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Eine mutige Entscheidung: 15. Januar 1906
Von Eichstätt nach Wien: 1926-1932
Unter der Nazi-Diktatur: 1933-1945
Neuanfang und Aufschwung: 1946-1956
Zeit der Umbrüche: 1957-1969

Alles neu : 1970-1982

Verstärkt salesianisch: 1983-1999
Das neue Jahrtausend: seit 2000
 

Unter der Nazi-Diktatur
1933-1946


LICHT 1932

Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers begann auch für LICHT der ständige Kampf mit dem Reichsverband der deutschen Presse. Es musste nicht nur um jedes Gramm Papier gefeilscht werden, es wurde auch jeder Artikel geprüft, ob er dem entspricht, was die Nazis unter „kirchlicher Presse“ verstanden, und ob die Beiträge nicht gegen die „Werte des Nationalsozialismus“ zu Felde ziehen.

Beschlagnahmung

Zweimal bestand LICHT diese Prüfung nicht. Sowohl LICHT 1/1932 als auch LICHT 1/1934 wurden beschlagnahmt. In LICHT 1/1932 waren es folgende Sätze, die den neuen Machthabern zu viel waren und – wie es in der schriftlichen Begründung der Reichspressekammer hießt – „den Nationalsozialismus als einen der Hauptfeinde des katholischen Glaubens charakterisiert“:
NS-Brief: Licht wird beschlagnahmt„Weihnachten ist das Fest der Liebe … O wären wir doch von dieser beseligenden Liebe bis in die tiefsten Tiefen unserer Seele durchdrungen! Es gäbe … keinen hassenden Nationalismus und keinen wütenden Bolschewismus auf dieser Welt“ (Seite 6-7). Und: „Auch bei uns (in Deutschland) deuten viele Anzeichen auf Sturm. Bei den politischen Stimmabgaben der letzten Monate wächst heidnischer Gewaltwille von links und rechts lawinenartig an“ (Seite 24).
In LICHT 1/1934 werden folgende Sätze P. Reisingers als Stimmungsmache für einen Kulturkampf gegen den Nationalsozialismus aufgefasst:
„Der gläubige Katholik wird auch nie feige seine Überzeugung wirtschaftlichen Vorteilen zum Opfer bringen. Um solcher wegen wird er weder selbst dort mittun, wo es ihm sein Gewissen verbietet, noch wird er seine Kinder denen anvertrauen, die für ihre religiöse Erziehung nicht Sorge tragen, nur um sich die Gunst mächtiger zu sichern … Jedes Gotteskind muss auch ein Gotteskämpfer werden. Wir gehören der streitenden Kirche an. Wer den Kampf scheut, ist ein unwürdiges Glied derselben … Ein Gotteskämpfer kämpft dann für Gott, wenn gegen seine Kirche Sturm gelaufen wird. Er duckt sich nicht feige unter die Wogen, die gegen den Felsen Petri heranrollen, sondern stemmt sich ihnen tapfer entgegen, mag es ihm auch sein Vermögen und sein Leben kosten. Nie und nirgends hat es gottlob an Helden gefehlt, die mit dem Preise ihres Blutes den Wiederaufstieg der gepeinigten Kirche bezahlt haben“ (Seite 5-5).

