf abzielen, unsere Meinungen und Ratschläge herabzusetzen; dann erst werden wir lernen, ein Martyrium zu ertragen, unsere "Vernichtung" in Gott und Unempfindlichkeit allen Dingen gegenüber zu unternehmen. “
    (DASal 5,377)

  • „Gehen wir hübsch auf dem Lande, da die hohe See uns Schwindel im Kopf und Übelkeit verursacht. Halten wir uns zu Füßen unseres Heilands mit der hl. Magdalena (Lk 10,39), deren Fest wir heute feiern; üben wir gewisse, unserer eigenen Kleinheit entsprechende kleine Tugenden. Lassen wir uns nicht in Dinge ein, die über unser Vermögen gehen. Diese kleinen Tugenden werden mehr im Herabsteigen als im Emporsteigen geübt und sind daher der Kraft unserer Beine angepasst: Geduld haben, den Nächsten ertragen, Hilfsbereitschaft, Demut, ein freundlicher Mut, Liebenswürdigkeit, Duldsamkeit unserer eigenen Unvollkommenheit gegenüber, solche kleine Tugenden also. “
    (DASal 6,41)

  • „Wollen wir nicht zu schnell Engel sein; seien wir kleine Kücken unter dem Flügel der Mutter, denn wir können noch nicht fliegen. Üben wir die kleinen Tugenden, die uns angemessen sind und nicht so glänzen. “
    DASal 12,383

  • „Jeder soll die seinem Beruf entsprechenden Tugenden üben. Die Tugenden einer Witwe sind: Demut, Geringschätzung der Welt und ihrer selbst, sowie Einfachheit. Sie übt sie in der Liebe zur eigenen Niedrigkeit und im Dienst an Armen und Kranken; ihr Platz ist zu Füßen des Kreuzes; ihr Rang ist der letzte; ihr Ruhm ist es, verachtet zu werden; ihre Krone sei ihre Armseligkeit: alles kleine Tugenden. “
    (DASal 5,377f)

  • "Wortspiele aber und Neckereien, die man einander bei fröhlicher, anständiger Unterhaltung zuwirft, gehören zur Tugend, die bei den Griechen Eutrapelia, bei uns Geselligkeit heißt. Man neckt einander fröhlich und spaßt miteinander in harmloser Weise über die kleinen Fehler und Menschlichkeiten, die jeder aufweist."
    (DASal 1,174)

  • "Glaube mir, die Frömmigkeit ist das Schönste, was es gibt. Sie ist die Königin der Tugenden, die Vollendung der Liebe. Ist die Liebe eine Pflanze, dann ist die Frömmigkeit ihre Blüte; ist sie ein Edelstein, dann ist die Frömmigkeit sein Glanz; ist sie ein kostbarer Balsam, dann ist die Frömmigkeit dessen Duft, ein lieblicher Duft, der die Menschen erquickt und die Engel erfreut."
    (DASal 1,36f)

  • "Es ist eine Tatsache, dass die guten Pfarrer nicht weniger notwendig sind als die guten Bischöfe. Die Bischöfe arbeiten vergebens, wenn sie nicht sorgsam darauf bedacht sind, ihre Pfarrkirchen mit frommen Pfarrern von vorbildlichem Lebenswandel und ausreichender Gelehrsamkeit zu besetzen. Sie sind ja die unmittelbaren Hirten, die den Schafen vorangehen (Joh 10,4), sie den Weg zum Himmel lehren und ihnen das Beispiel geben sollen, dem sie folgen müssen. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass sich das Volk leicht zu Übungen der Frömmigkeit bereit fand, wenn es Geistliche hatte, die es durch das Wort Gottes und ihr gutes Beispiel anspornen, das Laster zu fliehen und die Tugend zu ergreifen. Umgekehrt wandte sich das gewöhnliche Volk sehr leicht von der Übung der christlichen Tugend ab, wenn seine Priester unwissend waren, von geringer Sorge für das Heil der Seelen und von schlechtem Lebenswandel."
    (DASal 12,108f)

  • "Die wahre und lebendige Freundschaft kann unter Sünden nicht bestehen. Man sagt, der Salamander lösche das Feuer aus, in das er sich hineinlegt; so zerstört die Sünde die Freundschaft, wenn sie sich in ihr einnistet. Taucht die Sünde nur vorübergehend auf, dann jagt die Freundschaft sie durch Zurechtweisung in die Flucht; hält sie sich aber auf und bleibt, dann muss die Freundschaft an ihr zugrundegehen, denn sie kann nur bei echter Tugend bestehen."
    (DASal 1,162)

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