P. Peter GrafWeiter Konsequenzen

P. Peter GineigerEine weitere Konsequenz der Nazidiktatur war, dass der Österreicher P. Reisinger nicht mehr Schriftleiter eine „deutschen Zeitschrift“ sein durfte. Daher übernahm von 1934 bis 1935 P. Peter Graf (1905-1983) und von 1936-1939 P. Peter Gineiger (1882-1943) offiziell die Schriftleitung. Der wahre und federführende Chefredakteur blieb allerdings P. Reisinger, selbst noch nach seiner Ernennung zum 4. Provinzial der Österreichisch-Süddeutschen Provinz der Sales-Oblaten im Jahre 1937.
Die Beiträge im LICHT mussten allerdings unpolitischer werden. Nach einer Bestimmung der Reichspressekammer vom 17. Februar 1936 hat jeder Beitrag und jedes Foto einer kirchlichen Zeitung „ihren Ursprung im Religiösen“ zu nehmen. Ist das nicht der Fall, so kann dies die sofortige Einstellung der Zeitung zur Folge haben.
1937 wurde das LICHT deshalb verwarnt, weil ein Beitrag über die „Winterzeit in Afrika“ und die dazugehörenden Bilder diese Bestimmungen offenbar verletzten.
Im Archiv des Franz Sales Verlages existiert noch heute der Schriftverkehr zwischen der Reichspressekammer und dem Verlag, in dem deutlich wird, wie sehr die Nationalsozialisten versuchten, mit allen möglichen Schikanen das Erscheinen von LICHT zu verhindern. Das beste Argument war dabei stets die „Papiernot“.
Aufgrund dieser „Papiernot“ konnte das LICHT nicht jedes Mal im vollen Umfang von 32 Seiten erscheinen, sondern musste immer wieder einmal um einige Seiten reduziert werden. Aufgrund der „Papiernot“ verhinderten die Nationalsozialisten, dass der riesige Erfolg, den die Zeitschrift in diesen Jahren erlebte, nicht noch größer ausfiel. In den 1930-iger Jahren stieg die Auflage von LICHT auf die Rekordmarke von 30.000 Stück. Sie hätte noch größer sein können, wäre diese „Papiernot“ nicht gewesen.

Zum Kloster umgebautes Gasthaus im Rosental, 1937Verlegung ins Rosental

Die neuen Machthaber erwirkten auch eine Verlegung des Franz Sales Verlages in Eichstätt. 1934 erfuhren die Sales-Oblaten durch einen vertraulichen Hinweis, dass ihr Standort im Spitalsbau der Willibaldsburg den Nazis ein Dorn im Auge ist und sie damit rechnen müssen, dass der Mitvertrag mit der Stadt Eichstätt, der nur bis 1937 gültig war, nicht mehr verlängert werden wird. Wiederholte Hausdurchsuchungen und andere Schikanen deuteten ebenso darauf hin, dass die Sales-Oblaten, die in Eichstätt vor allem durch ihre großartige Jugendarbeit bekannt und beliebt waren, von dort verschwinden sollten.
Sofort machte man sich auf die Suche nach einem neuen Wohnsitz und fand ihn im nahen Rosental, wo ein altes Gasthaus mit Bierlager zum Verkauf anstand. Es diente zuletzt dem Eichstätter Caritasverband als Jugendherberge, war aber inzwischen geschlossen worden. Noch im selben Jahr begannen die ersten Sales-Oblaten dieses Gasthaus zu einem Kloster umzubauen. 1937 konnten dann alle Sales-Oblaten samt Franz Sales Verlag und Druckerei in das neu errichtete Kloster, dem Salesianum Rosental, umziehen.

NS-Brief: Licht wird eingestelltKrieg und Ende

Zwei Jahre später, am 12. September 1939, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, kam allerdings dann trotzdem das Aus. Die Reichspressekammer schrieb: „Unter Bezugnahme auf mein Rundschreiben 10/1939 ersuche ich Sie, die weitere Herausgabe Ihrer Zeitschrift ‚Das Licht’ ab sofort einzustellen.“
In der letzten LICHT-Ausgabe (6/1939) wird daher den Lesern mitgeteilt: „Infolge der Kriegsersparungsmaßnahmen kann auch unsere Zeitschrift im neuen Jahr wie viele andere nicht mehr erscheinen. Sie werden sicher dieses Maßnahme Verständnis entgegenbringen. – Damit soll freilich die Verbindung zu Ihnen nicht aufhören. Wie bisher werden wir auch weiter für Sie beten. Auch Sie können uns durch das Gebet viel helfen.“
Erst 1946, nach der großen Tragödie des Zweiten Weltkrieges und dem Zusammenbruch des Dritten Reiches, konnte LICHT wieder erscheinen.


P. Herbert Winklehner ist Oblate des hl. Franz von Sales, Leiter des Franz Sales Verlages und Chefredakteur der Zeitschrift LICHT


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